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Nachrichten aus Kunst & Kultur

„anders hören“ im Museum für Neue Kunst

Neue Ausstellung beschäftigt sich mit Klangwelten in der zeitgenössischen Kunst

Klangwelten – sie sind genauso vielfältig wie unsere Wahrnehmung. Man kann sie hören, sehen oder fühlen. Partizipativ und integrativ eröffnet die Ausstellung „anders hören“ im Museum für Neue Kunst ab Freitag, 15. März, allen Besuchenden – ob jung oder alt, mit oder ohne Handicap – unterschiedliche Zugänge zu Kunst. Die Schau läuft bis Sonntag, 8. September, und wird gefördert vom Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie durch die Renate und Waltraut Sick Stiftung.

Nevin Aladag, Raise the Roof (Venice), Performance at Arte Viva Arte, 57th Venice Bienniale, 2017 © Nevin Aladag / Wentrup Berlin

Nevin Aladag / privat

Nehmen wir Klang nur mit den Ohren wahr? Wie hören kleine und große, wie blinde oder taube Menschen? Die Ausstellung versammelt Werke internationaler zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die sich mit unterschiedlichen Vorstellungen und Formen der Wahrnehmung von Tönen auseinandersetzen. Besucherinnen und Besucher können Schallwellen spüren, sich bei Filmen ohne Tonspur den Klang vorstellen oder Alltagsgeräusche als Konzert empfinden.

Zu sehen sind 30 Arbeiten, fünf aus der eigenen Sammlung und 25 Leihgaben, darunter Installationen – auch im Freiburger Stadtraum, Videoarbeiten, Performances, Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen, Holzschnitte oder über QR-Codes und iPods abrufbare Werke.

Christina Kubisch schafft beispielsweise mit ihrer Rauminstallation „Cloud“ (2024) eine begehbare Klangwolke aus Kupferkabeln. Mit speziellen Kopfhörern, in die eine Kupferspule eingebaut ist, können sich die Besuchenden neben und auch unter der „Cloud“ bewegen und so verschiedene Klangmischungen hören. Die Geräusche entstehen durch elektromagnetische Induktion und sind normalerweise nicht hörbar. Erst durch die eingebaute Technik in
den Kopfhörern werden sie für das menschliche Ohr wahrnehmbar.

Andere Werke regen die Vorstellungskraft an und lassen Töne in unserem Kopf oder Körper entstehen. So die Videoarbeit „Conversation Piece“ (2014) von Katja Aufleger, die drei Dirigenten unabhängig voneinander beim Dirigieren des gleichen Musikstücks gefilmt hat. Ihre Handbewegungen und Gesichtsausdrücke unterscheiden sich deutlich voneinander. Betrachterinnen und Betrachter der Videoarbeit hören nichts und sehen auch kein
Orchester – welche Musik stellen sie sich vor?

Timo Kahlen, Zwei (Two), 2020

© Timo Kahlen / VG Bild- Kunst, Bonn 2024, Foto: Timo Kahlen

Mit Laurie Andersons Installation „The Handphone Table“ (1979) ist es wiederum möglich, Klänge nicht nur zu hören, sondern auch zu fühlen. Für die Installation hat sie einen herkömmlichen Tisch so umgebaut, dass er den menschlichen Körper in ein Hörgerät verwandelt. Um die Töne zu erleben, setzen sich die Besuchenden an den Tisch, legen ihre Ellenbogen in die Vertiefungen und bedecken ihre Ohren mit den Händen. Technisch möglich ist das
Erlebnis durch Tonbänder im Inneren des Möbelstücks, deren Klänge in Impulse umgewandelt und durch die poröse Struktur der menschlichen Knochen zu den Ohren geleitet werden.

Im Klangkabinett können die Besuchenden experimentelle Instrumente aus Alltagsgegenständen streichen, zupfen oder schlagen und auf diese Weise Töne erzeugen. Der Musiker, Musikvermittler und Instrumentenbauer Stefan Roszak nutzt für seine Installation Tontöpfe, Holzstämme, Metallplatten oder Fahrradfelgen, die erst durch die Beteiligung der Museumsgäste aktiviert werden. Die Musikerin und Musikpädagogin Christine Löbbert lädt außerdem
an zwei Terminen zu einem Workshop in das Klangkabinett ein.

Ob Führungen, auch mit Gebärdensprachdolmetscherin, Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, Workshops für kleine und große Museumsgäste, Konzerte oder Filmvorführungen: Ein umfangreiches Programm begleitet die Schau. Realisiert wurde es unter anderem mit der Unterstützung des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte (BBZ) Stegen, der Hochschule für Musik Freiburg sowie verschiedener Musikerinnen und Musiker. Auch das hauseigene Kino, der Schau_Raum, ist mit Susan Hillers Videoarbeit „Lost and Found“ (2016) Teil der Ausstellung. Das ganze Programm und alle Veranstaltungen gibt es unter www.freiburg.de/museenkalender

Ausstellungsansicht „anders hören“, Christina Kubisch, Cloud, 2024

Patrick Seeger

Das gesamte Team des Museums – Lisa Bauer-Zhao, Anja Busam, Roberta Čebatavičiūtė, Isabel Herda und Museumsdirektorin Christine Litz – hat die Ausstellung gemeinsam kuratiert. Unterstützt wurden sie durch Mira Holzer und Greta Schweizer. Weitere Infos zur Ausstellung gibt es unter www.freiburg.de/anders-hoeren

Das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und donnerstags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, unter 27 Jahren, für Mitglieder des Freundeskreises, mit Freiburg-Pass und mit Museums-PASS-Musées ist er frei. Tickets gibt es an der Museumskasse oder unter www.museen-freiburg.de/shop .

Ausblick:
Ein verwandtes Thema greift auch die Ethnologische Sammlung des Museums Natur und Mensch ab Samstag, 5. Juni, auf. Die Ausstellung „Mensch Macht Musik“ lädt dazu ein, die vielfältigen Rollen von Musik und Klängen zu erkunden, die auch Aufschluss über lokale und globale Machtverhältnisse geben. Mehr Infos gibt es unter www.freiburg.de/mensch-macht-musik

Stadt Freiburg im Breisgau

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