Ein Netzwerker seit Jahrzehnten und Initiator der Freiburger tafelrunde
Jürgen Weber spricht über die Bedeutung von Kontakten und Gesprächen
Es hört sich leicht an, viele tun es, oft nur mittelmäßig, manche vernachlässigen es und dann gibt es noch „den Generationenberater“ Jürgen Weber aus Freiburg – er lebt es. Wovon die Rede ist? Vom Netzwerken.
Jürgen Weber - Ein Netzwerker seit Jahrzehnten und Initiator der Freiburger tafelrunde
Was man unter Netzwerken versteht, ist einfach auf den Punkt zu bringen: Networking (deutsch: Netzwerken) bedeutet den Aufbau und die Pflege von persönlichen und beruflichen Kontakten. Und warum braucht man so etwas? Na klar, um Gleichgesinnte zu treffen. Selbstverständlich wird Netzwerken auch genutzt, um sich fachlich weiterzuentwickeln. Man tauscht sich mit Menschen aus, die ihre tägliche Arbeit verstehen, weil sie vielleicht dasselbe tun wie man selbst. So erweitert man zum einen die eigene Kompetenz, zum anderen kann man sich als Experte auf seinem Gebiet präsentieren. Und dann ist es auch so, dass ein Netzwerk von der bunten Vielfalt lebt und aus der wiederum kann man Fachwissen, Kreativität, Innovation und vieles mehr schöpfen. Im Prinzip ist Netzwerken in der heutigen Zeit unverzichtbar. Dennoch wird es oftmals vernachlässigt. Und das trifft in keinster Weise auf Jürgen Weber zu, denn er netztwerkt seit fast 40 Jahren. Da war er der Zeit schon deutlich voraus.
Die tafelrunde zu Besuch bei der Firma Horl 1993 GmbH in Freiburg
Jürgen Weber im Gespräch
Heike Scheiding vom Online-Magazin Region im Blick traf sich mit dem Freiburger Generationenberater, der seit 1985 selbstständig ist und bereits damals Mitglied bei den Freiburger Wirtschaftsjunioren war. „Bis heute bin ich da Mitglied“, erklärt Weber. Verschiedene Mitgliedschaften probierte er als junger Mann aus, um bereits damals, als man Netzwerken noch gar nicht so präsent hatte, zu leben. „Nirgends habe ich mich wohlgefühlt und ich wusste, ohne Netzwerk ist alles Mist“, erinnert sich Weber. Das hatte zur Folge, dass er selbst in den Jahre 1995/1998 ein Netzwerk aufbaute und zwar mit „Akzente e.V.“ 120 Mitglieder fühlten sich hier schnell aufgehoben und hatten selbige Interessen wie ihr Initiator. 2002 zog Jürgen Weber allerdings aus Freiburg fort und merkte, dass „Akzente e.V.“ nicht mehr als Kopf leistbar ist. Zwei Jahre später wurde das Netzwerk abgewickelt, also aufgelöst.
„Ich brauchte ein neues Konstrukt“
Im Jahr 2009 kam Weber wieder zurück in die Breisgau-Metropole und vermisste schmerzlich das Netzwerken. „Ich brauchte ein solches Konstrukt und ich wusste, was damals mit Akzente e.V. gut lief und was nicht“. Es lag für den Macher auf der Hand, einen eingetragenen Verein wollte er nicht mehr, auch keine typische Vorstandschaft und auch keine 120 Mitglieder. Gemeinsam mit Kontaktbeschaffer Peter Hirtler aus Herbolzheim begann die Idee der „Tafelrunde“ zu wachsen. „Peter und ich haben im Gespräch gehirnt, Artus, Ritter der Tafelrunde fiel uns ein, die Tafelrunde verbunden mit Essen und Trinken, die Doppelbedeutung und das war die Geburtsstunde“, so Weber. Dass die Freiburger tafelrunde nicht nur aus 12 Rittern, wie einst in der Geschichte um König Artus bestehen sollte, war klar.
2010 wurde diese tafelrunde mit Mitstreitern, mit Leuten, denen Weber vertraute, ins Freiburger Leben gerufen. Fakt war vor 13 Jahren, dass keiner der Mitstreiter irgendeinen Posten, oder sich großartig einbringen wollte. Einmal monatlich sollten Treffen stattfinden, bei denen man sich austauschen, bei denen man das Netzwerk pflegen konnte. Im Sportheim in Hochdorf gegründet wuchs diese Geschichte langsam aber stetig. Mit sieben Leuten aus verschiedenen Branchen gestartet, sollten es einmal 30 Mitglieder werden. Heute sind es 50, „mehr sollen es auch nicht werden“, betont Weber.
Die tafelrunde zu Besuch bei Kiefer-Sohn
Das Freiburger Wirtschaftsleben wird mit seiner Vielfalt bei der tafelrunde abgebildet
„Wir sind zugängliche Genussmenschen, die zum Lachen nicht in den Keller gehen, keine Spaßbremsen sind und beruflich zueinander passen“, betont der Initiator. Dabei sind alle Berufe nur einmal vertreten vom Künstler über den Musiker oder Schuhmachermeister und Bäcker und auf einen Nenner gebracht wird das Freiburger Wirtschaftsleben in seiner Vielfalt bei der tafelrunde abgebildet. „Wir müssen interessant genug sein, damit die Leute zu uns kommen“, verweist Weber auf die tafelrunde. Immer einmal im Monat montags trifft man sich, Karteileichen oder Papiertiger gibt es nicht, denn wer nicht mindestens an drei Terminen im Jahr teilnimmt, wird zu einem Gespräch eingeladen und ist schlimmstenfalls raus aus der Runde. Damit kommen auch kontinuierlich neue Leute und Branche hinzu.
Etwa drei bis sechsmal im Jahr findet die tafelrunde bei Unternehmen statt, die Weber interessant findet und anspricht und die sich wiederum gerne für die tafelrunde öffnen.
Netzwerker sind offen und nicht introvertiert
Dass hier jeder von jedem profitiert liegt auf der Hand. Das ist nicht auf Provisionsweitergabe gemünzt, die ist nämlich verboten, sondern vielmehr auf die Unterstützung und Hilfe untereinander, auf Empfehlungen, die sich dann auch monetär widerspiegeln und auf die Einblicke in die unterschiedlichen Branchen und deren Hintergründe. „Man kann immer etwas aus den anderen Branchen an Wissen mitnehmen und dann gibt es ja auch noch viele tolle Menschen mit super Ideen und Visionen“, erklärt Weber. Netzwerker seien offen, nicht introvertiert und sie wollen ihren eigenen Horizont erweitern.
„Ich bin Vollblut-Netzwerker“, bekennt sich Weber. Seine Intension: aus anderen Branchen zu lernen, weil es für ihn selbst beruflich interessant und wichtig ist und das wiederum kombiniert mit Spaß und Freude. Um in die tafelrunde aufgenommen zu werden, muss es schlichtweg passen, dazu gibt es zwei Gespräche im Vorfeld und eine Probeteilnahme. Wer hier meint, gleich ganz Vertriebler seine Visitenkarten an die Frau oder den Mann zu bringen und gleich Geschäfte machen zu wollen, passt nicht in die tafelrunde.
Umfangreiches Konzeptpapier der Freiburger tafelrunde
Im Konzeptpapier der tafelrunde steht unter anderem: „Wir pflegen den offenen Dialog mit Menschen. Was bewegt die Mitglieder in Südbaden? Was treibt sie an? Worin ist ihr Erfolg begründet? Wo liegen ihre Sorgen und Nöte? Was kann jedes Mitglied an privater und beruflicher Erfahrung in die tafelrunde einbringen? Wie können wir uns mit Rat und Tat gegenseitig unterstützen? Aber: Es geht in keinem Fall darum, nur Wissen abzugreifen. Es geht vor allem darum, Wissen zu teilen und zu vermitteln. Und das Ganze in sehr angenehmer und entspannter Atmosphäre. Immer kulinarisch begleitend.“
Und genauso steht geschrieben: „Allen Beteiligten ist bewusst, dass es die (moralische) Verpflichtung gibt, sich bei fachlichen Fragen gegenseitig mit Rat und Tat zu unterstützen. So stärkt das Netzwerk den Einzelnen mit Fachwissen, das er in seinem eigenen Unternehmen, bzw. in seinem eigenen Umfeld/Netzwerk evtl. nicht abrufen kann.“
Stolze Bilanz: 130 aktive Monate der tafelrunde
Sinn und Zweck der monatlichen Treffen ist auch die Präsentation der einzelnen Mitglieder. Die Bedeutung der persönlichen Gespräche an solchen Abenden wird für Jürgen Weber immer klarer – „weitaus mehr als früher“. Seine Bilanz: 130 aktive Monate in der tafelrunde. Für den Macher ist die direkte – nicht Online-Kommunikation mit Menschen das A & O. Im privaten, wie im betrieblichen Bereich. In einem Netzwerk dadurch regional begrenzt. Deshalb Freiburg & Umgebung, überregional tätig wollte er nicht werden mit der tafelrunde. Gerne hätte er auch junge Leute dabei, die noch im Aufbau ihres Unternehmens sind. Und was fehlt noch in der Branchenvielfalt? Vollsortimenter aus dem Einzelhandel wie Lebensmittel oder Mode, Schmuck oder weitere Handwerksberufe. Die tafelrunde hat keine selbst auferlegte Frauenquote. Bei uns ist jede*r herzlich willkommen, der als Typ und mit der Brache zu uns passt. Das Geschlecht spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Übrigens sind etwa zehn Prozent der tafelrunde-Involvierten früher schon in dem Akzente e.V. mit an Bord gewesen. „Bei der tafelrunde sind alle wirtschaftlich autark, keiner ist auf Umsätze der Runde angewiesen“, so Weber. Das sei ein weiterer wichtiger Aspekt.
Webers Lebensphilosophie: „einfach machen“
Abschließend seine eigene Lebensphilosophie: „Sollte, hätte, könnte, würde – einfach machen“. Dabei sollte man sich lieber etwas weniger vornehmen, dieses dann aber auch realisieren. Er selbst trägt seine Ziele immer im Kopf und setzt sie konsequent um.
Fazit: Jürgen Weber ist ein Macher und Netzwerker und das seit Jahrzehnten, als man noch nicht einmal so richtig wusste, was Netzwerken bedeutet. Weber versteht sein Metier, bringt Menschen zusammen, ist ein absoluter Genussmensch und ein Umsetzer mit Gespür und dem Puls an der Zeit.