Verleihung des Helga- und Werner-Sprenger-Friedenspreis 2024
Sonntag, 3.11. 2024 - Stadtteilzentrum Vauban – Haus 37 (ehemalige Vauban – Kaserne)
Am vergangenen Sonntag verlieh die Freiburger INTA-Stiftung den mit 5.000 Euro dotieren Helga- und Werner-Sprenger- Friedenspreis.
v.l.n.r. : Peter Herrmann (Inta-Stiftung) Thomas Stiefel, Franz Nadler (Connection e.V.) Sandra Klaft, Julia Ruf ( Peace für Future), Uwe Baumann (Inta-Stiftung)
Mit der Vergabe dieses Preises würdigt die Stiftung bereits zum neunten Male seit 2014 Menschen oder Initiativen, die in besonderer Weise die Förderung des friedvollen Zusammenlebens auf regionaler, nationaler oder globaler Ebene zum Ziel haben. Die Preisvergabe erfolgt durch eine Jury, in der neben den Stiftungsratsmitgliedern der INTA- Stiftung Uwe Baumann, Peter Herrmann und Helga Sprenger seit Anbeginn auch Ursula Sladek (Unternehmerin) sowie Gernot Erler (Staatsminister a.D.) mit von der Partie sind.
Der Preis wurde in diesem Jahr unter zwei Organisationen aufgeteilt. Er ging zu einem Teil an die noch junge Organisation „Peace for Future“ mit Sitz in Frankfurt sowie an die international tätige Organisation Connection e.V. mit Sitz in Offenbach.
Peace for Future wurde 2021 vom Bündnis „Sicherheit neu denken“ – einer Initiative der Evangelischen Landeskirche - ins Leben gerufen, um mehr junge Menschen für Friedensthemen zu sensibilisieren und für ein Friedensengagement zu mobilisieren. Daraus entstanden ist ein wachsendes bundesweites Netzwerk von aktuell rund 190 jungen Friedensinteressierten und - Engagierten, die sich gemeinsam für eine gelebte Friedenskultur stark machen. Als gemeinnützig tätiger, parteilich, religiös und von Unternehmen unabhängiger Verbund, der selbst getragen ist von jungen Menschen, hat Peace for Future in den letzten dreieinhalb Jahren bundesweit in verschiedenen Städten im Sinne von friedenspädagogischer Bildungsarbeit über 133 junge Menschen zu Friedensmentor*innen ausgebildet. In der Ausbildung wird aufgezeigt, wie auf persönlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene ein konstruktiver Umgang mit Konflikten gelingen kann. Neben dem Ziel „Friedenskompetenz stärken“ versteht sich Peace for Future im zweiten Handlungsfeld „Friedensengagement stärken“ als Netzwerk, in dem sich junge Friedensengagierte gegenseitig, sowohl im Umgang mit Konflikten als auch in ihrem Engagement oder bei der Suche nach professioneller Friedensarbeit unterstützen.
v. l.n.r.: Thomas Stiefel, Franz Nadler (Connection e.V.) Sandra KLaft, Julia Ruf ( Peace für Future),
. Die Vernetzung findet sowohl bundesweit als auch in konkreten Lokalgruppen in Freiburg, Berlin und Frankfurt am Main statt. Im dritten Handlungsfeld „Friedensbewegung unterstützen“ versteht sich Peace for Future im Sinne von „Next Gen“ auch als Anlaufstelle für junge Menschen in der Friedensbewegung bzw. als Beratungsstelle für etablierte Organisationen im Sinne von Nachwuchsgewinnung.
Ursula Sladek würdigte in ihrer Laudatio insbesondere das Engagement dieser noch jungen Initiative für eine Friedenskultur, die sowohl das eigene Umfeld als auch die globale Thematik des Themas miteinschließt. Dieses besondere Engagement wolle man durch die Auszeichnung würdigen und gleichzeitig damit Mut und Anerkennung mit auf den weiteren Weg mit all seinen wertvollen Visionen geben
Mit Connection e.V. wurde eine weitere Organisation ausgezeichnet , die 1993 in Deutschland gegründet wurde. Diese setzt sich aktiv für ein umfassendes Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein und versteht sich selbst als internationales Netzwerk in den Themenfeldern Kriegsdienstverweigerung und Desertion. Dabei unterstützt der Verein verfolgte Kriegsdienstverweigerer und -Verweigerinnen in Zusammenarbeit mit Gruppen und Organisationen, die sich in ihren Ländern gegen Krieg, Militär und Wehrpflicht engagieren. Außerdem setzt sich der Verein dafür ein, Kriegsdienstverweigerung als Asylgrund anzuerkennen. In Deutschland bietet er Kriegsdienstverweigern und Deserteuren hierzu Beratung und Unterstützung an, damit diese den notwendigen Schutz erhalten. Zudem fördern sie die Selbstorganisation von diesen aus Verweigerungsgründen geflüchteten Menschen. Zeitaktuell gilt die Arbeit insbesondere dem Schutz und Asyl für Verweigerinnen und Verweigerer sowie Deserteuren aus Russland, Belarus und der Ukraine – bei klarer Verurteilung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine. Dafür hat sich der Verein u.a. einem Bündnis von über 120 zivilrechtlichen Organisationen aus ganz Europa angeschlossen. Object War Campaign – so der Name des Bündnisses. Um das Recht auf Kriegsdienstverweigerung weltweit zu stärken, startete der Verein in 2024 die weltweite Kampagne Refuse War.
v.l.n.r: Peter Herrmann (Inta-Stiftung), die Preisträger Peace for Future Sandra KLaft und Julia Ruf & Team, Thomas Stiefel, Franz Nadler & Team (Connection e.V.) , Ursula Sladek und Gernot Erler(Laudatoren) sowie Uwe Baumann ( Inta- Stiftung )
Handlungsfelder in den ersten Gründungsjahrzehnten des Vereins waren - und sind es teilweise bis heute - Ägypten, Türkei, das frühere Jugoslawien, Ungarn, Südkorea, das südliche Afrika, Eritrea, Israel, Palästina, Chile, Kolumbien, Bolivien, Paraguay sowie Argentinien. Ausgezeichnet wurde die Arbeit des Vereins bereits u.a. durch den Aachener Friedenspreis ( 1996) sowie dem Friedenspreis der Martin-Niemöller-Stiftung ( 2003).
In seiner Laudatio ging Gernot Erler insbesondere auf aktuelle Entwicklungen im Blick auf Hunderttausende von Desateuren in und aus Russland und der Ukraine ein und gab Einblicke in aktuelles Geschehen. Auch die eventuelle Wiedereinführung von Wehrpflicht in Deutschland beleuchtete er in kurzen Zügen. Insbesondere würdigte er das Engagement des Vereins Connection e.V. in Sachen Asylrecht für Deserteure sowie dessen Arbeit zur Rehabilitierung von ehemaligen Deserteuren aus dem 3. Reich.
Besonders eindrücklich war im Rahmen der Veranstaltung der Beitrag einer jungen russischen Frau, die von der Arbeit der russischen Organisation „Idite Lesom“ berichtete. Deren Hauptziel ist es, dass so wenige Russen wie möglich in den Krieg ziehen und kämpfen. „Wir wollen damit Putins Armee schwächen und das Ende von Krieg und Diktatur in Russland näherbringen“. Des Weiteren hilft die Organisation russischen Soldaten, von der Front zu desertieren. „Sie können uns per Telegram-Bot kontaktieren“ erzählt sie und erwähnt, dass sie diesbezüglich mit 80 qualifizierten Freiwilligen bis zu 800 Anfragen pro Tag bearbeitet werden. Ergänzt wurden diese Angaben durch Hinweise von Moderator Uwe Baumann, dass zeitaktuell in Deutschland rund 200.000 ukrainische Deserteure leben, die sich ebenfalls auf ihre Weise nein kriegerischen Handlungen sagen. Was insgesamt in der Welt gebraucht werde, ist eine Wille zum Frieden- darin waren sich alle Bühnen- Akteure einig.
Vor der Vergabe der Preise stellte Peter Herrmann in kurzen Zügen den Lebensweg des in Freiburg lebenden und ebenfalls dort verstorbenen Schriftstellers Werner Sprenger vor. Dieser war ebenfalls durch die Teilnahme als Soldat am 2. Weltkrieg mit all seinen traumatischen Erfahrungen geprägt. Diese Erfahrungen flossen im späteren Lebenslauf in seine schriftstellerische Arbeit u.a. für Frieden und Gerechtigkeit ein.