Vereinbarkeit als Erfolgsfaktor:
Fachtagung zeigt Wege zur Fachkräftesicherung
PFORZHEIM. In stürmischen Zeiten braucht es mehr als nur gute Löhne, um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.

Das Organisationsteam und Referenten der Fachveranstaltung „Stürmische Zeiten“ mit (von links): Prof. Dr. Werner Hagstotz, Kerstin Weipert (TraFoNetz), Michael Kiesswetter, Ines Wolf-Vetter (Kontaktstelle Frau & Beruf), Veronika Burckardt (FamilyNet) sowie Annette Hanfstein und Halimatou Camara (beide Arbeitsagentur), Christine Laupp-Pötzsch (BBQ), Kinga Golomb (Landratsamt Enzkreis), Heidi Mundinac (Silvan Kiefer GmbH Dentallabor), Silke Harnapp (Handwerkskammer Karlsruhe), Sabine El Aidi (Jobcenter Pforzheim), Lea Niewerth (Stadt Pforzheim), Fabienne Kögel (Internationaler Bund Pforzheim), Rebekka Sanktjohanser (IHK Nordschwarzwald), Lidia Niestoruk (TraFoNetz), Jenny Gösche (Q-Prints&Service gGmbH).
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie entwickelt sich zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald lud gemeinsam mit Kooperationspartnern zur Fachtagung ins TurmQuartier der Sparkasse Pforzheim Calw.
Eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und familiären Verpflichtungen ist am Arbeitsmarkt längst von zentraler Bedeutung. Hochqualifizierte Arbeitskräfte legen auf eine exzellente Unternehmenskultur größten Wert: Neben persönlicher Entwicklung suchen sie nach Flexibilität und unbürokratischer Unterstützung bei Notfällen.
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH (WFG), machte deutlich: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger Schlüssel zur Fachkräftesicherung und damit zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen."
TraFoNetz-Projektmanagerin Kerstin Weipert moderierte die Fachtagung und begrüßte gemeinsam mit Annette Hanfstein (Geschäftsführung Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim) rund 50 Gäste. Vertreten waren unter anderem das Bildungswerk BBQ, die IHK Nordschwarzwald, die Handelskammer Karlsruhe, der Enzkreis, die Stadt Pforzheim sowie die Kontaktstelle „Frau und Beruf" Nordschwarzwald und die AgenturQ.
Theater-Darsteller Jörg Bruckschen und Lydia Fuchs sensibilisierten mit Spielszenen für die Bedeutung gelebter Firmenkultur beim beruflichen Wiedereinstieg.

Rund 50 Teilnehmende holten sich bei der Kooperations-Veranstaltung „Stürmische Zeiten“ innovative Anregungen und Praxisbeispiele zum Thema neues Arbeiten.
Keynote-Speaker Michael Kiesswetter beleuchtete das aktuelle Rollenverständnis: „Familienaufgaben werden von den Paaren geteilt – und von beiden Eltern wird gleichzeitig die Verwirklichung im Beruf angestrebt." Er zeigte auf, dass bis 2030 neben Kinderbetreuung auch die Pflege von Angehörigen alle Familien betreffen wird. Besonders eindrucksvoll: 45 Prozent der Arbeitnehmer würden wegen unflexibler Urlaubsplanung den Arbeitgeber wechseln – mehr als bei Benachteiligungen am Arbeitsplatz (42 Prozent). Kiesswetter nannte fünf elementare Faktoren: Unternehmenskultur, flexible Arbeitszeiten und -orte, flexible Urlaubsplanung, Entwicklungsangebote sowie Unterstützungsangebote. Professor Dr. Werner Hagstotz (Marktforschungs-Institut Hagstotz ITM) präsentierte seine Potenzialstudie „Stille Reserve". Im Nordschwarzwald gibt es demnach 22.300 Menschen, die grundsätzlich arbeitsbereit sind, aber keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. 57 Prozent davon sind Frauen zwischen 25 und 59 Jahren, 48 Prozent befinden sich in der Familienphase. Das größte Potenzial sieht Hagstotz bei Frauen nach der Familienphase. Den Abschluss bildeten Best-Practice-Beispiele: Veronika Burckardt von „FamilyNet" und Heidi Mundinac vom Dentallabor Silvan Kiefer berichteten über ihre Praxiserfahrungen mit familienfreundlicher Unternehmenskultur.