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Nachrichten aus Sport aus der Region - Region im Blick

Zwei schwere Verletzungen bei der HSG Konstanz überschatten Derby

Atmosphärisch und auch kämpferisch war es der erhoffte Derby-Fight vor vollbesetzten Rängen in der aufgrund der Baustelle für den Hallenanbau derzeit mit 1500 Zuschauern ausverkauften Schänzle-Hölle. Die HSG Konstanz ließ sich nie richtig abschütteln und bot dem Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten toll Paroli, dessen Qualität setzte sich aber mit 35:30 (20:14) durch. Viel schwerer als die Derbyniederlage gegen den Klassenprimus wirkten die zwei schweren Verletzungen von Samuel Wendel und Gregor Thomann bei der HSG nach.

Michel Stotz HSG Konstanz

Emotionale Tränen auf Konstanzer Seite

Nach Schlusspfiff gab es emotionale Tränen auf Konstanzer Seite. Nicht aufgrund der Tabellensituation oder der eigenen Leistung. Diese war bemerkenswert und vor allem kämpferisch auf höchstem Niveau. Der Gegner war es allerdings auch. Balingen zeigte, warum sich nun mit größter Wahrscheinlichkeit ein künftiger Erstligist im Hexenkessel am Schänzle vorstellte. Das Endergebnis tat zwar weh, weil es durchaus ein, zwei Phasen im Spiel gab, in denen mehr drin war für die Gelb-Blauen. So etwa, als die Gastgeber, angetrieben von einer fantastischen Kulisse, mit einem 4:0-Lauf von 6:13 auf 10:13 verkürzten. Oder aber in Hälfte zwei, als die HSG auf 21:25 zurückkam und in dieser Phase auch die Möglichkeiten hatte auf drei Tore aufzuschließen.

Frühes Aus für Gregor Thomann gegen seinen Heimatclub

Als Jörg Lützelberger nach dem Spiel Bilanz zog, bewegten ihn vor allem andere Themen. Der HSG-Coach war den Tränen nahe, als er beschrieb, was sich bereits viele gedacht hatten, als einerseits Gregor Thomann im Zweikampf gestürzt war und ein Gegenspieler auf seine Hand gefallen war. Eine Knochenverletzung bedeutete für den 31-jährigen Rechtsaußen ausgerechnet im für ihn so emotionalen und bedeutungsvollen Spiel gegen seinen Heimatclub das frühe Ende. Er versuchte noch einmal kurz auf die Zähne zu beißen, musste aber dann nicht nur den Höhepunkt der Saison für ihn abhaken. Es steht gar zu befürchten, dass Thomann vor dem Ende seiner erfolgreichen Karriere in den Bundesligen nicht noch einmal auf das Spielfeld zurückkehren können wird. „Das hat sich Gregor anders verdient. Er hatte so viel Spaß in den letzten Wochen und wirklich gut gespielt“, rang Lützelberger um die richtigen Worte. „Und so möchtest du nicht von der großen Bühne gehen, im Duell mit deinem Heimatclub.“ Der Ausfall brachte die HSG in zusätzliche Nöte, da Lukas Köder eigentlich noch geschont werden sollte, sich aber gegen Ende, nachdem über lange Zeit die Rückraumspieler Fynn Beckmann und Joschua Braun auf der rechten Außenbahn übernehmen mussten, doch in den Dienst der Mannschaft stellte und ein Tor verbuchen konnte.

Gregor Thomann HSG Konstanz

Drama um Samuel Wendel

Noch weitaus dramatischer und tragischer war jene Szene, als Samuel Wendel in der Abwehr im Zweikampf mit seinem Gegenspieler zu Boden ging und dieser auf seinem verdrehten Knie landete. Eine schwere Knieverletzung lässt auch hier nichts Gutes befürchten. Es könnte nicht nur das Saisonende für den Anfang des Jahres im Nationalteam Österreichs debütierten Linksaußen bedeuten. Auch die nächste Spielzeit ist in großer Gefahr. „Ich habe gerade einen wahnsinnigen Gefühlscocktail“, sagte der ehemalige Bundesligaprofi und schluckte. „Das ist gerade schwer. Es war ein unglaublich physisches Spiel und Sam hat in dieser Situation einfach Pech gehabt. Er hat große Schmerzen und wird Hilfe brauchen, um überhaupt nach Hause zu kommen.“ Der 37-Jährige unterstrich aber auch, dass man ihm als Mannschaft mit allem unterstützen werde, „was uns zur Verfügung steht.“

Samuel Wendel HSG Konstanz - Eine schwere Knieverletzung lässt auch hier nichts Gutes befürchten

Standing Ovations trotz Niederlage

Wenngleich diese beiden schwer verdaulichen Nachrichten aus Konstanzer Sicht die eigentliche große Handball-Party überschatteten, so bot der Vergleich mit der besten Mannschaft der Liga auch Erfreuliches. Konstanz kämpfte, Konstanz fand Ideen und mit seiner offensiven 3:2:1-Deckung immer besser Zugriff, nachdem Balingen früh mit 9:4 in Front gegangen war. Zu Beginn unterliefen der HSG noch zu viele technische Fehler, die der HBW eiskalt mit leichten Toren über den Gegenstoß oder in das leere HSG-Tor bestrafte. Moritz Ebert verhinderte mit spektakulären Paraden gar noch Schlimmeres. Danach lieferten sich beide Mannschaften einen hochintensiven Schlagabtausch, in dem sich die hohe Qualität auf allen Positionen beim HBW immer wieder zeigte. Bemerkenswert war dabei die Unterstützung der HSG-Fans als gelb-blaue Wand, die bedingungslos trotz teilweise höheren Rückstanden immer hinter ihrer Mannschaft standen. Dass am Ende die Party im Gästefanblock angesichts des Derbysieges und des nun immer greifbarer werdenden Aufstiegs in die stärkste Liga der Welt stieg, war wenig verwunderlich und die deutlich leichtere Aufgabe als die, als sich die gesamten Konstanzer auf den Rängen in den letzten Minuten von ihren Sitzen erhoben hatten und die Mannschaft noch einmal zum 30:35-Endstand nach vorne peitschten sowie nach Spielende minutenlange Standing Ovations spendeten. Trotz Heimniederlage im Derby, trotz sich weiter verschlechternden Aussichten auf den Klassenerhalt. Lützelberger: „Die Mannschaft kämpft fantastisch und ich bin stolz auf die Jungs. Ein großartiges Spiel. Wenn die zwei Verletzungen nicht wären, wäre ich mit dem Spiel voll im Reinen, auch wenn wir in der ersten Halbzeit zu viele Gegenstöße aus der ersten Welle kassieren. Balingen hat sich als Tabellenführer präsentiert.“

Nächstes Heimspiel am 17. Mai

Nun geht es für die HSG Konstanz am kommenden Freitag in Rostock weiter, ehe am Mittwoch, 17. Mai, um 19 Uhr Aufstiegsanwärter Dessau-Roßlauer HV in die Schänzle-Hölle kommt. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.

Bericht: Andreas Joas

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