„Schwarze Adler“ im Alten Kino in Herbolzheim
Über Vorurteile und Anfeindungen im deutschen Fußball
Für viele Besucherinnen und Besuch war es ein Erlebnis der besonderen Art. Das Alte Kino bot eine Zeitreise zurück in die Kindheit und Jugend einiger Gäste, aber auch die Jüngeren unter ihnen zeigten sich von dieser einmaligen Location beeindruckt. Gezeigt wurde pünktlich zum Start der Fußball-Europameisterschaft und am Abend vor dem Wahlsonntag der Film „Schwarze Adler“.
Für Eric Golob, Inhaber des Alten Kinos, war es selbstverständlich, die Integrationsbeauftragte der Stadt Herbolzheim Tanja Kromer bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Dafür stellte er das Kino kostenfrei zur Verfügung. Vor Filmstart bot das Team vom Gasthaus Schützen verschiedene typische Stadionköstlichkeiten und Getränke an. Viele versuchten mit ihrem Fußballwissen beim EM-Quiz zu punkten. Werner Bürk von der Buchhandlung Bücherwurm hatte dafür Preise zur Verfügung gestellt und bereicherte mit Snacks aus dem Weltladen das Angebot.
Yannick Adler, Geschäftsführer des Bahlinger SC, brachte zum Filmabend noch zwei Eintrittskarten für ein Spiel des Regionalligisten als Preis für das Quiz mit. Der Präsident des FV Herbolzheim Clemens Pflieger berichtete von den Erfahrungen des Vereins: von gelungener Integration durch den Fußball, aber auch von den Herausforderungen und auch aktuell von einer Gruppe junger geflüchteter Männer, die von zwei Ehrenamtlichen trainiert werden.
Im Film SCHWARZE ADLER lässt Regisseur Torsten Körner schwarze Spielerinnen und Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft ihre persönlichen Geschichten erzählen. Ihr Stolz, für Deutschland aufzulaufen und sich mit den Besten der Welt zu messen, verbindet sie. Ihr Wappentier ist der schwarze Adler, den sie auf dem Trikot tragen. Welchen Weg haben sie hinter sich, bevor sie dort ankamen, wo wir ihnen zujubeln? Welchen Vorurteilen und Anfeindungen waren sie ausgesetzt? Und wie war das früher, wie ist es heute? Begleitet von kaum gezeigten Archivbildern, die mitunter so unerwartet wie verstörend sind, kommen verschiedene Spieler-Generationen zu Wort. Von Erwin Kostedde, der 1974 als erster Schwarzer Spieler in der Nationalmannschaft debütierte, über Jimmy Hartwig zu Steffi Jones, von Gerald Asamoah über Patrick Owomoyela und Cacau bis Jean-Manuel Mbom.
Ihre Geschichten erzählen nicht nur davon, was es bedeutet, vor Tausenden von Menschen im Stadion und vor Millionen vor den Fernsehern rassistisch angefeindet zu werden. Sie werfen auch ein Licht darauf, wie Zuschauer, Medien und die deutsche Gesellschaft mit dem Thema Rassismus umgehen – und wie langsam sich, von heute aus betrachtet, in den letzten Jahrzehnten etwas daran geändert hat. Der Adler, der heute Einheit suggeriert, hatte lange Zeit auch eine ausschließende Botschaft, denn der deutsche Fußballheld wurde weiß gedacht, geträumt und verehrt.
Dass auch heute noch 21 Prozent der Befragten in einer aktuellen Umfrage des WDR angaben, sie fänden es besser, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielten, und dass 17 Prozent der Befragten es bedauern, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft türkische Wurzeln hat, verdeutlicht, dass das Thema nach wie vor hochaktuell ist. Darauf ging Tanja Kromer nach dem Film noch einmal ein, bevor die Gewinner des Quiz bekanntgegeben wurden. Im Anschluss tauschten sich die Besucher bei einem Getränk noch über viele Szenen und Eindrücke zum Film aus.