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Jugendliche haben in der Wirtschaftsregion Ortenau beste Möglichkeiten für eine Ausbildung im Wunschberuf.

Die Zahlen der IHK Südlicher Oberrhein, die aktuell vorgelegt wurden, stimmten doch zu etwas Optimismus. Fakt ist: es gibt noch viele unbesetzte Ausbildungsstellen, in Offenburg gibt es noch 475 freie Ausbildungsplätze. Es ist heutzutage möglich sich tatsächlich jeden Tag um einen Ausbildungsplatz zu bewerben, das gilt derzeit auch noch für das bereits im September begonnene Ausbildungsjahr.

Im Podium, der unter Federführung der IHK stehenden Pressekonferenz saßen vereint am Tisch v.l. Theresia Denzer-Urschel (Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg), Alexander Merk (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg), Johannes Ullrich (Präsident der Handwerkskammer Freiburg) und Eberhard Liebherr (Präsident der IHK Südlicher Oberrhein). Liebherr sagte bei seinen einleitenden Worten, er habe extra ein grünes Jackett an, weil „die Zahlen heute sehr positiv sind“.


Für die Ortenau sagen die Zahlen, für die unbesetzten Ausbildungsstellen: auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen kommen 9 unversorgte Bewerbende. Unter den 41 unversorgten Bewerbern sind 3 mit Fluchthintergrund. Am 30. September 2023 gab es noch 475 unbesetzte Ausbildungsstellen in weit über 100 Ausbildungsberufen.

Die meisten dieser sind: 42 Kauffrau/-mann im Einzelhandel, 32 Verkäufer/in, 15 Zahnmedizinische Fachangestellte/r.

Übrigens kommen auf 100 Ausbildungsstellen nur 71 Bewerbende das sind 2,8% weniger, wobei im Umkehrschluss die Berufsausbildungsstellen um 5,1 % zunahmen. Unter allen Bewerbern lag der Anteil an Geflüchteten bei 10,2 %, was 237 Personen entsprach.
„Die Schere im Ausbildungsmarkt wird von Jahr zu Jahr größer“, betonte Merk. Auch wenn Bewerber mit Migrationshintergrund eine immer größere Rolle spielten, so lasse sich die Lücke mit ihnen nicht gänzlich schließen, sagte Merk weiter.

Viele Ausbildungsstellen, aber nur wenige Bewerber gibt es in folgenden Berufen im Bereich der Ortenau, hier die TOP 3: Verkauf von Lebensmitteln (7 Bewerber auf 88 Stellen); Kunststoff-, Kautschukherstellung/-verarbeitung (3 Bewerber auf 29 Stellen), Lebensmittel- und Genussherstellung (12 Bewerber auf 89 Stellen).

Die andere Seite der Medaille, hier die TOP 3 der wenigen Ausbildungsplätze und der zu vielen Bewerber: verkauf Bekleidung, Elektro, Kfz, hartwaren (50 Bewerber auf 12 stellen); Floristik (17 Bewerber auf 5 Stellen) und Chemie (23 Bewerber auf 7 Stellen).

Allerdings: Nur jeder zweite Bewerber beginnt überhaupt eine Berufsausbildung. Unisono war man sich im Podium einig, dass hier mehr unternommen werden müsste, auch für duale Ausbildungsstellen. In der Ortenau ist zwischenzeitlich jeder 7. Azubi mit ausländischem Pass in Ausbildung. 2013 war es hier noch jeder 19. Und  noch eine Zahl, die zum Nachdenken animiert: 50.000 Schulabgänger in der BRD sind ohne Ausbildung.
Im Handwerk gibt es mehr Abiturienten und Absolventen mit Mittlerer Reife im Handwerk, so Johannes Ullrich. 2023 sind es aktuell 16,8 % Abiturienten, 41,6 % mit Mittlerer Reife, 32,4 % mit Hauptschulabschluss, 7,5% Ausländer und 1,7 % ohne Schule.

Theresia Denzer-Urschel hatte Sorgenfalten auf der Stirn beim Thema Fachkräftenachwuchs in der Ortenau. „Die Schere geht hier immer mehr auseinander“, betonte sie. Man müsse bedenken, dass bis 2030 etwa 16 Millionen Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden und nur 11 Millionen Menschen nachkommen. Per se gebe es damit auch mehr Möglichkeiten der Auswahl für die Jugendlichen. Auch im Lebensmittelbereich herrsche Sorge, da hier zu wenig Bewerber auf die offenen Stellen zu verzeichnen sind, ebenso fehlt es in der Logistik. Fakt sei auch, dass non Food begehrter im Handel sei, als Lebensmittel.

In der Ortenau gibt es andere berufswünsche als in Freiburg

„In der Ortenau gibt es andere Berufswünsche als in Freiburg, was die Unterschiede der beiden Regionen verdeutlicht.“ Sie sah auch folgendes Problem: „Die Lust der Jugendlichen, sich für eine Berufsauswahl zu entscheiden, ist überaus gering und so bleiben die jungen Leute lieber auf der Schule und umgehen so erst einmal diese Entscheidung.“ Und noch etwas : 7 % der Jugendlichen beginnen sofort ein Arbeitsverhältnis ohne Ausbildung und „wenn diese erst einmal Geld verdient haben, bekommt man die jungen Erwachsenen nicht mehr zurück zur Ausbildung, wobei eine Ausbildung auf jeden Fall der bessere Weg ist.“

Ohne Migrationshintergrund geht es im Handwerk nicht mehr, betonte Ullrich, dieser Anteil werde immer größer, würde aber den Fachkräfte Mangel im Handwerk nicht lösen. Integration sei ein großer Baustein. Froh sei man, dass die Tendenz zu Schreinerinnen, Zimmerinnen und Malerinnen nach oben gehe, die Damen bringen unglaublich handwerkliches Geschick und Motivation in diese Berufe.

Wichtiges Thema ist zudem das Potential, das Handwerksbetriebe erkennen, für Azubis aus Drittstaaten. Gerade im Lebensmittel/Fleisch-Bereich seien indische Staatsbürger eingestellt, demnächst erwarte man weitere 100 junge Leute, die allerdings begleitet werden müssen und für die man bezahlbaren Wohnraum brauche.
Eberhard Liebherr verwies hier zum Europa-Park der etwa 180 Menschen aus Usbekistan beschäftige und diesen auch Wohnraum biete. „Wir sind nicht tatenlos, stets bemühen wir uns, reisen mit Delegationen auch nach Kasachstan oder Marokko, um hier Kontakte zu knüpfen.
Am Podium war man sich einig, dass seitens der Politik nur Lippenbekenntnisse kommen und es kaum einen Rückhalt gebe. „Nur Abitur für Hochschulausbildung hilft uns nicht weiter.“ Dem Podium fehlt es an einem „WUMMS“ in der Politik, mehr Hilfe und Engagement für berufliche Bildung, was sich auch darauf bezog, dass die Baby-Boomer in den kommenden Jahren bis 2030 aus dem Erwerbsleben ausscheiden und das wiederum macht große Sorgenfalten in punkto Fachkräfte Mangel, denn die Demografie ist hier der treibende Faktor.

INFO:

Die IHK südlicher Oberrhein konnte 4.039 Ausbildungsverhältnisse zum 30. September 23 abschließen ein +von 8,7 % zu 2022; davon entfielen 1.513 auf gewerblich-technische Berufe (+ 7,9%) und 2.526 auf kaufmännische Berufe (+9,1%).
Berufe mit den meisten ausländischen Azubis: Koch 173 (entspricht 47,8 % der Gesamt-Azubis); Fachmann für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie 152 (74,9%), Hotelfachmann 134 (46,5%), Fachkraft für Gastronomie 85 (82,5%), Verkäufer 76 (18,2 %).

Regionale Daten:

Ortenaukreis: 1.874 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse (VJ 1.716), was einem Plus von 9,2 % entspricht. Gewerblich-technische Berufe 747 (+4,6%), kaufmännische Berufe 1.108 (+13,5%).

WeberHaus GmbH & Co. KG in Rheinau-Linx, hier beantwortet Lisa Meier (Presse- und Social Media-Managerin) gerne unsere Fragen:

Wie zieht Ihr Unternehmen junge Talente an und spricht sie an?

„WeberHaus setzt auf vielfältige Ansätze, um junge Menschen auf sich aufmerksam zu machen und anzusprechen. Dazu gehören unter anderem: Instagram-Azubi-Kanal: Wir nutzen soziale Medien, insbesondere Instagram, um unsere Ausbildungsmöglichkeiten und Einblicke in das Arbeitsleben bei WeberHaus zu präsentieren.
Schulbesuche: Unsere Vertreter besuchen Schulen, um Schülern unsere Karrieremöglichkeiten näherzubringen und Fragen zu beantworten. Teilnahme an Veranstaltungen: Wir sind aktiv auf verschiedenen Veranstaltungen präsent, darunter Berufsinfomessen, Berufsinfotage und AMR-Messe in Freistett, wo wir den Dialog mit potenziellen Bewerbern suchen. Zusätzlich haben wir an der Oberrheinmesse mit einem Speed Dating-Riesenrad teilgenommen.“

Wie lange bilden Sie schon aus?
„Seit der Firmengründung 1960. Allein im Bereich der Zimmerer haben wir bereits über 500 Azubis ausgebildet. Im Herbst 2022 waren es exakt 500 Azubis, welche seit 1960 die Gesellenprüfung im Zimmererhandwerk abgelegt haben. Ausgebildet wurden sie in den Werken Rheinau-Linx und Wenden-Hünsborn.“

Gibt es in Ihrem Unternehmen einen Mehrwert für die Azubis? Jobrad/Hansefit/Gutscheine/Obst zum Essen?
„In unserem Unternehmen, WeberHaus, bieten wir unseren Auszubildenden nicht nur eine hochwertige Ausbildung, sondern auch eine Vielzahl zusätzlicher Benefits. Dazu gehören ein wettbewerbsfähiges Azubi-Gehalt, das sich an Tarifverträgen orientiert, sowie erfolgsorientierte Prämien, wie beispielsweise Zeugnisprämien, zur Anerkennung herausragender Leistungen. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf das Wohlbefinden unserer Auszubildenden und bieten ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement, das Gesundheitskurse, Workshops und Vorträge einschließt. Unsere Auszubildenden haben zudem eine starke Stimme durch unsere Jugend- und Auszubildendenvertretung, die ihre Interessen im Unternehmen vertritt. Bei WeberHaus schaffen wir so eine unterstützende Umgebung, in der unsere Auszubildenden nicht nur beruflich, sondern auch persönlich wachsen können.“

Wie wichtig sind Auszubildende für Ihr Unternehmen?

„Auszubildende spielen eine zentrale Rolle in unserer Unternehmensgeschichte. Seit unserer Gründung im Jahr 1960 haben wir kontinuierlich in verschiedene Ausbildungsbereiche investiert, darunter Maler, Elektriker und Anlagenmechaniker. Bereits über 2.300 junge Menschen haben ihre berufliche Basis bei uns gelegt.
Wir pflegen eine starke Tradition der Zimmerer-Ausbildung und sind stolz darauf, über 500 Zimmerer-Auszubildende ausgebildet zu haben. Siegbert Hennenberger, unser erster Zimmererlehrling von 1960, führte eine beeindruckende Karriere und übernahm die Produktionsleitung in mehreren unserer Werke. Diese Tradition wird bis heute fortgeführt, und wir bilden derzeit 71 Auszubildende und neun Studenten in Rheinau-Linx sowie zehn Auszubildende in Wenden-Hünsborn aus (Stand 1.09.2023). Die Auszubildenden sind für uns von großer Bedeutung und ein integraler Bestandteil unseres Unternehmenserfolgs.“

 


Diakonie Kehl | Kehl-Kork

Hier antwortet Ariane Prusnat (Recruting/Personalabteilung) folgendes:

Was tun Sie als Unternehmen, um junge Leute auf sich aufmerksam zu machen und diese anzusprechen? Social media/Ausbildungstag/Kooperation mit Schulen?

„Unser Unternehmen macht sich auf Social Media, durch Berufsinfomessen/ Berufsinfotage sowie durch Kooperationen mit anderen Schulen aus sich aufmerksam.“

 Wie lange bilden Sie schon aus?

„Die Diakonie Kork bildet schon seit mehreren Jahrzehnten aus.“

 Gibt es in Ihrem Unternehmen einen Mehrwert für die Azubis? Jobrad/Hansefit/Gutscheine/Obst zum Essen?

„Wir bieten eine Vergütung nach TVAöD-BBiG, Lernmittelzuschuss, Abschlussprämie, Sonderurlaub für die Abschlussprüfung und Fortbildungen (Fortbildungsbudget jährlich von 300 Euro).“

 Wie wichtig sind Ihnen Auszubildende in Ihrem Unternehmen?

„Auszubildende (m/w/d) sind für unser Unternehmen ein sehr wichtiger Bestandteil. Sie sind einer der vielen Stützpfeiler jeden Unternehmens.“


Europa-Park, Freizeit- und Familienpark Mack KG aus Rust

Vom Europa-Park Erlebnis-Resort in Rust, beantwortet Anna-Maria Schwehr (Junior Referentin Personalmarketing) gerne unsere Fragen.

Was tun Sie als Unternehmen, um junge Leute auf sich aufmerksam zu machen und diese anzusprechen? Social Media/Ausbildungstag/Kooperation mit Schulen?

„Über das gesamte Jahr verteilt besuchen wir zahlreiche Job- und Berufsinformationsmessen, wo es uns gelingt den ersten Kontakt zu potenziellen Bewerbern aufzunehmen. Zusätzlich pflegen wir viele Kooperationen mit Schulen im Großraum Rust. Dort stellen wir unsere Ausbildungsberufe vor, bieten Praktika und Bewerber-Live-Trainings an. Auch auf Social-Media sind wir neben dem Europa-Park Hauptkanal mit einem Karriere-Account aktiv. Auf diesem können sich Interessenten bereits einen Einblick in die Arbeit im Europa-Park Erlebnis-Resort verschaffen und sich über unsere mehr als 20 Ausbildungsberufe informieren.“ 

Wie lange bilden Sie schon aus?

„Wir bilden bereits seit dem Jahr 1980 aus. Unser erster Auszubildender absolvierte damals eine Ausbildung zum Elektroniker und ist heute noch immer im Unternehmen tätig und bildet sogar selbst aus.“ 

Gibt es in Ihrem Unternehmen einen Mehrwert für die Azubis? Jobrad/Hansefit/Gutscheine/Obst zum Essen?

„Unsere Auszubildende profitieren von einer Vielzahl an Benefits. Neben Gesundheitsangeboten wie Hansefit und Zugang zum Europa-Park Fitness-Studio gibt es für Auszubildende die Möglichkeit auf ein Jobrad, aber auch die Teilnahme an Freizeitgruppen. Zusätzlich gibt es Mitarbeiter-Restaurants, exklusive Mitarbeiter-Events und Mitarbeitervergünstigungen für sämtliche Veranstaltungen. Selbstverständlich erhalten Auszubildende ganzjährig kostenlosen Eintritt in den Europa-Park, sowie in zahlreichen Partnerparks in Europa. Außerdem ermöglichen wir unseren Auszubildenden einen jährlichen Azubi-Ausflug, Trainings in der hauseigenen Akademie und das interne Nachhilfeprogramm „Azubis-helfen-Azubis“.“

 Wie wichtig sind Ihnen Auszubildende in Ihrem Unternehmen?

„Insgesamt spielen Auszubildende eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg unseres Unternehmens und genießen daher einen sehr hohen Stellenwert im Unternehmen. Wir sind sehr stolz darauf im Jahr 2023 wieder 132 neue Auszubildende im Europa-Park Erlebnis-Resort begrüßen zu dürfen. Durch die Ausbildung junger Talente investiert der Europa-Park nicht nur in seine eigene Zukunft, sondern fördert auch den Nachwuchs von Fachkräften. Die frischen Ideen und Perspektiven, die Auszubildende einbringen, tragen zur Innovation und Weiterentwicklung unseres Unternehmens bei. In Zeiten des Fachkräftemangels ermöglicht die Ausbildung zudem, dem entgegenzuwirken und sicherzustellen, dass das Unternehmen über qualifiziertes Personal verfügt. Nicht zuletzt trägt die Ausbildung zum Wissenstransfer im Unternehmen bei, sichert die Kontinuität und fördert den Erfahrungsaustausch zwischen erfahrenen Mitarbeitern und der nächsten Generation.“


Die teilnehmenden Betriebe