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Nachrichten aus Baden bewegt

Baden bewegt: Manfred Hammes

Südfrankreich in allen Facetten – aber auch noch so viel mehr…

„Manfred Hammes 1950 in Trier geboren,  ein deutscher Journalist, Schriftsteller und Filmemacher mit den Schwerpunkten Kultur- und Literaturgeschichte“, so steht es in Wikipedia und das mag zwar stimmen, aber es sagt so überhaupt nichts über die Person Manfred Hammes aus.

Es ist viel zu nüchtern für einen Mann mit 70 Jahren, der in seinem Leben zum einen viel bewegt hat, zum anderen viele spannende Begegnungen hatte und einer großen Leidenschaft frönt: Südfrankreich. Dazu aber später.

Manfred Hammes

Foto Bohnert Seidel

Ich treffe mich in seinem gemütlich-chaotischen Haus, das so inspirierend wirkt und deutliche kreative Züge innehat. Diese resultieren von vielen Bildern, manche gemalt von Manfred Hammes selbst – nicht „Malen nach Zahlen“, aber abgemalte große Künstler – sehr gut umgesetzt, ohne Gesicht und Menschen an sich realisiert – „die sind nur für mich“, erklärt mir Hammes, dessen Fähigkeiten weitaus mehr in Worten und Buchstaben, in Recherchearbeit und Ideen zu finden sind.

Vom Tierische Volksfreund zur Medienunion Mannheim und weiter
Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft in Köln und eines Volontariats in Heidelberg arbeitete Manfred Hammes als Redakteur und Lektor eines juristisch-technischen Fachverlages. Bereits mit 17 Jahren veröffentliche der Schüler Hammes seinen ersten Fall einer Gerichtsberichterstattung im „Trierischen Volksfreund“, einer Tageszeitung aus Trier. Dabei, so erinnert er sich bei einer Tasse Kaffee, hatten drei Jugendliche in einen Auto Tank gepinkelt.  Bis zu seinem Abitur schreibt er immer wieder über Gerichtsverhandlungen. Sein Studium nahm er rückblickend betrachtet „nicht so ernsthaft“.

1986 kam er dann zur Mittelbadischen Presse, das verdankte er einem Headhunter, der auf Manfred Hammes aufmerksam geworden war. Hier in Offenburg wirkte er als Verlagsleiter, bevor seine nächste Station die eines Geschäftsführers in der Medienunion Mannheim wurde. Einen Corporate Publishing Verlag baute er in den nächsten Jahren auf. Als Manfred Hammes kam, gab es etwa zwei Dutzend Mitarbeiter, als er ging, waren es über 300. „Das war eine spanende, tolle Zeit, ich habe gut verdient und gute Produkte gemacht“, spricht er Corporate Publishing-Produkte für BMW, Bayer, Telekom oder die Bundesagentur für Arbeit an.

Auszeit Ulrich Fuchs und Manfred Hammes

Mit 51 Jahren wollte er dann „nichts“ machen und auch Ehefrau Petra hörte als Grundschul-Lehrerin auf zu arbeiten, gemeinsam erkundete das Ehepaar Südfrankreich von der spanischen bis zur italienischen Grenze. Mit dem Auto unterwegs verfolgte das Paar abgetretene und neue Spuren, hat viel Literatur gelesen, Notizen gesammelt, ein Haus aus dem 17. Jahrhundert gekauft, viele Erfahrungen gemacht und spannende Begegnungen gehabt. „Vier Jahre haben wir diese Auszeit genossen“, schmunzelt Hammes. Übrigens entstand hier bereits der erste Ansatz zu seinem 2019 erschienenen Buch „Durch den Süden Frankreichs – Literatur, Kunst, Kulinarik“. Ein Buch mit mehr als 700 Seiten und über 1.000 Bildern. Wer jetzt mitgerechnet hat, der kommt auf 18 Jahre, das ist sicher eine lange Zeit, um ein Buch zu schreiben, aber zum einen ist es wahrlich ein ganz besonderes Werk, zum anderen hörte das „Nichts machen“ ja nach vier Jahren wieder auf und Manfred Hammes wurde 2005 bis 2016 Geschäftsführer der „Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau“ (WRO). Die WRO koordiniert Öffentlichkeitsarbeit und Standortmarketing für den Ortenaukreis und weitere 50 Städte und Gemeinden.

„In diesen 11 WRO-Jahren wurde sehr viel bewegt, die Außenwirkung der WRO eine deutlich bessere, neue Gesellschafter kamen hinzu, auch außerhalb der Ortenau, die Anzahl der Mitgliedsfirmen hat sich mehr als verdoppelt“, erklärt Hammes. Das sei alles nur mit seinem tollen Team möglich gewesen. Ehrlich sagt mein Gegenüber auch, dass er nicht gerne mit Zahlen umgeht und da auch nicht wirklich organisiert ist, „da hatte ich meine Kollegen, denn sonst macht diese Arbeit mir so unvorstellbar wenig Spaß“.

Der neue Lebensabschnitt am Laptop
2016 begann dann ein neuer Lebensabschnitt und dieser dreht sich in erster Linie um das Schreiben an seinem Laptop. Und da gehen Manfred Hammes die Ideen nicht aus. Bereits 1977 schrieb er als Student ein Buch über Hexenprozesse, ein „Abfallprodukt“ seines Wahlfaches „Rechtsgeschichte“ und ein Zufallserfolg, wie er selbst sagt. Bereits in der 9. Auflage erfreut sich dieses Werk noch immer neuer Leserinnen und Leser, war es zuerst nur ein Taschenbuch, folgte sogar eine gebundene Ausgabe.

Sein Frankreichbuch, das er übrigens einmal wöchentlich weiter- und fortschreibt – dieses in seinem Blog „Lust auf Provence“ http://lustaufprovence.blogspot.com/  – hatte ursprünglich 1.200 Seiten, jetzt im Frühjahr kommt die 3. Auflage. Ebenso in der Mache hat der Autor, der seit 13 Jahren in Kippenheimweiler lebt,  südfranzösische Dorfgeschichten. Und dann gibt es da noch die Firmengeschichten, wie beispielsweise für die Offenburger Firma Meiko oder den Maschinenbauer Steinmeyer aus Albstadt. Bei diesen beiden gab es kein Archiv und so recherchierte Manfred Hammes im Landesarchiv, bei Militärarchiven, bei der Handwerkskammer und grub in der Vergangenheit der beiden Unternehmen. Entstanden sind Werke für die Nachwelt, denn wer kann schon ohne seine Geschichte leben und sich dennoch in Zukunft weiter entwickeln?

Weinprobe mit Freunden

Spaß hat dem überaus vielseitigen Un-Ruheständler auch die Arbeit mit einem Filmproduzenten gemacht. Hier schrieb Hammes vor Ort zwei Drehbücher über Literatur und Gastronomie und deren Verknüpfung, sozusagen vom Produkt und was dann damit passiert. Er nennt mir das Beispiel von Olivenöl – die Olivenernte, dann der Weg zum Öl, hin zur Gastronomie, wo diese wunderbare Flüssigkeit ihre Verwendung in tollen Gerichten findet. „Das hat so Spaß gemacht, da würde ich noch gerne weitere Projekte in Frankreich als Film machen“, schwärmt Hammes. Er hatte zwischen 2013 und 2015 die Drehorte und Interviewpartner gesucht, allerdings kam er selbst in den Filmen nicht zu Wort, „mein Französisch war leider nicht so gut“.

Und sonst…
Zum einen wäre da seine Ehefrau Petra, die sich selbst als „das einzige Hobby“ bezeichnet, das ihr Mann hat. Sie sei die Praktische, er der Intellektuelle und so habe sie auch immer wieder gerne praktische Aufgaben für ihn, die er erledigen darf. Das Kochen übrigens, so war in dem Gespräch zu erfahren, fällt da nicht darunter.

Sein Arbeitszimmer, zumindest das, was ich gesehen habe, ist eigentlich das seiner Frau und im Winter, wenn man nicht den Holzofen anwirft,  eiskalt, aber hier türmen sich in gemütlichem Chaos jede Menge an Süd-Frankreichbücher und anderer Literatur. Das sei aber nicht alles, viele seien in der Scheune in Kisten untergebracht, denn für rund 5.000 Bücher „ich kaufe eigentlich jeden Tag ein neues Buch“, braucht man Platz. Und dann ist da noch der Hund Sam, verschmust und immer bereit für einen Spaziergang und auch der Garten wird von Manfred Hammes bearbeitet. Dann schreibt der „Macher“ noch alle drei Monate für das Magazin #heimat über Literatur und Neuerscheinungen und zudem wird jeden Tag in die Laptoptasten gehauen, recherchiert, formuliert und überlegt. Dass Manfred Hammes gerne liest, brauche ich wohl nicht erwähnen und dann ist ja noch das gelegentliche Radfahren….

Es gibt solche Begegnungen und solche Begegnungen, dieses Interview, der gemeinsame Kaffee und der „nicht müde wurde gestreichelt zu werdende“ Sam lassen mich diesen Vormittag in die zweite meiner persönlichen Kategorien – und damit sinnvollere und überzeugendere,  einstufen lassen. Es war nämlich überaus gemütlich, amüsant, lehrreich, unterhaltsam, humorvoll, informativ, nett und charismatisch unser Gespräch – wenn ich so nachdenke – etwas hat gefehlt – vielleicht ein Croissant zu dem guten Milchkaffee bei so viel Schwärmerei von Südfrankreich….

Das Buch: Durch den Süden Frankreichs
Hierfür gibt es in der Tat auf Seite 6 eine Gebrauchsanweisung des Autors höchstpersönlich: „Natürlich kann man dieses Buch sogar lesen; aber dann bitte nicht an einem Stück…..Ein Rotweinfleck oder ein Spritzer Fischsuppe schaden dem Buch nicht….“ – ich habe beim Lesen herzhaft gelacht. Welche Situationskomik hat sich Manfred Hammes da einfallen lassen.

„Durch den Süden Frankreichs“ ist ein Buch für alle, die das Reisen lieben und eine Abneigung gegen den Tourismus haben, die den Süden Frankreichs auf unausgetretenen Pfaden erkunden wollen: die Rhône abwärts durchs Languedoc bis zu den Pyrenäen oder durch die Hochprovence bis zur Côte d’Azur. Und für alle, die den geistigen und leiblichen Genüssen in gleicher Weise zugetan sind, so dass sie etwas erfahren wollen über Orte der Geschichte, über Menschen und Bücher, die verehrt, verfolgt oder vergessen wurden, über Restaurants, Cafés und kleine Domaines wo das französische ‹Savoir vivre› noch ganz selbstverständlich lebendig ist. Manfred Hammes führt seine Leserinnen und Leser informations- und anekdotenreich zu Winzern und Künstlern, zu Köchen und Literaten, zu berühmten Sehenswürdigkeiten und unbekannten Plätzen der Schönheit. Mit Karten und nützlichen Hinweisen, einem guten Orts- und Personenregister, Lesebändchen und mehr als tausend farbigen Abbildungen.
ISBN 978-3-03850-070-4; 32,00 Euro
Nimbus. Kunst und Bücher

Text: Heike Scheiding Fotos: Nimbus-Verlag, Manfred Hammes

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