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Nachrichten aus Baden schmeckt

Jahrgang 2022: Gute Traubenqualität trotz langer Trockenperiode

Das Weinjahr 2022 war trotz Trockenheit und Hitze ein Bilderbuchjahrgang für die Winzer in Baden. Die Trauben sind früh reif, sehr gesund und können wohl zügig gelesen werden.

Mit Blick auf die Steillagen in der Gemeinde Buchholz

RiB/Böhme

Am 5. September informierte der Badische Weinbauverband im Weingut Franz Xaver in Waldkirch-Buchholz (Breisgau) über den Weinjahrgang 2022. Zur Herbstpressekonferenz des Verbandes konnte Weinbaupräsident Rainer Zeller neben Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Sabine Kurtz, und Weinbaureferatsleiter Dr. Norbert-Jakob Ferch auch Christian Ringwald, den Ortsvorsteher der Gemeinde Buchholz, Prof. Dr. Ramon Heidinger, als Vertreter des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg (WBI), sowie zahlreiche Medienvertreter begrüßen. In seiner Eröffnungsrede gab Präsident Zeller einen ersten Ausblick auf den Jahrgang 2022, den er aus weinbaulicher Sicht als nahezu Bilderbuchjahrgang beschrieb.

Verordnungsentwurf der EU-Kommission bedroht den Weinbau

Neben der Jahrgangscharakteristik kam der Weinbaupräsident auch auf die zahlreichen Herausforderungen zu sprechen, mit denen sich die Winzer derzeit konfrontiert sähen. Dazu zählten neben der Inflation und Preissteigerungen als Folge des Krieges in der Ukraine auch der Entwurf einer EU-Verordnung zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der durch ein peplantes Komplettverbot von Pflanzenschutzmitteln in sogenannten sensiblen Gebieten sowohl den ökologischen als auch den konventionellen Weinbau auf rund 30 Prozent der Anbaufläche nahezu unmöglich machen würde. Dieser Vorstoß aus Brüssel könne so nicht akzeptiert werden, so Weinbaupräsident Zeller, insbesondere nicht in Baden-Württemberg, wo man mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz bereits einen akzeptablen Kompromiss zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz ausgehandelt habe.

In diesem Punkt wurde Zeller von Staatssekräterin Sabine Kurtz unterstützt. Sie wies darauf hin, dass die Verordnung in einem sehr frühen Stadium sei und zunächst in Trilog-Gesprächen verhandelt werden müsse. Kurtz betonte, dass ihr der sachlich und fachlich fundierte Umgang, mit dem die Weinbauverbände in Baden-Württemberg sich dieses Themas annähmen, als sehr konstruktiv und  zielführend erscheine.

v.l.: Holger Klein (Geschäftsführer Badischer Weinbauverband), die Badische Weinkönigin Jessica Himmelsbach, Staatssekretärin Sabine Kurtz (MLR) sowie Weinbaupräsident Rainer Zeller.

Politische Unterstützung zugesagt

Zum Hitzejahrgang 2022 traf Kurzt folgende Einschätzung: „Das Jahr 2022 wird als weiteres extremes Jahr in Erinnerung bleiben, denn der Sommer war geprägt von Trockenheit und Hitze. Diese an Häufigkeit und Schadensausmaß zunehmenden Wetterextreme zeigen auf, wie unerlässlich ein betriebliches Risikomanagement ist. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Weinbaubetriebe dabei. Bereits im Jahr 2019 hat die Landesregierung als bundesweites Pilotprojekt die Förderung von Ertragsversicherungen im Obst- und Weinbau gegen die Risiken Starkfrost, Sturm und Starkregen aufgelegt. Das Pilotprojekt soll zukünftig als Förderprogramm verstetigt werden“, sagte die Staatssekretärin.

Die Stärkung der Biodiversität spiele in Baden-Württemberg eine bedeutende Rolle. So solle, Kurtz zufolge, auch der Ökolandbau ausgedehnt werden. Um Betrieben den Umstieg attraktiv zu machen, werden die Prämiensätze im Agrarumweltprogramm FAKT erhöht. Die einmalige Umstellungsprämie soll von 1.275 Euro pro Hektar und Jahr auf 1.450 Euro und die Beibehaltungsprämie von 750 Euro pro Hektar und Jahr auf 1.000 Euro ab 2023 angehoben werden. Nach wie vor ungelöst sei allerdings, dass wir keine praxistauglichen Pflanzenschutzmittel-Alternativen zu Kupfer und Kaliumphosphonat zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus im Ökoweinbau zur Verfügung haben. Deshalb werden wir die Bemühungen der Branche auch weiterhin intensiv unterstützen“, so Staatssekretärin Kurtz.

Gesunde Trauben und marktgerechte Menge erwartet

Im Anschluss an die Rede der Staatssekretärin ging der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, Holger Klein, detailliert auf die Entwicklung des aktuellen Weinjahrgangs ein. „Nach dem herausfordernden vorherigen Jahrgang sei das Weinjahr 2022 für die Winzer deutlich angenehmer verlaufen, lediglich die lange Trockenperiode im Sommer habe die Winzer etwas in Atem gehalten und in jungen, Anlagen oder in Standorten mit leichten, sandigen Böden für Ertragseinbußen gesorgt, insbesondere wenn nicht bewässert werden konnte. Die älteren Reben seien wegen ihrer tiefreichenden Wurzeln vergleichsweise gut mit der Trockenheit zurechtgekommen, weshalb unterm Strich mit einem qualitativ und quantitativ guten Weinjahr zu rechnen sei, so Klein. Besonders die Niederschläge der letzten beiden Wochen vor der Lese hätten den Reben nochmal gutgetan. Der trockene Sommer habe einen wesentlichen Vorteil gebracht, denn der Druck von Pilzkrankheiten sei im Jahresverlauf vergleichsweise gering gewesen, was dazu geführt habe, dass die Trauben aktuell aussehen wie gemalt und demnächst gelesen werden können. Die Weinlese werde in den nächsten Tagen an Fahrt aufnehmen, somit läge man mit dem Beginn der Hauplese rund ein bis zwei Wochen vor dem langjährigen Schnitt. In den zurückliegenden beiden Wochen seien bereits frühe Sorten für Neuen Wein sowie Sektgrundweine und Bukettsorten wie Sauvignon Blanc gelesen worden. Im Staatsweingut Freiburg hätten die Mostgewichte von einigen Anlagen (Eichhalde, Schlossberg) schon Ende August über 90 Grad Oechsle gelesen. Die Mostgewichte seien innerhalb einer Woche teilweise zweistellig gestiegen, während die Säurewerte in den meisten Anlagen bereits deutlich unter 8 g/l lägen.

Nach vorläufiger, vorsichtiger Schätzung wird Baden 2022 einen mengenmäßig normalen Herbst einbringen, der sich im Bereich zischen 100 und 120 Mio. Litern bewegen könnte. Für eine genaue Angabe zur Erntemenge sei es aktuell noch zu früh, so Klein. Das hänge wesentlich von den Wetterbedingungen der kommenden Wochen ab. In drei Wochen wisse man mehr, denn er gehe davon aus, dass die Lese zügig vonstatten gehe, um moderate Alkoholgehalte und stabile Säurewerte zu erhalten.

Zum Abschluss gab Weinkönigin Jessica Himmelsbach einen Einblick in ihre ersten Lesetage des Jahrgangs 2022 als hauptberufliche Winzerin und zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit den kerngesunden Trauben.

Quelle: Badischer Weinbauverband e.V.

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