Jubiläum beim Lucerne Festival
Stargeigerin Anne-Sophie Mutter aus Baden begeistert mit Daniel Barenboim und dem West-Eastern Divan Orchestra in Luzern
Stehende Ovationen für das West-Eastern Divan Orchestra in Luzern
Das West-Eastern Divan Orchestra
1999 gründeten der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim zusammen mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said dieses exquisite Orchester. Die Idee dahinter ist einfach: Es galt, junge Musikerinnen und Musiker aus Israel und der arabischen Welt zu vereinen, um im Zusammenspiel der Töne die Gräben zwischen Religionen, Kulturen und politischen Positionen zu überbrücken. Unter dem Motto: „Wer an einem Pult zusammensitzt und gemeinsam musiziert, der empfindet seine Sitznachbarn nicht mehr als Feinde“, erläuterte Susanne Stähr in der mehr als gelungenen Konzerteinführung im Luzerner Konzert- und Kongresszentrum (KKL) die gelungene Orchestermusiker Kombination.
Daniel Barenboim, mittlerweile 81 Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen, wollte das Jubiläumskonzert natürlich selbst dirigieren. Während des Konzerts saß er am Dirigentenpult und beschränkte sich auf die wichtigsten Gesten. Mit ihm auf der Bühne die Stiftungsrätin des Lucerne Festivals, Geigerin Anne-Sophie Mutter, die mit dem Violinkonzert D-Dur op. 77 von Johannes Brahms begeisterte. Dieses Brahms-Konzert, das nur so strotzt vor doppelgriffigen Akkordbrechungen, unbequemen Sprüngen und vertrackten Rhythmen, ist ein Spiel zwischen Heiterkeit und Ernst, harmonisch gesprochen zwischen Dur und Moll. Auffallend für das sinfonische Konzert, bei dem Brahms gekonnt das Zusammenspiel von Violine und Orchester ineinander verwebt und die Parts verschmelzen lässt, sind die Soloparts der Geigenvirtuosin. Anne-Sophie Mutter, die himmelweite Bögen spannt, „singt auf ihrer Geige“ und triumphiert am Ende mit einem ungarischen Tanz, der als mitreißendes Finale zu großem Applaus und stehenden Ovationen führt.
Solo Darbietung für das Orchester
Zum 25-jährigen Jubiläum gab die große Violinistin Mutter eine besondere Solo-Darbietung, die sie speziell für das Orchester und seine Mitglieder ausgewählt hatte. Für diesen feierlichen Anlass in Luzern wählte sie eine Sarabande von Johann Sebastian Bach aus, einen langsamen, majestätischen Tanz im Dreiertakt, der perfekt zum festlichen Charakter des Ereignisses passte. Während ihrer Darbietung wandte die Stargeigerin den Blick zum Orchester und stand dabei mit dem Rücken zum Publikum, was die persönliche Verbindung zur Orchestergemeinschaft zusätzlich unterstrich.
Stargeigerin und Violinenvirtuosin Ann-Sophie Mutter ist der Star des Abends
Beethovens 7. Sinfonie
Die von Richard Wagner als „Apotheose des Tanzes“ bezeichnete 7. Sinfonie in A-Dur, op. 92 von Ludwig van Beethoven war nach der Pause zu hören. Sie gilt als eines der mitreißendsten Werke des Komponisten und wurde 1813 uraufgeführt. Barenboim, der sich intensiv mit Beethovens Werk auseinandergesetzt hat, gilt als einer der bedeutendsten Beethoven-Interpreten unserer Zeit und die 7. Sinfonie ist ein fester Bestandteil seines Repertoires. Seine Interpretationen, gekennzeichnet durch tiefe Musikalität und eine besondere Betonung der dramatischen Elemente, wissen mit untrüglicher Sicherheit den unaufhaltsamen Vorwärtsdrang des Werkes hervorzuheben.
Das Orchester, das mehr als nur ein Klangkörper ist, versinnbildlicht eine politische Botschaft. So gab es vor dem Konzert eine Nachricht an die Medien: Man sei betroffen über die Eskalation im Nahen Osten angesichts zehntausender ausgelöschter Menschenleben und zerstörter Gemeinschaften. Man unterstrich die Tat der Orchestergründerväter: „Das zutiefst humanistische Engagement von Maestro Daniel Barenboim und dem palästinensischen Intellektuellen Edward Said steht im Zentrum der Arbeit unseres Orchesters. Mit unserer Musik möchten wir ein Beispiel geben für ein Leben in gegenseitiger Anerkennung zwischen Gleichberechtigten.“