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Nachrichten aus Kunst & Kultur

"Auf der Pirsch" im Kloster-Museum St. Märgen

Ein außergewöhnlicher Streifzug durch die Geschichte der Schwarzwalduhr und Jagdkultur: Vernissage

Auf der Jagd nach Geschichten: Zahlreiche Vernissage-Gäste strömten am Sonntag, 3. November 2024, ins Kloster-Museum St. Märgen zur spannenden Spurensuche. Die Sonderausstellung "Auf der Pirsch" mit 53 außergewöhnlichen Exponaten entführt in die historische Welt der Schwarzwalduhren und erzählt teils kuriose Geschichten.

Musikalische Eröffnung der Sonderausstellung „Auf der Pirsch“: Jagdhornbläsergruppe St. Märgen.

Gerd Lache

Mit kräftig-sattem Klang eröffnete die Jagdhornbläsergruppe St. Märgen die mit Spannung erwartete Sonderausstellung „Auf der Pirsch“ im Kloster-Museum St. Märgen. Das Zusammenspiel aus Kultur, Geschichte und einzigartiger Handwerkskunst lockte zahlreiche Vernissage-Gäste an, um in die Welt der Schwarzwalduhren mit ihren Motiven der Jagd, Natur und Wildtiere einzutauchen.

Für besondere Einblicke sorgte Hubert Schwär, einer der Kuratoren und Mitglied im Förderverein des Kloster-Museums. Leidenschaftlich vermittelte er den Gästen mit einer kurzweiligen Bildpräsentation die Geschichten hinter den Uhren. Schwär machte auf ungewöhnliche und oft humorvolle Details aufmerksam: „Auch den besten Uhrenschnitzern ist so mancher Fehler unterlaufen“, sagte er schmunzelnd und zeigte auf die Abbildung eines geschnitzten Auerhahns, der fälschlicherweise auf einem Nest thront. Doch draußen in der Natur sei diese Unterart der Raufußhühner ein Bodenbrüter.

Und dass auch die Schildermaler der früheren Zeit auf wirtschaftliche Effizienz geachtet haben, identifizierte Schwär an den gleichen Figuren, die auf verschiedenen Uhren-Szenen vorkommen. Schwärs Geschichten reichten von kuriosen Eigenheiten der historischen Jagdkultur bis hin zu veralteten Ritualen, wie etwa dem „Tottrinken“ des erlegten Wilds. Diese alkoholträchtigen Gelage, heutzutage aus gutem Grund völlig aus der Zeit gefallen, sollten zum einen den Gemeinschaftssinn stärken, entspringen andererseits dem Aberglauben, dass nur so der nächste Jagderfolg sicher sei.

Hubert Schwär, einer der Kuratoren der Sonderausstellung „Auf der Pirsch“ erläuterte die Bedeutung der Uhren-Motive Professor Ulrich Schraml, Präsident des Deutschen Forstevereins, und St. Märgens Bürgermeister Manfred Kreutz (von rechts).

Gerd Lache

Gerne nahmen die Uhrenschild-Maler die Jägerei auch aufs humoristische Korn: So zeigt ein Motiv einen Pirschänger auf der Lauer, während sich von hinten frech ein Fuchs anschleicht. In einer weiteren Motivszene lachen Hasen herzhaft über einen Waidmann, dessen Gewehr einen Zündaussetzer hat und der deshalb tollpatschig versucht, ein Langohr mit dem Hut zu fangen.

Bemerkenswert auch die Ausführungen von Schwär zur Jagd mit Pferdegespannen. Man habe geglaubt, dass Wildtiere die Jäger in einem Pferdewagen nicht erkennen könnten – eine Jagdmethode, die ebenfalls längst überholt ist. „Achten Sie auf die kleinen, aber feinen Details“, riet der Kurator den Besucherinnen und Besuchern der Sonderausstellung. Sie sei ein kultureller Leckerbissen für Uhrenliebhaber, Geschichtsinteressierte und Naturfreunde gleichermaßen.

So sieht es auch Vernissage-Gast Patrick Schreib, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG): „Das Kloster-Museum und seine sehenswerten Schätze kenne ich ja schon. Bei der jetzt eröffneten Sonderausstellung sind die Geschichten das Besondere, die mit dem Hochschwarzwald verankert sind. Deshalb lohnt sich auf alle Fälle ein Besuch im Kloster-Museum mit Führung. Da bekommt man eine ganz andere Welt, eine ganz andere Dimension präsentiert.“

Es ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt wie sich‘s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.
Bürgermeister Manfred Kreutz zitierte den Jagd-Schriftsteller Oskar von Riesenthal (*1830)

In seiner Eröffnungsrede hob der St. Märgener Bürgermeister Manfred Kreutz die Bedeutung der Sonderausstellung für die Region Hochschwarzwald und ihre bewegte Geschichte hervor. „Die Schwarzwalduhr ist weit mehr als nur ein Zeitmesser“, betonte er. Sie stehe für „meisterhafte Handwerkskunst, Präzision und jahrhundertealte Tradition“, eine Tradition, die mit filigranen Jagdmotiven die Verbundenheit zur Natur und zum Wild ausdrücke.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass diese Uhren in ihrer Schönheit und ihrem Detailreichtum eine Brücke schlagen zwischen Funktionalität und Kunst. Sie spiegelten eine Harmonie wider, die für die Menschen des Schwarzwaldes und ihre Naturverbundenheit von großem Wert sei.

Die Sonderausstellung ist noch bis 9. März 2025 zu sehen. Informationen zu den Öffnungszeiten auf der Website des Kloster-Museums:
www.kloster-museum.de 

Text/Bilder: Gerd Lache

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