Konstanz-Rückraumspieler Joschua Braun ab Sommer für ein halbes Jahr nach Australien
Schon lange bestand bei ihm der große Traum von Australien. Nun ergab sich nach Abklingen der Corona-Pandemie recht kurzfristig die Chance.
Joschua Braun wird die HSG Konstanz im Sommer verlassen, um sich ein halbes Jahr von Juli bis Januar 2023 in Sydney im Rahmen eines Master-Auslandssemesters weiterzubilden. Die HSG wird in den nächsten Tagen einen neuen Linkshänder präsentieren.
Musterbeispiel für den Konstanzer Weg
Schon vor zwei Jahren wollte Braun im Rahmen seines Mathematik-Studiums den großen Schritt nach „Down Under“ wagen – doch die Corona-Pandemie machte dies zunichte. Nun sind die Grenzen wieder offen und der Linkshänder möchte die Chance ergreifen. „Er hat jetzt kurzfristig diese Chance bekommen“, erklärt André Melchert und sah sich damit einer großen Herausforderung bei der Planung des Kaders für die neue Saison konfrontiert.
Joschua Braun
„Für uns ist das ein großer Verlust, sportlich wie menschlich, und kam etwas überraschend. Wir wollen ihm diese Chance jedoch trotz bestehenden Vertrags nicht nehmen.“ So möchte sich der 23-Jährige mit einer erfolgreichen Aufstiegsrunde gerne mit seinem zweiten Zweitliga-Aufstieg mit der HSG in ein großes Abenteuer verabschieden. Wenn der Geschäftsführer der HSG auf die Entwicklung des Linkshänders, der an der mit der HSG kooperierenden Exzellenzuniversität inzwischen seinen Bachelor in Mathematik absolviert hat, zurückblickt, spricht er viel Lob aus. Frisch der A-Jugend entwachsen, kam der gebürtige Laupheimer 2017 aus Göppingen an den Bodensee und bewies sich zunächst in der U23, mit der er zwei Aufsteige feiern durfte. Bald wurde Braun auch in der ersten Mannschaft zum Leistungsträger in der Offensive und Defensive, stieg mit ihr in die 2. Bundesliga auf feierte dort den Klassenerhalt. Ein Musterbeispiel für den Konstanter Weg. In dieser Saison erzielte er 59 Tore. Melchert: „Joschi ist ein Spieler, den wir selbst über die Jahre entwickeln konnten. Er hat das sehr gut gemacht und ist den optimalen Weg für einen jungen Spieler gegangen.“
Joschua Braun
Horizont erweitern
Viele Freunde von Joschua Braun zog es bereits direkt nach dem Abitur nach Australien. Weitere während des Studiums. Er selbst räumte zunächst dem Handball die höchste Priorität ein. Bevor sein Master-Studium endet, wollte aber auch er noch ein Semester im sechstgrößten Staat der Erde verbringen. In Sydney wird er in dieser Zeit studieren, sich fit halten – und womöglich auch Handball spielen. „Ich möchte meinen Horizont erweitern. Land, Leute, und die Natur entdecken“, erzählt der Blondschopf. Die Begeisterung ist ihm dabei sichtlich anzumerken. Wobei nun jedoch im Vorfeld gar nicht mehr viele Pläne gemacht werden. „Das hatte ich vor zwei Jahren gemacht und wurde dann enttäuscht“, so Braun. Nun soll alles klappen. „Die spontanen Dinge sind sowieso die lustigsten“, lacht der Torjäger, der sich in der Vorbereitung in einer Teamchallenge bereits ein Surfbrett zusammen mit Lukas Köder „ertauscht“ hatte.
Studium und professioneller Handball perfekt kombinierbar
Bis es soweit ist, gilt die ganze Konzentration ohnehin dem großen Ziel Aufstieg in einer schweren, unberechenbaren Aufstiegsrunde, deren besonderer Modus auch das nötige Glück erfordert. Von der „heißen Phase“ spricht Braun. Die letzten Partien der Vorrunde stuft er als gute Vorbereitung mit starken Gegnern vor den Alles-oder-nichts-Spielen ein. „Das war ein schönes Gefühl beim ersten Aufstieg in die 2. Bundesliga“, so der Mann mit der Nummer 23, der sich vorne durch seine Variabilität und sein gutes Eins-gegen-eins auszeichnet, hinten aber auch gut zupacken kann. Damit ist er ein wichtiger Baustein der Gelb-Blauen. Braun: „Die Mannschaft hätte sich das verdient. Alle haben viel dafür gearbeitet. Wir sind ein sehr offenes, junges Team, das sehr viel Spaß zusammen hat und alles gibt.“ Dadurch sein man zudem schwer ausrechenbar. Unvergessen bleibt Braun zudem das letzte Spiel in der 2. Bundesliga vor dem Saisonabbruch aufgrund der Corona-Pandemie. In letzter Sekunde hatte er den Siegtreffer in Aue markiert und war Sekunden später unter der ganzen, außer Rand und Band jubelnden Mannschaft verschwunden. Braun fühlt sich wohl am Bodensee und in der Schänzle-Hölle. Das wird deutlich, wenn der junge Mathematiker von „den besten Fans“ spricht. „Das ist wirklich der Wahnsinn. Auswärts, daheim, der Support ist immer geil.“ So waren für ihn auch die Geisterspiele in der letzten Saison besonders schwer. Braun ist dankbar für das, was war und freut sich bereits auf das, was noch kommt. Vielleicht die ganz großen Highlights. „Das Gesamtpaket bei der HSG stimmt einfach. Hier kann man professionellen Handball und sein Studium oder eine Ausbildung dank der guten Voraussetzungen perfekt kombinieren. Ich habe eine wunderschöne Zeit in Konstanz“, schließt Braun. Nach dem Abstecher auf die Südhalbkugel möchte er zunächst sein Studium in Konstanz beenden. Und vielleicht anschließend eine Doktorarbeit drauflegen. Doch wie der schnelle Rückraumspieler schon sagte: So weit wird derzeit noch nicht geplant. Die spontansten Dinge sind eben zunächst die schönsten.