Stehende Ovationen in Ötigheim
In der historischen Kulisse der größten Freilichtbühne Deutschlands gab es zur Operette von Ralph Benatzky´s „Am Weißen Rössl am Wolfgangsee“ stehende Ovationen für Hauptdarstellerin Lisa Hähnel als Josepha Vogelhuber und Reinhard Danner als verliebtem Oberkellner „Leopold“ sowie das gesamte Ensemble mit über 300 Mitwirkenden und das bei Temperaturen jenseits der 30 Grad.

Stehende Ovationen für die Hauptdarsteller und über 300 mitwirkenden beim „Weissen Rössl am Wolfgangsee“
Die aufwändige Inszenierung der Volksschauspiele Ötigheim beeindruckt mit über 300 Mitwirkenden auf einer Bühne von über 270 Metern Länge – ein musikalisches Sommererlebnis, das das Publikum mit stehenden Ovationen feierte.
Die musikalische Komödie von Ralph Benatzky, uraufgeführt 1930 in Berlin, basiert auf einem Lustspiel aus dem Jahr 1896 und erzählt die charmante Geschichte rund um den liebeskranken Oberkellner Leopold, der um die Zuneigung seiner Wirtin Josepha buhlt – nicht ohne Konkurrenz. In einem bunten Reigen aus Missverständnissen, Herzklopfen und pointierten Dialogen erleben die Gäste im „Weißen Rössl“ eine humorvolle Achterbahnfahrt der Gefühle, die schließlich in einem Happy End mündet. Für Lisa Hähnel war es eine Vorstellung voller Emotionen, Energie und Erfüllung. „Ich bin so ehrlich zu sagen, dass uns alle die angesagten hochsommerlichen Temperaturen schon Tage zuvor beschäftigt haben“, erzählt sie. Doch das Publikum zeigte sich unbeeindruckt von der Hitze: „Vom ersten Moment an war da eine Fokussiertheit und Begeisterung zu spüren, die uns auf der Bühne getragen hat.“ Es ist eine besondere Herausforderung, diese beeindruckende Bühne mit Leben zu füllen – ehrlich, kraftvoll, aber niemals überzeichnet. Gerade für Sängerinnen und Sänger spielt dabei auch das Wetter eine entscheidende Rolle. Es beeinflusst, wie gut das Orchester zu hören ist und wie sicher man sich auf der weitläufigen Freilichtbühne bewegen kann. Denn während des Singens müssen oft große Wege zurückgelegt werden – eine sportliche Zusatzleistung zum ohnehin anspruchsvollen klassischen Gesang. Und doch bereitet genau diese Mischung aus Musik, Bewegung und Natur vielen der Mitwirkenden besondere Freude.

Lisa Hähnel begeistert nicht nur mit ihrer Stimme, auch mit Tanz, Schuhplattler und Schauspielkunst
Bekannte Melodien wie „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ oder der gleichnamige Titelsong machen die Operette zu einem Dauerbrenner auf Theaterbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Auch die Verfilmung von 1960 mit Peter Alexander und Waltraut Haas trug dazu bei, dass das „Rössl“ zu einer der bekanntesten Operetten überhaupt wurde. Mit der Neuinszenierung des Stücks auf der Bühne in Ötigheim beweist Regisseur Holger Hauer einmal mehr sein Gespür für feine Pointen, überraschende Szenenwechsel und eine Regiehandschrift, die Leichtigkeit und Tiefe wunderbar vereint. In einer Zeit, in der viele nach einer Auszeit vom Alltag suchen, ist diese Operette genau das Richtige: ein Ort zum Durchatmen, Lachen – und Mitsummen.Mit 270 Choristinnen und Choristen, spritzigen Ballerinas, Tänzern und Statisten, einer Verspännerkutsche mit Pferden, einem Oldtimerbus und einem alten Mercedes wird die Bühne voll ausgespielt und beeindruckt durch ihre Vielfalt. Wo sonst bekommt man solch ein Panorama geboten ?

Ein imposantes Bühnenspektakel mit Oldtimer und über 300 Mitwirkenden - das ist Ötigheim
Besonders berührend ist jedoch das Spiel der Hauptfiguren: voller Wahrhaftigkeit, Charme und Überraschungsmomenten. Als Rössl-Wirtin überzeugt Lisa Hähnel auf ganzer Linie – humorvoll, musikalisch und berührend. „Die Josepha ist wirklich eine Freude zu spielen“, sagt die Darstellerin über ihre Rolle im Stück. Mit österreichischem Akzent, schlagfertigem Charme und musikalischer Präzision füllt sie die Figur mit Leben.

Lisa Hähnel als Josepha Vogelhuber und Reinhard Danner als verliebtem Oberkellner „Leopold“ beim Finale
Und das ist durchaus eine Herausforderung: „Da braucht’s aber nicht nur Führung und Herz, sondern zudem sehr viel Energie.“ Mit dem Operettenohrwurm „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“ schreitet Lisa Hähnel im Dirndl durch das Haupttor die vielen Stufen hinunter und ist vom ersten Moment an auch tanzend unterwegs – umgeben von den vielen Choristen und der Statisterie, und zum Schluss noch ein Schuhplattler, umringt vom Ballett – herrlich! Gemeinsm mit Reinhard Danner als verliebtem Oberkellner „Leopold“ zelebriert sie
„Zuschau’n kann i net“. Es ist das einzige gemeinsame Duett der beiden Hauptfiguren – ein kurzer, aber intensiver musikalischer Moment voller Emotionalität und unterdrückter Gefühle. Ein musikalischer Höhepunkt der Operette, der für Hähnel als „viel zu kurz!“ bezeichnet wird: „Da hätte Ralph Benatzky der Szene ruhig mehr Raum geben dürfen.“ Doch das größte Geschenk ist für sie die Energie des Publikums. „Ich spüre sofort, wenn eine Pointe sitzt oder ein Lied das Herz berührt. Dieser direkte Kontakt ist in Ötigheim besonders – keine Gräben, kein Abstand, sondern Nähe und Miteinander.“
Zudem betont Lisa Hähnel die menschliche Tiefe hinter der Kulisse. „Hier wird man gesehen. Man hilft sich, lacht miteinander, feuert sich an. Diese Verbundenheit, diese Nähe – das ist es, was die Volksschauspiele so besonders macht.“ Gemeinsam mit dem Ensemble besuchte sie vor der Premiere den Europa-Park in Rust, um bei einer TV-Aufzeichnung für „Sommer-Spaß mit Andy Borg“ aufzutreten. „Das hat den Teamgeist nochmal enorm gestärkt – ein unvergesslicher Tag voller Musik, Lachen und Gemeinschaft.“ Der Auftritt ist in der ARD-Mediathek abrufbar (ab 1:20:20). Weitere Aufführungen der beliebten Operette sind bis zum 31. August 2025 in Ötigheim zu sehen. Alle Infos