Zwei Fußball-Herzen in der Brust: Deutsch-dänisches Duell elektrisiert Freudenstadt
Skandinavische Elite-Kicker haben sich im Schwarzwald viele Sympathien erworben – Live-Spektakel auf dem größten Marktplatz Deutschlands – Ausstellung zeigt Fußbälle aus Kokosblätter
von links): Erik Brøgger Rasmussen (Geschäftsführender Direktor des dänischen Fußballverbands DBU), Julian Osswald (Oberbürgermeister von Freudenstadt), daneben Carolin Schölzl (Tourismusdirektorin von Freudenstadt).
Freudenstadt (dk). Die Begrüßung der dänischen Fußball-Nationalmannschaft in Freudenstadt im Schwarzwald war sehr herzlich: Eine volle Tribüne, kleine und große Autogrammjäger und viele strahlende Gesichter waren beim ersten öffentlichen Training zum Start in die Fußball-Europameisterschaft (EM) im heimischen im Hermann-Saam-Stadion zu sehen. Zwei Wochen später hat sich vor Ort wenig verändert: Die Herzlichkeit und Begeisterung der einheimischen Bevölkerung gegenüber den Elite-Kickern aus Skandinavien, die ihr „Team Base Camp“ vor Ort bezogen haben, ist sogar noch größer geworden, die Freude riesig, dass die sympathischen Gäste aus Nordeuropa das Achtelfinale erreicht haben und somit bleiben können. Das Duell im EM-Achtelfinale gegen Deutschland am Samstag, 21 Uhr, elektrisiert beide Seiten.
„Wir sind und wir waren sehr zufrieden mit unserer Zeit in Freudenstadt. Vom ersten Tag an haben wir große Gastfreundschaft erlebt, nicht nur auf dem Trainingsgelände und in unserem Mannschaftshotel, sondern in der ganzen Stadt. Zum Beispiel haben wir viele Geschäfte gesehen, die dänische Flaggen in ihren Schaufenstern haben, und das Wort „hygge" taucht an vielen Plätzen in der Stadt auf. Wir lieben es, hier zu sein, und wir hoffen, dass unser Aufenthalt noch viel länger dauern wird“, teilte der geschäftsführende Direktor des dänischen Fußballverbands DBU, Erik Brøgger Rasmussen, diese Woche auf einer Pressekonferenz mit. Dänemarks Fußball-Direktor Peter Møller stieß in dasselbe Horn: „Wir sind froh, dass wir Freudenstadt als Basis für das Team ausgewählt haben. Hotel, Stadion-Mannschaft und die Stadt haben eine ausgezeichnete Umgebung für die Mannschaft geschaffen, in der sie sich auf die Spiele konzentrieren und ihre Freizeit genießen kann. Wir möchten allen ein großes Dankeschön sagen, die hart dafür gearbeitet und gute Arbeit geleistet haben.“
Dass es nun am Samstag, 29. Juni, 21 Uhr, zum Duell mit Gastgeber Deutschland kommen wird, ändert an der großartigen Atmosphäre, die auch bei den Public-Viewing-Veranstaltungen auf dem größten Marktplatz Deutschlands herrscht, nichts. Bis auf die Tatsache, dass bei vielen Menschen vor dem EM-Duell zwei Fußball-Herzen in der Brust schlagen: „Dieses Spiel hätten wir uns natürlich sehr viel später im Turnier gewünscht“, sagt Oberbürgermeister Julian Osswald und fügt hinzu: „Das Team und der dänische Fußballverband DBU sind uns sehr ans Herz gewachsen. Insofern wird das Spiel für mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu Ende gehen, egal wer gewinnt.“
Das Freudenstädter Maskottchen Puschel mit der deutschen und der dänischen Flagge. Am Samstag treten die beiden Mannschaften gegeneinander an.
Was es bedeutet, wenn dänische Fußballer ihr Umfeld hyggelig finden – was sich wörtlich übersetzt mit „gemütlich“, „angenehm“, „nett“ und „gut“ beschreiben lässt –, wird die deutsche Fußball-Elite um Trainer Julian Nagelsmann am Samstag erleben. In Freudenstadt, so viel kann man jetzt schon sagen, wird bei jedem Tor gejubelt, mit jedem Sieger gefeiert und mit jedem Verlier am Ende getrauert.
Carolin Schölzl, Tourismusdirektorin, geht mit ähnlichen Gefühlen in das K.o.-Spiel: „Das wird ein spannendes Match, die Herzen der Freudenstädter schlagen mittlerweile nicht mehr nur für unsere eigene Mannschaft, sondern auch für Dänemark. Natürlich haben wir gehofft, dass wir später auf die Dänen treffen. Das gesamte Team ist uns ans Herz gewachsen, und wir sind gerne Gastgeber der Nationalmannschaft. Trotz allem drücke ich der deutschen Nationalmannschaft die Daumen – wir hoffen ich auf ein erneutes Sommermärchen. Unabhängig vom Spielausgang: Was bleibt, sind neue Freundschaften und Verbindungen und ein internationales und europäisches Wir-Gefühl.“ Das „Public Viewing“ im „Stadion Marktplatz“ läuft aus Sicht von Freudenstadts Tourismusdirektorin sehr gut. „Bei den Spielen herrscht eine wunderbare Stimmung und alle Fans, unabhängig von der Nationalität, feiern gemeinsam dieses großartige Event“, so Carolin Schölzl. Bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft waren bislang stets mehr als 2.000 Besucher auf dem Marktplatz.
Für Samstag rechnet die Verwaltung mit einem richtig vollen Platz. Denn: Der Übertragung des Spiels geht das Afrikafestival auf dem Marktplatz voraus. „Hier können sich die Besucher nicht nur auf ein spannendes Spiel freuen, sondern vorab in die bunte Welt Afrikas eintauchen mit Kulinarik, Musik und zahlreichen Marktständen.“ Zudem findet am Sonntag, 30. Juni, das Rosenfest statt. Es folgen die Events Sommernachtsfest (6./7. Juli), Sommertheater (30. Juli – 17. August), Street Food-Festival (10./11. August) und Kulturgarten (09. August – 01. September).
Nach wie vor in der Stadt zu sehen ist auch eine von Harry Kläger und Marco Iantorno vom örtlichen Fußballverein präsentierte Ausstellung, die in heimischen Geschäften rund 300 handgemachte Fußbälle zeigt. Die Bälle wurden von Straßenkindern in aller Welt aus Materialien wie Seegras oder Kokosblätter gefertigt.
Eng verknüpft mit der Ausstellung ist eine Spendenaktion für die Stiftung „Eigensinn“ in Freudenstadt, die sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Die Aktion soll an den 2023 verstorbenen Hans-Martin Haist erinnern, der die Stiftung einst gegründet und die Bälle-Sammlung zusammengetragen hatte. Schirmherr ist der langjährige FIFA-Schiedsrichter Urs Meier, der auch TV-Experte und Autor ist. Der sympathische Schweizer engagiert sich seit vielen Jahren für soziale Projekte, darunter die Stiftung Eigensinn. Weiterer Botschafter für diesen guten Zweck ist der bekannte Comedian Matthias „Matze“ Knop.