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Nachrichten aus Kunst & Kultur

Musée Unterlinden / Colmar.

Neuzugang

Schenkung von Jean Louis und Esther Mandel

Christus am Ölberg und Die Verspottung Christi Öl auf Holz, gegen 1480, Werkstatt eines unbekannten oberrheinischen Malers

Christus am Ölberg, Öl auf Holz, 143 cm x 54,6 cm, Musée Unterlinden, Colmar Die Verspottung Christi, Öl auf Holz, 143 cm x 54,6 cm, Musée Unterlinden, Colmar

Ab dem 25. Mai 2022 wird das Musée Unterlinden Christus am Ölberg und die Verspottung Christi im Ausstellungssaal für die Oberrheinische Kunst um 1480-1500 - im Erdgeschoss des Kreuzgangs - ausstellen.

Beschreibung

Bei den beiden Werken handelt es sich um Öl- und Temperagemälde auf Nadelholz. Sie illustrieren Szenen aus der Passion Christi, wie sie in den Evangelien beschrieben sind.

Der erste Flügel zeigt Christus am Ölberg. Als sich Christus in Gethsemane auf den Ölberg zum Gebet zurückzieht, erscheint ihm ein Engel, der ihm einen Kelch anbietet – ein Symbol dafür, dass er sein Schicksal annehmen muss. Im Vordergrund sind die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus der Jüngere in tiefen Schlaf versunken.

Der zweite Flügel illustriert die Verspottung Christi. Christus stand soeben vor Pontius Pilatus, dem römischen Gouverneur der Provinz Judäa, und wurde von diesem zum Tode verurteilt. Nun wird er von mehreren Männern ausgepeitscht, geschlagen und beschimpft. Um ihn lächerlich zu machen, verkleideten ihn diese als "König der Juden". Er trägt einen purpurnen Mantel - die königliche Farbe - und eine Dornenkrone. Einer seiner Angreifer reicht ihm ein Schilfrohr, das ihm als Zepter dienen soll. Pontius Pilatus wohnt der Szene bei. Er ist hinter Christus stehend mit Bart und langem Mantel dargestellt.

Bevor die beiden Tafeln im Musée Unterlinden ausgestellt werden konnten, wurden sie aufwändig restauriert. Jede Tafel wurde auf Vorder- und Rückseite von ihrer Staubschicht befreit, die Malschicht wurde überprüft und punktuell neu fixiert. Die Restauratorin Julie Sutter entfernte die Malschicht an einzelnen Stellen, um Lücken auszufüllen und um alte Retuschen, die die Komposition beeinträchtigten, abzuschwächen.

Kontext

Die beiden Tafeln, die dem Musée Unterlinden von Jean Louis und Esther Mandel geschenkt wurden, tauchten Anfang der 2000-er Jahre auf dem Kunstmarkt auf. Damals wurden sie dem Meister des Maikammerer Altarbildes zugeschrieben. Diese Namenskonvention stammt vom deutschen Kunsthistoriker Alfred Stange, der sie bereits 1955 dem unbekannten Maler des Altarbildes der Passion Christi gegeben hatte. Dieses Altarbild wurde um 1450 für die Kirche von Maikammer, einer Stadt westlich von Speyer in der Rheinpfalz, gemalt.

Eine genauere Untersuchung dieser beiden Tafeln wird ihre Herkunft klären. Doch bereits jetzt lässt die Ausdruckskraft der Figuren, z.B. die brutalen Gesichtszüge der Henker, die beiden Tafeln in die Nachfolge von Malern wie dem Karlsruher Passionsmeister in Straßburg oder Caspar Isenmann in Colmar stellen. Diese beiden Maler, die in der Mitte des 15. Jahrhunderts tätig waren, haben die Malerei am Oberrhein und in den angrenzenden Regionen nachhaltig geprägt.

Bis wir die Herkunft der beiden Tafeln genauer bestimmen können, ist es uns immerhin möglich, ihre Funktion zu präzisieren. Ihr schmales Format deutet darauf hin, dass es sich um zwei Flügel eines Altarbildes handelt. Die Tatsache, dass sie auf der Rückseite nicht bemalt sind, beweist, dass sie an der zentralen Kassette befestigt waren und ein Paar beweglicher Flügel einrahmten, die sich öffnen und schließen ließen. Die Größe der Tafeln, ihre Ikonographie und ihr Stil lassen darauf schließen, dass sie aus dem Passionsaltar stammen, der sich seit seinem Erwerb in Frankreich im Jahr 1977 im Wilhelm-HackMuseum in Ludwigshafen befindet. Der mittlere Teil des Altars zeigt eine Kreuzigung, über die sich zwei Flügel schließen lassen, deren Innenseiten die Kreuztragung und die Kreuzabnahme, deren Außenseiten die Handwaschung des Pilatus und die Geißelung illustrieren. Unsere beiden Tafeln passen somit perfekt in die Konfiguration der geschlossenen Flügel. Dann nämlich folgten vier Tafeln der Passion Christi aufeinander: Christus am Ölberg, Handwaschung des Pilatus, Geißelung und Verspottung Christi.

Leider lässt sich nicht mehr feststellen, wann die beiden Tafeln im Musée Unterlinden vom Rest des Altarbildes abgetrennt wurden. Zeichensymbole und deutschsprachige Inschriften auf der Rückseite werden uns zweifellos Informationen über die Geschichte dieser Tafeln geben können. Zu diesem Zweck werden wir den Besucherinnen und Besuchern des Museums die Fotografien der Rückseiten zeigen und diese auch im Internet verbreiten

Text/Bild: Murielle Rousseau/BUCH CONTACT

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