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Jule Bauer - Markenbotschafterin des Wildberger Schäferlaufs

Jule Bauer ist elf Jahre alt und will Schäfer werden. Als Jungzüchterin präsentiert sie nun erstmals ihre Schafe auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart .

Wer kennt sie nicht? Jule ist das blonde Mädchen, das in seiner Heimatgemeinde Wildberg seit vielen Jahren mit seinem Lieblingsschaf Rila nicht nur das überdimensionale große Werbeplakat für den Schäferlauf, sondern auch die Prospekte ziert.

Jule stammt aus Wildberg und ist mit der Tradition der Schafzucht eng verbunden

„Damals war ich noch klein“, so die Aussage der heute Elfjährigen, die sich daran erinnert, „dass Vater mich und mein Lieblingsschaf in den Wagen gepackt hat, um im Kloster von Wildberg Fotoaufnahmen zu machen.“ Das war vor sechs Jahren. Und der Grund dafür war einfach: „Die Stadt hat nach über 40 Jahren ein neues Motiv für den Schäferlauf gesucht“, so die Aussage von Vater Karl-Martin Bauer. Der Landwirtschaftsmeister führt zusammen mit seiner Frau Nina, der ausgebildeten Tierwirtin, bereits in achter Generation eine Schäferei, deren Fokus auf der Zucht von Merinolandschafe liegt. Und das hat einen ganz besonderen Grund. Denn der württembergische Herzog Ulrich verbot die Haltung von Zaupelschafen, die krankheitsanfällig waren und nur geringe Wollerträge lieferten. Mit der Einfuhr von insgesamt 104 spanischen und französischen Merinoschafen im Herbst 1786 wurde der Grundstein für den Aufbau einer eigenständigen Schafsrasse, dem Württembergischen Schaf, gelegt. Im Jahr 1915 wird dafür der Rassename „Württembergisch veredeltes Landschaf“ festgelegt, das sich durch „einen gut geformten Körper und einen hohen Wollertrag“ auszeichnet und mittlerweile als „Württemberger Lamm“ zu einer geschützten Marke zählt. Mit seiner Zucht achtet Karl-Martin Bauer akribisch auf die markanten Merkmale seiner Schafe, was durch zahlreiche Auszeichnungen zu belegen ist. Zudem ist der Schäfer rund um Wildberg unterwegs, um als Natur- und Landschaftspfleger die Hänge mit seinen Schafen freizuhalten. Wohlgemerkt – mit seinen Schafen. Denn es gibt auch klassische „Ausreißer“, die mittlerweile durch die Pflege und Fürsorge seiner Tochter Jule einen Sonderstatus tragen.

Die Schafe sind Jule ans Herz gewachsen

„Mit Rila bin ich aufgewachsen“, erklärt Jule voller Stolz und streichelt ihr Lieblingstier, das sich durch ein besonders weiches Fell auszeichnet. „Rila hat ganz gerade Beine und könnte im Zuchtbuch ganz oben stehen“, so die fachmännische Auskunft der Teenagerin, die sich lieber im Stall und Hof aufhält, als sich um Hausarbeit zu kümmern. „Könnte“ ist das Zauberwort, das ihren liebgewonnenen Vierbeiner von der Zucht abhält, aber gibt es etwas schöneres, als dafür eine der besten Freundinnen für´s Leben gewonnen zu haben? „Ich habe Rila mit der Flasche großgezogen“, berichtet Jule, die sich voll und ganz auf ihren Liebling konzentriert. „Damals war Jule knapp vier Jahre alt und fast nicht mehr aus dem Stall zu bringen“, sagt der Vater und ergänzt mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht: „Und daran hat sich bis heute eigentlich fast nichts geändert.“ Nach wie vor spielt sich neben der Schule in Neubulach der Lebensmittelpunkt von Jule auf dem Hof und im Stall der Schafe ab. „Ich möchte Schäfer werden“, so der klare Tenor der Wildbergerin, die in diesem Jahr sogar zum ersten Mal beim Schäferlauf teilgenommen hat der die Tradition des Brauchtums- und Heimatfestes ebenso am Herzen liegen wie der Zuchtbetrieb der Familie. Von klein auf ist sie mit Tieren aufgewachsen und durfte schon früh in ihrem Leben Verantwortung für ein kleines Lamm übernehmen, das von der Mutter keine Milch annehmen wollte. Mittlerweile ist der Aufgabenbereich gewachsen, denn neben Rila zählen auch Sindy, Nila und Fenja zu „Ihren“ Schafen. „Die werden von mir versorgt und hören sogar auf´s Wort“.

Auch Fenja wurde mit der Flasche groß gezogen

Nicht ohne Stolz berichtet Vater Bauer über das feine Gespür seiner Tochter, die sich mit viel Geduld, Liebe und Zuneigung den Tieren widmet. „Jule hat alle vier Schafe mit dem Schoppele aufgezogen, und daher sind es nun ihre Tiere.“  Diese dürfen im Vergleich zu vier anderen Schafen im Stall frei auf dem Hof umherlaufen. „Die vier hier werden von mir auf die Hauptprüfung zum Cannstatter Wasen vorbereitet“, berichtet Jule und zeigt auf ein Halfter, mit dem sie die Schafe zum Wettbewerb in Stuttgart führen wird. Zum Schaftag am 26.09.2022 dreht sich für den Teenager alles um die Württembergischen Vierbeiner, doch damit beweist das junge Mädchen auch Courage und Leidenschaft für einen Beruf, den sie in Zukunft auch in der neunten Generation ausführen möchte. 

Text und Bilder Sabine Zoller

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