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Starke Kinder durch starke Eltern

Die Kita der Zukunft beginnt mit den (werdenden) Eltern

MdB Fechner: ein Leuchtturmprojekt der Kinderpolitik das weit strahlt

Hier alle Projektbeteiligten „Starke Kinder durch starke Eltern“ auf einem Bild.

Am Samstag drehte sich in Herbolzheim alles um das Thema „Kinder, Familie und Bildung“. Am Vormittag wurde ein Fazit gezogen zum Projekt „Starke Kinder durch starke Eltern“, am Nachmittag der neue Skulpturenpark – ein großartiges Ergebnis des Vormittags, eingeweiht. Das Projektteam und die beteiligten Akteure zeigten die bisher gewonnenen Erkenntnisse und umgesetzten Aktionen auf. Ein bunter Reigen an Ergebnissen und Visionen des Projekts zum Wohl der Familien und vor allem der Kinder in Herbolzheim, der auf weitere Bereiche übertragen und genutzt werden kann.

Im „3. Kommunalen Bildungsdialog Herbolzheim“ begrüßte Bürgermeister Thomass Gedemer und sagte gleich zu Beginn: „Kinder brauchen Herausforderungen, an denen sie wachsen können, Vorbilder um sich zu orientieren und eine Gemeinschaft in der sie sich geborgen fühlen“.

Bürgermeister Thomas Gedemer und der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner im Skulpturenpark, der das Herbolzheimer Projekt als „Leuchtturm“ bezeichnete.

„Andere gehen in Therapie, ich gehe einfach in die Kita“

Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner verfolgte hoch interessiert den Tag in Herbolzheim und drückte später seine Begeisterung aus. Mit den 600.000 Euro Förderung des Bundes, die in den vergangenen ein einhalb Jahren in das Projekt investiert wurden, sei viel auf die Beine gestellt worden. Seiner Meinung nach müsse dieses Projekt in Herbolzheim fortgeführt werden. „Ein Projekt von der Hebamme bis zur Schulsozialarbeit und überwiegend durch engagierte Frauen entstanden, deshalb ist es auch so gut“, sagte der Abgeordnete. Sein Standpunkt: „Was in Herbolzheim entstanden ist, wirkt als Leuchtturm der Kinderpolitik weit über Herbolzheims Grenzen hinaus.“ Das Land entscheide zwar, wie es weitergehen könnte, aber er werde gleich einen Brief schreiben mit der Überzeugung der sinnvollen Investition hier vor Ort. Bürgermeister Gedemer ergänzte, dass 12 Städte ausgewählt wurden bei dieser Förderung, neben Großstädten wie Tübingen, Heidelberg oder Karlsruhe sei es wichtig auch in Größenordnungen wie Herbolzheim vertreten zu sein.

Buntes Treiben und ein Tanz mit Eltern und Kindergartenkindern beim Familientag im Skulpturenpark.

Auf der Zielgraden – aber noch lange nicht am Ziel

Das Projekt, das vor zwei Jahren gestartet ist, wurde am Samstagvormittag ausführlich in bewegten Bildern und den jeweiligen Akteuren vorgestellt. Einig war man sich, dass dieser Invest in die Kinder und Familien später Psychologen und Sozialarbeiter spart. Dass der Grundstein dabei ganz früh bei den Eltern gelegt werden musss, dass man sich in einer Erziehungspartnerschaft zwischen Kita und Eltern auf Augenhöhe begegnen musss. Professor Reinhard Lohmiller hatte dabei versucht über künstlerische Mittel den Zugang zu den Eltern zu erreichen. Im Rahmen eines „Wir-Gefühls“ wurde ein Skulpturenprojekt erarbeitet, das in jeder der Einrichtungen, um so zu sensibilisieren und anzuregen. Dass Kinder selbstverständlich profitieren, wenn die Einrichtung und die Eltern im Austausch sind, liegt auf der Hand. Dabei seien auch die „Tür- und Angel-Gespräche“ wichtig über beispielsweise Entwicklungsschritte, aber auch anderes. Überraschend erfreulich waren in das Projekt auch viele Väter involviert.

Wichtig: Herbolzheim möchte eine Stadt, ein Ort sein zum Wohlfühlen, in dem Kinder und ihre Bedürfnisse gesehen werden. Dazu wurde übrigens auch ein „Runder Tisch“ installiert, um nachhaltig am Projekt zu bleiben und stets Neues auszuprobieren.

Ab 1. September wirkt Annette Roth bei der Stadt Herbolzheim als pädagogische Fachberatung und Koordinatorin mit Zielgruppe frühkindliche Bildung.

Neue Stelle für frühkindliche Bildung ab September

In Herbolzheim wird es ab 1. September mit Annette Roth eine pädagogische Fachberatung und Koordinatorin mit Zielgruppe „Frühkindliche Bildung“ im Rathaus geben. Mit dem Herbolzheimer Künstler Thorsten Trantow wurde ein Vision-Board erarbeitet, um so den Zielhafen zu definieren. Die Collage bezieht sich auf die Schwangerschaft, Elternschaft, Kita und Grundschule mit Vernetzung aller beteiligten Eirichtungen. Auch ein passendes Logo gibt es für dieses Projekt.

Projektimpulse
Verschiedene Beteiligte stellten ihre Visionen zur Weiterführung der Projektimpulse aus „Starke Kinder durch starke Eltern“ vor. Der Gesamtelternbeirat wird als „Brücke zwischen Eltern und Verwaltung der Stadt“ agieren, hier geht es beispielsweise um Terminabsprachen der verschiedenen Einrichtungen. „Kulturwandel Fachkräfte und die innere Haltung“ ist ein Betrag hierzu von Michaela Hohwieler, Leiterin der Kita Fliederweg. Dabei dreht sich alles um die innere Haltung der Fachkräfte, die unabdingbar für eine optimale Begleitung von Kindern und Eltern im Kita-Kontext steht.

13 Frauen und ein Mann haben sich zum Elternberater ausbilden lassen, um so Wohlfühlorte für die Kinder zu schaffen, die Kinder zu stärken und den Austausch zu fördern. Die Acker-Racker (Kita Fliederweg) haben inzwischen 13 angelegte Beete und tragen die Saat nun weiter. Vorlesen, interkulturelle Elternmentoren, die für Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem stehen. Weil Kinder Herausforderungen brauchen, leistet sich die Stadt Herbolzheim zudem das Waldwerk Höfle, hier stellten Erlebnispädagogen diese Möglichkeit vor. Dass Kinder ein Recht auf Spielplätze haben, erläuterte Thomas Stadelmann, Geschäftsführer von Bagage der pädagogischen Ideenwerkstatt. Gerade fertiggestellt aber noch nicht zum Einweihen, da der Rasen noch anwachsen muss, ist der Kinderspielplatz „Entennest“, der durch Eltern, hier federführend Anne Roßmanith und die Stadt, sowie Bagage entstanden ist.

Deutlich wurde zudem, dass es ein Gemeinschaftsgefühl braucht, um einen Beitrag zu leisten, dass eine Gemeinschaft gelingt. Das Bedürfnis dazuzugehören sei groß. Die Visionsbilder wurden dann veranschaulicht im Rahmen mehrerer Marktstände, die auf die einzelnen Projektideen du Angebote gezielt eingingen.

13 Frauen und ein Mann haben sich zum Elternberater ausbilden lassen, um so Wohlfühlorte für die Kinder zu schaffen, die Kinder zu stärken und den Austausch zu fördern.

Das Projekt „Starke Kinder durch starke Eltern“ im kleinen Überblick:
In einer ganzheitlichen Begleitung von Paaren, (werdenden) Eltern, Alleinerziehenden und Familien liegt eine enorme Chance der indirekten Förderung jedes einzelnen Kindes. Die Möglichkeiten einer wirklichen Erziehungspartnerschaft sollen noch intensiver gestaltet werden. Wo eine frühzeitige, ganzheitliche, niederschwellige und kreative Elternarbeit gelingt, profitieren alle Beteiligten auf Jahre davon. Der Ursprung des Projektes ist die Weiterführung und Intensivierung der Kernthemen, welches im Rahmen des kommunalen Bildungsdialoges, unter dem Arbeitstitel: „Paare stärken – Familien begleiten – Netzwerke knüpfen“, erarbeitet wurden. An dem kommunalen Bildungsdialog sind von der Hebamme über Kita und Sozialarbeit bis hin zu den Schulen viele Bereiche vertreten. Ziel ist es, Herbolzheim mit seinen Ortsteilen noch familienfreundlicher zu gestalten, und auf die kommenden Jahre hinaus ein bereits Spektrum an unterstützenden Angeboten und förderlicher Begleitung für Paare, Eltern und Familien zu bieten.

Mit der Förderung „Trägerspezifische innovative Projekte“ unterstützt das Kultusministerium dabei, innovative Ideen auf der Grundlage von neuesten pädagogischen Erkenntnissen zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen. Das Projektteam der Stadt Herbolzheim wird sich in diesem Jahr intensiv mit dem Thema Elternarbeit in Kitas auseinander setzten und hat sich im wesentlichen folgenden Zielen verschrieben:

  • Erziehungspartnerschaft im Fokus
  • Stärken von Eltern, Familie und Paaren
  • Elternarbeit verstärken und neue Wege ausprobieren
  • Niederschwellige Angebote für (werdende) Eltern schaffen
  • Fachkompetenzen in den Kitas weiterentwickeln und stärken
  • Anpassung an die immer komplexer werdenden Familienmodelle und deren Anforderungen an die Erziehungspartnerschaft
  • Vorbereitung und Unterstützung beim Übergang vom Paar zur Familie
  • Förderung von Beziehungskompetenz von Anfang an

Paare, Alleinerziehende und Familien sollen durch eine deutliche Ausweitung von bestehenden Angeboten und die Einführung neuer kreativer und ganzheitlicher Formen intensiver begleitet werden, damit dadurch so früh als nur möglich eine Erziehungspartnerschaft, die diesen Namen wirklich verdient, zwischen Elternhaus und Kita auf- und ausgebaut werden kann. Wir wollen vor allem auch Paare ansprechen und unterstützen, die zum ersten Mal Eltern werden, damit Vertrauen wächst, sie sich von Anfang an als zentralen Kooperationspartner erleben und sich konstruktiv einbringen.

Groß war das Interesse an den erarbeiteten Skulpturen

Denn: Je stabiler die Paarbeziehung, je wertschätzender die Atmosphäre im Elternhaus, je konstruktiver der Umgang mit Kritik und Konflikten zwischen den Eltern, umso besser sind die Ausgangsbedingungen für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Kindes. Ebenso wollen wir das soziale Miteinander unter und zwischen den Eltern bewusst stärken und ein Forum des Austauschs bieten sowie ein Netz der gegenseitigen Unterstützung knüpfen – zwischen den Jüngeren und Älteren, den Einheimischen und Zugezogenen, den Alleinerziehenden und Paaren. Das Miteinander in der Elternschaft prägt zu einem wesentlichen Teil auch das Miteinander in der gesamten Kita.

Kunst gibt dem Projekt ein besonderes Gesicht
Außerdem wurde am Samstagnachmittag im Rahmen des Familientages der neu installierte Skulpturenpark, welcher in Kooperation mit dem Kunstpädagogen Professor Lohmiller von der Evangelischen Hochschule Freiburg und den Kita-Eltern entstanden ist, eröffnet. Dieser „Lebensweg“ direkt im Stadtpark mit aktuell 14 Skulpturen – drei weitere folgen noch, sind eine deutliche Bereicherung für den Stadtpark. Eltern entwickelten die Kunstwerke im Miniformat, dann wurden diese durch drei bei der Stadt angestellten „Künstler“ in groß umgesetzt. Jörg Sauerburger, Sven Herold und Markus Mössner haben dann mit Lohmiller diese Miniskulpturen in zwei Meter große Skulpturen realisiert. Unter regem Interesse der Bevölkerung gab es einen Rundgang, bei dem die einzelnen Skulpturen erläutert wurden. Da gibt es die „Fußstapfen“ mit dem Hintergrund, ob die Kinder in die Fußstapfen der Eltern treten. Zuerst sind je ein großer und ein kleiner Fußstapfen übereinander und langsam trennen sich diese. Hier, so Lohmiller gehen die Kinder dann ihren eigenen Weg. Wunderbare Skulpturen mit tiefem Hintergrund sind entstanden und laden jetzt ein zu jeder Zeit betrachtet zu werden und sich darauf einzulassen. Beschreibungen finden sich übrigens anbei.

Warum, weshalb, wieso eine Skulptur entstanden ist, das interessierte die Besucher und von Professor Lohmiller bestens erklärt.

Non-verbale Zugänge wurden geschaffen
Lohmiller erläuterte, dass non-verbale Zugänge zu Menschen nutzbar gemacht wurden, um so Kontakte zu eröffnen, Beziehungen aufzubauen und Elternarbeit zu kultivieren. Trotz dezidierter Konzepte in den Einrichtungen würden Eltern und Familien nur teilweise erreicht, und es engagieren sich viele, aber einige können mit den Gesprächs- und Hilfeangeboten nicht erreicht werden. Einige Eltern und Familien sind nur kurz sichtbar, wenn es problematische Situationen mit ihren Kindern gibt. Durch ästhetische/kunstpädagogische niederschwellige Angebote wird ein Wechsel hin zu Familienbildung und Familienbegegnung gesucht, Eltern kommen zur Kreativwerkstatt in die Einrichtung. Dort werden Angebote mit künstlerischen Medien durchgeführt, die speziell auf Eltern und Familien zugeschnitten sind. Damit soll die Erreichbarkeit von Eltern und Familien erhöht und subjektzentriert Themen der Zielgruppe bearbeitbar werden. Ziel einzelner Angebote dabei, die Lebenswelten der Eltern und Familien aufzugreifen und Alltag, Erziehungsstile, Erziehungsziele und individuelles Erleben sowie die Verständigung über Gemeinsamkeiten und kulturelle Unterschiede, die Auseinandersetzung mit Rahmenbedingungen eines „guten“ Lebens zu bearbeiten. Gemeinsam mit den Eltern und Familien werden kunstpädagogische Prozesse initiiert und künstlerische Produkte geschaffen.

Insgesamt wurden kunstpädagogisch mit 14 Einrichtungsbezogenen Elterngruppen in unterschiedlichen Besetzungen und 110 teilnehmenden Eltern gearbeitet.
www.starke-kinder-herbolzheim.de  

Text/Fotos für Region im Blick: Heike Scheiding

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