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Nachrichten aus Kunst & Kultur

Neue Ausstellung im Freiburger Augustinermuseum widmet sich dem Maler Hans Thoma

Zwischen Poesie und Wirklichkeit

Hans Thoma (1839–1924), bedeutender deutscher Künstler im 19. Jahrhundert, ist für seine unverwechselbaren Landschafts- und Genrebilder bekannt und geschätzt. Aktuell steht er wegen seiner Nähe zu völkischen und nationalistischen Positionen in der Kritik. Anlässlich seines 100. Todestages setzt sich das Augustinermuseum ab Samstag, 14. Dezember, in der Ausstellung „Hans Thoma – Zwischen Poesie und Wirklichkeit“ differenziert mit seinem Werk auseinander. Bis Sonntag, 30. März 2025, sind Besuchende eingeladen, sich ein eigenes Bild zu machen

Hans Thoma, Bildnis mit Florentinerhut, 1898, Kaltnadel, Augustinermuseum

Axel Killian

210 Werke, darunter Leihgaben aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und dem Hans-Thoma-Kunstmuseum Bernau, zeigen die künstlerische Vielfalt des Realisten und überraschen mit Anklängen an Symbolismus und Jugendstil. Im Fokus steht sein grafisches Werk. Neben zahlreichen seltenen Drucken sind Gemälde und kunsthandwerkliche Objekte wie Möbel, Keramik oder detailreich gestaltete Bilderrahmen nach Entwürfen Thomas zu sehen.

Hans Thoma wurde 1839 in Bernau im Schwarzwald geboren und stammt aus einfachen Verhältnissen. Stipendien und verschiedene Förderer ermöglichten ihm eine Ausbildung an der Kunstakademie Karlsruhe sowie Reisen nach Paris und Italien. Eine Einzelausstellung im Münchner Kunstverein verhalf Thoma im Alter von 51 Jahren zum Durchbruch. Kurz darauf entdeckte er das Medium der Druckgrafik für sich. Höhepunkt seiner Karriere war die Berufung zum Direktor der Großherzoglichen Gemäldegalerie sowie der Kunstakademie in Karlsruhe 1899.

In Thomas Werk nehmen Landschaftsbilder – viele aus dem Schwarzwald – und Genredarstellungen den größten Raum ein. Auch die Ausstellung startet mit realistischen Landschaften, die Thomas Wurzeln widerspiegeln oder von Aufenthalten am Hochrhein, in den Alpen und Italien zeugen. Es folgen Motive des bäuerlichen Lebens: etwa der Pfeife rauchende Bauer oder der Mondscheingeiger. Dabei idealisiert er das einfache Leben als Gegenbild zur Stadtgesellschaft.

Von Hühnern und Katzen bis hin zu mythischen Mischwesen: Tiere spielen in Thomas Werk eine wichtige Rolle. Sie spiegeln seine Verbundenheit mit der Natur, beleben Landschafts- und Genrebilder oder steigen bei kleinformatigen Radierungen und Vignetten zum Hauptmotiv auf. Eine Art Gegenstück bilden fantastische Mischwesen wie Panfiguren, Zentauren oder Tritonen.

Viele Bilder zeigen Aktfiguren im Einklang mit der Natur. Ganz in sich gekehrt musizieren sie, trinken aus einer Quelle oder posieren einfach in der Landschaft. Die Motive entspringen Vorstellungen vom sagenhaften Arkadien, vom Goldenen Zeitalter und vom Paradies, die alle einen idealen Urzustand der Menschheit beschreiben.

Thomas Porträts zeigen meist Familienmitglieder oder Freunde. Trotz der emotionalen Nähe bildet er sie realistisch und ungeschönt ab. Seine enge Verbundenheit zum liberalen badischen Herrscherhaus, das Thoma früh gefördert hatte, zeigt ein repräsentatives Bildnis des Großherzogs. In seinen Selbstporträts aus unterschiedlichen Schaffensphasen inszeniert sich Thoma selbstbewusst als Künstler, Rektor oder als Greis mit prophetischen Zügen.

Ausstellungsansicht,

Patrick Seeger

Thoma, der zum evangelischen Glauben konvertierte, suchte in der Religion zeitlebens Halt und Orientierung. Dies spiegelt sich vor allem in seinen Szenen aus dem Leben und der Passion Christi. Mitunter vermischte er christliche Heilsgeschichte mit Astrologie und germanischem Mythos. Thomas folgenreiches Verhältnis zu Wagner bildet ein eigenes Kapitel der Ausstellung. Die spätromantische Musik Richard Wagners hat den Künstler stark beeindruckt. Gestalten wie Sigfried oder die Wallküren aus dem „Ring des Nibelungen“ finden sich ab den 1870er Jahren in seinem Werk.

Durch den Umzug nach Frankfurt kam Thoma mit der Leiterin der Bayreuther Festspiele in Kontakt und gehörte bald zum engsten Bayreuther Kreis. So geriet der Künstler in die Nähe zu völkisch-nationalistischem und antisemitischem Gedankengut und wurde als „deutscher Künstler“ in den Dienst genommen. Der Hans-Thoma-Preisträger Marcel van Eeden, der die öffentliche Debatte um den Künstler anstieß, kommentiert dies in der Ausstellung mit einer eigenen Werkgruppe.

Ein Film zur Technik der Lithografie und eine Audiostation mit Auszügen aus Wagners „Ring des Nibelungen“ vertiefen die Themen der Schau. Kindertexte und eine Malecke laden kleine Besuchende ein, in Thomas Bilderwelt einzutauchen. Ob interdisziplinäre Podiumsdiskussion in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung, Künstlergespräch oder Familiennachmittag – vielfältige Bildungsangebote und Veranstaltungen begleiten die Ausstellung. Sie wurden von Angelika Zinsmaier, Referentin für Kulturvermittlung, erarbeitet. Alle Veranstaltungen stehen auf www.freiburg.de/museen-kalender.

Felix Reuße, Leiter der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums, kuratierte die Ausstellung. Unterstützt wurde er durch die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Adila Garbanzo León und Hélène Iehl. Der Katalog, erschienen im Michael Imhof Verlag, ist für 26,90 Euro im Museums- oder Online-Shop der Städtischen Museen Freiburg erhältlich, im Buchhandel kostet er 34,95 Euro.
Weitere Infos gibt es unter www.freiburg.de/hans-thoma.

Das Augustinermuseum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Unter 27 Jahren, mit Freiburg-Pass oder Museums-PASS-Musées ist er frei. Das Ticket gilt als Tageskarte für alle Häuser der Städtischen Museen Freiburg.

Text/Bilder: Stadt Freiburg im Breisgau

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