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Herausforderungen und Trends im Bestatterwesen – hier boomt der Ausbildungsmarkt

Kollektiv 

Verbindung zwischen Handwerk, Kultur und vielseitiger Dienstleistung gepaart mit Empathie macht den Beruf so besonders

In ganz Deutschland werden Azubis gesucht. Doch eine Branche hat damit kein Problem: Bestatter. Warum wollen sich immer mehr junge Menschen beruflich mit dem Tod befassen? Das Berufsbild hat sich in den letzten Jahrzehnten gravierend gewandelt und die Zahl der Auszubildenden zur Bestattungsfachkraft in Deutschland mehr als verdoppelt. 2013 waren es noch 390, doch bis 2025 könnten es fast 1000 werden, so der Bundesverband Deutscher Bestatter. Besonders auffällig: Der Anteil der weiblichen Auszubildenden ist von 45 auf 57 Prozent gestiegen. Ein klares Zeichen dafür, dass sich das Bild des Bestatters als Männerdomäne wandelt.

Der Hintergrund für das Branchenwachstum ist der Effekt einer alternden Bevölkerung. Mit dem zunehmenden Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft nimmt über die Jahre auch die Zahl der Todesfälle zu. 2023 starben der Statistik zufolge hierzulande rund eine Million Menschen, das waren 15 Prozent mehr als noch zehn Jahre zuvor. Im Jahr 2013 gab es rund 894.000 Sterbefälle.

Michael Meier (Geschäftsstelle Gewerbeverein Elzach)

Bestatter-Beruf: Ursprünge & Historische Entwicklung

Das Bestattungswesen hat eine lange Geschichte. Schon in der Antike war das Begräbnis Verstorbener ein Ausdruck der christlichen Bestattungskultur, die maßgeblich von der Kirche geprägt wurde. Das Bestattungswesen stand seinerzeit im engen Zusammenhang zur Kirche. Mit der Reformation gingen Veränderungen im Bestattungswesen einher. Die Reformation führte zur Säkularisierung, sprich zur Abspaltung des Bestattungswesens von der Kirche.

In der weiteren Entwicklungsgeschichte des Bestattungswesens entstand im 19. Jahrhundert der eigentliche Bestatter-Beruf, der unter anderem aus dem Handwerk des Tischlers hervorging. Zum Beruf des Bestatters gehörte daher neben der eigentlichen Beerdigung Verstorbener oft auch die Herstellung von Särgen. Deshalb entwickelten sich im Laufe der Zeit viele Handwerksbetriebe zu Bestattungsunternehmen.

So ist das antike Begräbnis Verstorbener als einstiger Ausdruck von Barmherzigkeit und Christenpflicht zu einem konfessionsungebundenen Beruf und einer Branche mit umfassenden Dienstleistungen geworden. (Quelle: BDB)

Der Bundesverband Deutscher Bestatter e.V.

Etwa 3.200 Bestattungsinstitute sind dem Bundesverband Deutscher Bestatter e. V. angeschlossen. Der Verband setzt sich unter anderem maßgeblich für die Förderung der Bestattungskultur, des Berufsethos und der qualitativen Ausbildung von Bestattern ein.

Die Bestattungsbranche hat ihr Leistungsspektrum in den letzten Jahren immens erweitert – nicht nur verursacht durch den Rückzug der Kirchen. Aber auch: Bestatter von heute sind Administratoren, Trauerredner, Seelsorger, Gestalter, Projekt- Event- und Location-Manager. Sie kümmern sich um den digitalen Nachlass bei Facebook und Co. – der Beruf des Bestatters und natürlich der der Bestatterin! Heute ist ein Bestatter in seiner breiten Tätigkeit kaum noch mit dem Aufgabenfeld von vor 30 oder 40 Jahren vergleichbar. Zudem werden beim Nachwuchs 57 % weibliche Auszubildende zur Bestattungsfachkraft gezählt – wenn das kein Indikator für Wandel ist …
Die Begeisterung junger Menschen für diesen Beruf bestätigt der Verband auf Nachfrage von „Region im Blick“.  Es gebe deutlich mehr Bewerber/innen als ausgeschriebene Stellen. 

Die DNA des Bestatterhandwerks liegt in der Qualifikation sowie in der individuellen Beratungs- und Dienstleistung. Während Umsatz, Beschäftigte und Betriebe ein moderates Wachstum verzeichnen, ist die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen inzwischen so hoch, dass nicht alle Bewerber eine Stelle bekommen können. Entsprechend froh ist das Bestatterhandwerk, nun endlich zum zulassungsfreien Vollhandwerk nach Anlage B1 der Handwerksordnung zu gehören, in der ein Meistertitel als Qualitätsmerkmal freiwillig erworben werden kann. Nach Aussage von Stephan Neuser, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter ist es jedoch „eine Herzensangelegenheit“, baldmöglichst zum zulassungspflichtigen Handwerk der Anlage A zu gehören. Dann ist für Gründung oder Über­nahme ein Meisterbrief erforderlich.

Die Anzahl der Auszubildenden hat sich von 473 im Jahr 2018 auf nunmehr 995 Azubis in 2024 verdoppelt – Tendenz steigend. (Quellen: *Statista, ** Destatis, Bundesagentur für Arbeit, Statista, ZDH Betriebsstatisik, * ZDH) Der Nachwuchs im Bestattungshandwerk ist voller Frauenpower: 2023 waren 57 % der Auszubildenden in diesem Bereich Frauen, der Männeranteil lag bei 43 %.

Quelle: BDB

Das Fundament muss stimmen

Bestatter setzen in ihrer Branche auf Aus- und Fortbildung und verstehen sich als Experten im Umgang mit dem Tod dem deutschen Handwerk besonders verbunden, heißt es vom Verband. In politisch wie gesellschaftlich unruhigen Zeiten, in denen viele bisher unbestrittene Pfeiler wegzubrechen drohen, setzen die Bestatter in Deutschland konsequent auf Qualifikation, die ihr Fundament im Deutschen Handwerk sieht und als Ausbildungsberuf zur Bestattungsfachkraft und dem Bestattermeister deutschlandweit verbindliche Standards setzt.

Männer und Frauen gleichberechtigt

Im Rahmen der dreijährigen Ausbildung lernen die jungen Leute einen oder mehrere zum Teil ganz unterschiedliche Bestattungsunternehmen in Deutschland als Ausbildungsbetrieb kennen, besuchen die entsprechenden Fachklassen einer Berufsschule und werden schließlich auch im Bundesausbildungszentrum der deutschen Bestatter im unterfränkischen Münnerstadt im Rahmen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung aktiv. Schon lange ist der Beruf des Bestatters keine männliche Domäne mehr, in allen Bereichen sind Männer und Frauen etwa paritätisch vertreten.

Vielfältige Fähigkeiten und eine menschliche Eignung sind gefragt

Seit dem Jahre 2003 stellt der Beruf und die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ein maßgebliches Element der Zukunftssicherung für eine hohe Qualität im Bestatterhandwerk dar. Wer den Bestatterberuf anstrebt, bringt idealerweise eine Vielzahl von Fähigkeiten mit, die ihm bei den täglichen Herausforderungen notwendige Stütze sind. Neben handwerklichem Geschick kommt es insbesondere auf eine menschliche und trauerpsychologische Kompetenz an, die sich im Beratungsgespräch und der Begleitung trauernder Angehörige abbildet. Auch Kenntnisse im Bereich der Erbringung von Bestattungsdienstleistungen, der hygienischen Versorgung Verstorbener und den rechtlichen Rahmenbedingungen gehören zum Alltag eines qualifizierten Bestatters. Dass kaufmännische Aspekte ebenfalls zu beachten sind, versteht sich von selbst, schließlich kaufen Bestatter Bestattungswaren ein, die sie für die Trauerfeier benötigen und die die individuellen Bedürfnisse der Angehörigen und Verstorbenen widerspiegeln.

Bestatter sind stolzer Teil des deutschen Handwerks

Im engen Schulterschluss mit den für Prüfung und Ausbildung zuständigen Handwerkskammern in Düsseldorf und Würzburg sichert der BDB die Qualität und Zukunftsfähigkeit des Bestatter-Handwerks. In dieser Kooperation, so bekräftigt der Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Bestatter Stephan Neuser, weiß sich der BDB als Teil des Deutschen Handwerks auch auf der übergeordneten Ebene des Zentralverbands des Deutschen Handwerks ZDH in Berlin verbunden.

Interkulturelle Kompetenz

Auch die kulturellen und ethnischen Veränderungen in der deutschen Bevölkerung haben Auswirkungen auf den Umgang mit Tod und Sterben. Durch die Zuwanderung von Menschen anderer Kulturen werden Bestatter immer öfter vor ganz neue Fragen gestellt. Sie brauchen heute in vielen Fällen kulturelles, religiöses und rituelles Hintergrundwissen, um ihre Arbeit gut zu erledigen. „Das ist zwar weit mehr als eine reine Handwerksleistung, aber diese Verbindung zwischen Handwerk, Kultur und vielseitiger Dienstleistung macht den Reiz des Bestattungsberufes aus“, betont Stephan Neuser.

Durch Aus- und Fortbildung am Puls der Zeit bleiben

Wer heute die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft oder die vom Fachverlag des deutschen Bestattungsgewerbes angebotene Fortbildung und die anschließende Prüfung bei den Handwerkskammern erfolgreich durchläuft, kann sicher sein, dass er den Anforderungen des Bestatterberufs auch morgen gewachsen sein wird. Dabei sind auch nach Erreichen der Berufsqualifikation berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen Garanten für die Qualitätssicherung im Bestattungsgewerbe.

 

Exemplarische Aufgaben von Bestattern:

  • Persönliche Beratungsgespräche bei Todesfall in der Familie
  • Individuelle Beratungsgespräche hinsichtlich Bestattungsvorsorge
  • Beratung hinsichtlich der Auswahl von Bestattungsarten
  • Organisation der Bestattung und Trauerfeier
  • Hygienische Versorgung Verstorbener
  • Aufbahrung Verstorbener
  • Erledigung von Formalitäten
  • Überführung Verstorbener

und vieles mehr

Aus dem Landkreis Emmendingen

Im Landkreis Emmendingen hat „Region im Blick“ ein paar ausgewählte Bestatter gefragt, wie sie den Trend sehen, wie sie ihre Berufung leben und auch abschalten können von den emotionalen Strapazen ihres Alltags.

Alexandra Beckmann ist da, wenn ein Leben gegangen ist

Mit einem umfassenden Angebot rund um Trauer, Tod, Bestattung sowie Sterbe- und Trauerbegleitung steht Alexandra Beckmann mit „Momente der Stille“ in Herbolzheim zur Verfügung. Neben der Beratung zu Vorsorgevollmacht, Betreuungs-, Patienten-, Sorgerechts- und Bestattungsverfügung sowie Nachlass und Testament, bietet sie regelmäßig Infoabende zu diesen Themen an. „Wir sind für Sie da, wenn ein Leben gegangen ist“, lautet das Motto.
Alexandra Beckmann „Momente der Stille“ beantwortet zu dieser Thematik unsere Fragen:

Was meinen Sie zu dem Trend im Bestattungswesen und der Ausbildung?

Alexandra Beckmann: „Wir stehe damit im Zwiespalt. Den Wandel, dass der Beruf Bestatter aus der Tabuzone kommt, finden wir gut. Andererseits haben wir die Befürchtung, dass die Ausbildungen noch nach dem alten Guss gelehrt werden. Jeder Trend flacht ab, in diesem Beruf hat man mit einem schweren Thema zu tun, dem nicht jeder langfristig gewachsen ist.“

Bilden Sie aus? Wenn ja, seit wann und wie viele Azubis in der Zeit? Suchen Sie aktuell einen Azubi?
Alexandra Beckmann: „Nein, wir bilden nicht aus.“

Welche Bedeutung hat Ihr Beruf/ Ihre Berufung für Sie?

Alexandra Beckmann: „Aus unseren eigenen Verlusten, wissen wir was uns gefehlt hat. Daher erweitern wir bestimmte Bereiche aus, geben Transparenz, bilden uns stetig weiter, sind daher breit aufgestellt. Für uns stehen die Menschen im Vordergrund und nicht der materielle Aspekt wie ein teurer Eichensarg. Wir setzen auf Individualität und Wertschätzung, um den Abschied zu einem bedeutsamen Moment für alle Beteiligte zu machen. Ziel - so gut wie es nur möglich ist, die Angehörigen durch diese schwere Zeit zu führen. Bestattung inklusiv Begleitung ist bei uns ein Qualitätsmerkmal.“

Was lieben Sie am meisten an Ihrem Tun?

Alexandra Beckmann: „Ein geht nicht - gibt es nicht. Wir finden Wege um letzte Wünsche zu erfüllen. Dadurch hat jeder Fall einen individuellen Rahmen, wir richten den Abschied nach dem Leben des Verstorbenen aus. Somit ist jeder Abschied so einzigartig wie das Leben selbst. Unsere Tätigkeiten sehr facettenreich, kreativ, manchmal herausfordernd und somit nie langweilig oder monoton.“

Wie schalten Sie vom Alltag ab?

Alexandra Beckmann: „Wir habe eine tolle Familie, gemeinsame Zeit und der Austausch ist so wertvoll. Spaziergänge mit unserer Hündin, Zeit in der Natur und in unserem Garten. Wenn es die Zeit zulässt tauche ich in die Welt der Kreativität ab und male. Mein Mann schwingt sich aufs Rad und ist dann mal weg.“

Warum sollten Sie uns als Bestattungsunternehmen nehmen?

Alexandra Beckmann: „Wir sind sehr facettenreich. Uns geht es nicht nur darum, einen Menschen zu beerdigen, sondern ihm oder ihr eine letzte Ehre zu erweisen und die besten Erinnerungen noch einmal aufleben zu lassen.

So wollen wir die Angehörigen entlasten und in dieser schweren Zeit stärken, auch nach der Bestattung. Wo andere aufhören, machen wir weiter. Das heißt, jeder bekommt nach Bedarf eine individuelle Betreuung, angepasst auf die Bedürfnisse, egal ob klassisch oder ausgefallen.“

 


Erfahrungen aus vier Generationen beim Bestattungsinstitut Patrick Bühler

Das Bestattungsinstitut Patrick Bühler ist ein zuverlässiges, familiäres Bestattungsunternehmen in Denzlingen mit Erfahrungen aus vier Generationen. Hier kennt man die Last, in dieser schweren Zeit rasch wichtige Entscheidungen treffen zu müssen: die Art der Bestattung, die Form der Trauerfeier, die Erledigung von unerlässlichen Formalitäten, die Gestaltung von Todesanzeigen und -briefen. Jederzeit erreichbar: Informieren, beraten und begleiten – auch nach der Trauerfeier, lautet die Philosophie. Patrick Bühler beantwortet uns gerne einige Fragen:

Was meinen Sie zu dem Trend im Bestattungswesen und der Ausbildung?
Patrick Bühler: „Wir finden es gut, dass vermehrt junge Menschen Interesse an diesem vielseitigen und wichtigen Beruf haben. Es braucht dringend qualifizierte und gut ausgebildete Fachkräfte im Bestattungswesen, damit die Angehörigen auch in der nächsten Generation bestmögliche Unterstützung und Beratung bekommen.“

Bilden Sie aus?

Patrick Bühler: „Wir sind ein Familienbetrieb mit 2,5 Mitarbeitern und haben daher leider nicht die Möglichkeit, junge Menschen auszubilden.“

Welche Bedeutung hat Ihr Beruf/ Ihre Berufung für Sie?

Patrick Bühler: „Bereits seit 4 Generationen stehen wir den Familien mit viel Erfahrung, Fachwissen und Empathie zur Seite und versuchen immer den schmerzlichen Verlust eines geliebten Menschen mit einer würdevollen und tröstenden Abschiedsfeier zu lindern. Die Rückmeldungen der Angehörigen bestätigen uns in unserer Arbeit und spornen uns an, jederzeit unser Bestes zu geben.“

Was motiviert Sie am meisten an Ihrem Tun?

Patrick Bühler: „Wir möchten die Angehörigen in einem Trauerfall bestmöglich unterstützen und beraten. Sei es beim Aufbahren der Verstorbenen für eine letzte Verabschiedung oder die Beratung im Trauergespräch, wenn es um die Art der Bestattung, die Ausgestaltung der Trauerfeier oder das Aufsetzen einer Todesanzeige geht. Wir nehmen den Betroffenen viel Bürokratie rund um die Bestattung ab, so dass sie Zeit zum Trauern haben.“

Wie schalten Sie vom Alltag ab?

Patrick Bühler: „Durch Sport und Bewegung, meine Frau ist zusätzlich in einem Musikverein aktiv. Auch Treffen mit Freunden und der Austausch mit befreundeten Bestattern helfen sehr bei der Bewältigung des oft sehr herausfordernden Alltags.“

Warum sollte ich Ihr Unternehmen für eine Bestattung auswählen?

Patrick Bühler: „Wir gestalten die Abschiedsfeiern individuell nach den Wünschen der Verstorbenen selbst und nach den Wünschen von deren Angehörigen.

Wir versuchen, für jedes Problem eine Lösung zu finden und möchten die Angehörigen vom ersten telefonischen Kontakt über die Trauerfeier und eine mögliche Danksagung in der Zeitung einfühlsam begleiten. Dabei helfen uns unsere jahrzehntelange Erfahrung und die fachliche Qualifikation.“


Über 35 Jahre ist die Familie Siegwarth wichtiger Partner bei Abschieden und Bestattungen

Seit mehr als 35 Jahren ist die Familie Siegwarth in Emmendingen, Herbolzheim und Umgebung ein wichtiger Partner rund um Abschiede und Bestattungen. Den Namen des 2016 verstorbenen Unternehmensgründers, des Ehemannes von Christina Siegwarth, wird dabei fortgeführt. Als ausgebildete Trauerbegleiterin unterstützt sie bei Bedarf auch über die Bestattung hinaus bei der Verarbeitung des schmerzlichen Verlustes. Gerne beantwortet sie uns unsere Fragen.

Was meinen Sie zu dem Trend im Bestattungswesen und der Ausbildung?

Christina Siegwarth: „Wie überall sind manche Trends gut und manche eben nicht. Die Einführung der Meisterpflicht halte ich für sinnvoll, denn eine gute Beratung und Begleitung von Angehörigen in dieser schweren Zeit hat nichts mit Selbstverwirklichung zu tun, sondern es erfordert fundiertes Wissen in vielfältigen Bereichen. Trends, wie die Reerdigung (Anmerkung Redaktion: Bei einer traditionellen Erdbestattung wird der Leichnam einer verstorbenen Person bekleidet in einem Sarg in der Erde beigesetzt. Er zersetzt sich in der Regel im Sarg unter der Erde. Bei einer Reerdigung wird der Leichnam einer verstorbenen Person stattdessen zunächst im Kokon innerhalb von 40 Tagen zersetzt) betrachte ich mit einer gewissen Skepsis, da sich das Zersetzen des gesamten Menschen unmöglich in 40 Tagen, nur mit biologischen Mitteln, verwirklichen lässt. Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist ein bedeutender Teil unserer Zukunft. Hier lernen die Azubis den Umgang mit Verstorbenen, den Umgang mit den Angehörigen und lernen den Ablauf eines Bestatteralltags mit allen Facetten kennen. Ganz wichtig finde ich die Komponente Trauerpsychologie, das Fach unterrichte ich am Ausbildungszentrum für Bestatter in Münnerstadt. Die Auszubildenden sollen hier den Umgang mit Trauernden vermittelt bekommen und eine angemessene Einstellung zum Thema Tod und Trauer für sich selbst entwickeln. Stichwort: Nähe und Distanz, sowohl bei den Verstorbenen als auch bei den Angehörigen.

Bilden Sie aus? Wenn ja, seit wann und wie viele Azubis in der Zeit? Suchen Sie aktuell einen Azubi?

Christina Siegwarth: „Ja, wir bilden aus, seit es zum Ausbildungsberuf 2005 wurde, wir haben in dieser Zeit 7 Azubis gehabt. Ja, wir sind offen für Menschen, die sich für unsere Arbeit interessieren und die bereit sin, mit uns unsere Ideen weiter auszubauen.“

Welche Bedeutung hat Ihr Beruf/ Ihre Berufung für Sie?

Christina Siegwarth: „Interessante Frage: Mein Beruf ist mein Lebensinhalt. Als Selbstständige habe ich eine große Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitenden, den Angehörigen und auch für mich selbst, (um zu der letzten Erkenntnis zu kommen, hat es gedauert). Kein Tag läuft wie der andere, man hat mit unterschiedlichen Menschen und Situationen zu tun.“

Was lieben Sie am meisten an Ihrem Tun?

Christina Siegwarth: „Wenn ich den Angehörigen vermitteln kann, dass ich ihnen ihren Schmerz nicht abnehmen kann, sie aber ein Stück auf dem Weg ihrer Trauer begleiten werde - getreu unseres Mottos:
„wir lassen Sie nicht allein“, können Angehörige eine individuelle Trauerbegleitung in Anspruch nehmen oder sich einer Trauergruppe anschließen, ich habe verschiedene Gruppen gegründet.

Wie schalten Sie vom Alltag ab?

Christina Siegwarth: „Manchmal gar nichts tun, ein Wochenende ohne eine Verabredung oder einen Termin, grundsätzlich bin ich gerne mit Menschen zusammen. Bewegung ist auch wichtig für mich: Motion als Gegenspieler zu Emotion.“

Warum sollte ich Ihr Unternehmen für eine Bestattung auswählen?

Christina Siegwarth: „Ganz einfach, weil wir es können: Wir sind ein Meisterbetrieb und meine Mitarbeitenden und ich bilden uns immer weiter, wir haben ein Gespür für Menschen und ihre Anliegen, wir gehen würdevoll mit den Verstorbenen um und nehmen den Angehörigen viele Dinge ab und begleiten sie. Wir sind in dieser Zeit eine Krücke für sie, auf die sie sich stützen können.“


Text/Fotos: Heike Scheiding /Fotos: jeweilige Unternehmen