Winzerin Franziska Schätzle lebt mit der Natur und schätzt diese auf besondere Weise
Weingutsübernahme erfolgte zum 1. Januar 2023
Der Tag von Franziska Schätzle vom gleichnamigen Weingut in Vogtsburg-Schelingen ist vollgepackt mit Organisation, Natur, Familie, Flexibilität, Kreativität und vielem mehr. „Oberste Priorität morgens haben aber zuerst einmal die beiden schulpflichtigen Kinder mit neun und elf Jahren, damit diese gut in ihren Tag starten können“, lacht Franziska Schätzle.
Winzerin Franziska Schätzle lebt mit der Natur und schätzt diese auf besondere Weise
In Schelingen, mitten im Kaiserstuhl, führen Thomas, Friederike und Franziska Schätzle, das Familienweingut. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Stadt Vogtsburg mit ihren sieben traditionsreichen und malerischen Winzerorten Achkarren, Bickensohl, Bischoffingen, Burkheim, Oberbergen mit Altvogtsburg, Oberrotweil mit Niederrotweil und Schelingen die größte Weinbaugemeinde Baden-Württembergs ist.
Und genau hier sind die Wurzeln der Winzerfamilie Schätzle, die zurück bis ins 17. Jahrhundert reichen. Seither widmet man sich in dem Traditionsunternehmen dem Wein und dem Weinbau in dieser besonderen Kulturlandschaft. Aktuell beleben drei Generationen den Weinguts-Hof. Beim Gespräch mit der charmant-ehrgeizigen Franziska Schätzle, wird deutlich, dass die Burgunder-Weine „die“ Leidenschaft des Weingutes sind und das Vulkangestein die Würze und der kompromisslose, naturnahe Umgang mit den Reben und Weinen Garant für Charakter und Genuss. Sie selbst lebt bewusst im Einklang mit der Natur und weiß, dass „kein Tag wie der andere verläuft“. Franziska Schätzle ist überall involviert, ob im Weinkeller, bei Weinproben, Präsentationen mit Kunden, in der Organisation und anderem.
„Die Natur ist dabei für mich meine Business-Welt“, sagt sie mit Blick auf Ihr Leben im Rhythmus der Natur. So gilt der Winter als Planungsphase, dann, wenn die Natur wächst, bei schönem Wetter ist sie draußen im Weinberg, bei Regen im Keller beim Wein. Der Kundenkontakt sei für sie mit das Schönste, denn hier kann sie ihre Produkte vorstellen, emotional vermarkten und bekommt daraufhin eine direkte Rückmeldung.
Die Burgunderwelt ist Franziska Schätzles Welt, das wird im Gespräch mehr als deutlich. Das Wissen der Fachfrau, das sie mit blumigen Worten und sprühendem Fleiß weitergibt ist phänomenal – man merkt, sie weiß, wovon sie spricht ist in ihrem Business seit Kindesbeinen involviert und mittendrin. Differenzierte Eigenständigkeiten der Lagen „Heiligenberg“ oder „Kirchberg“, die Geologie, Fauna und Flora die sich später im Wein widerspiegeln, begeistern sie. Der Kirchberg in Schelingen zählt übrigens zu den wertigsten Weinbergen Europas. Hier sind Bienenfresser, Smaragdeidechsen, Orchideen und Wildbienen heimisch
Franziska Schätzle - Wir sind keine Weinmacher - sondern Natur-Assistenten
Franziska Schätzle „brennt“ für das Weingut
„Mein Vater brennt für das Weingut und dieses Feuer habe ich ebenso in mir“, erzählt sie und spricht von einer Entspannung beim Tun. Im Weingut Schätzle wird alles weiterverarbeitet, bis zurück zum Trester, der wieder in den Weinberg als Kompost ausgebracht wird und somit der Humus des Ganzen ist. Am meisten begeistert die Powerfrau die Abwechslung und die Vielfalt ihres Tuns. „Fertige Weine vor der Abfüllung zu probieren und man merkt dabei, alles richtig entschieden zu haben unter dem Jahr und einen Volltreffer gelandet zu haben, das macht glücklich.“
Wir sind keine Weinmacher - sondern Natur-Assistenten
„So natürlich wie möglich, so wenig Süße wie nötig“, lautet die Devise bei den Weinen, aber auch bei den Sekten. Sekt wird seit 1987 verkauft, alles wird vor Ort ausgebaut mit mindestens beim Sekt 24 Monaten Hefelagerung wegen einer feinen Perlage. Auf die Frage, was Franziska Schätzle lieber trinkt, kommt ganz diplomatisch: „Je nach Anlass Sekt oder Wein, wobei der Sekt ein wichtiges Standbein von unserem Betrieb ist.“
Gerade zu Coronazeiten habe die Familie festgestellt, dass der Kunden-Mix gut ist mit bundesweit 50 Prozent an Privatkunden. Seit nunmehr 15 Jahren gibt es einen sehr guten Onlineshop mit sämtlichen Bezahlmethoden, guter Logistik und dennoch persönlichem Kundenkontakt. „Bei der Schätzle-Weinfamilie, da sind die Kunden gut aufgehoben“, schmunzelt sie. Die anderen 50 Prozent sind in der Gastronomie beheimatet, hier natürlich mit allen Höhen du Tiefen, die die Pandemie und der Ukrainekrieg mit sich bringen. Gut aufgestellt ist der Export in die Beneluxländer und Dänemark, sowie kleinere Fach Händler, resümiert Franziska Schätzle. „Im Grunde war Corona auch positiv, denn viele haben das Weintrinken in dieser Pandemie für sich entdeckt und gerade regionale Produkte und Ausflugsziele wurden dabei geschätzt“, so die Winzerin. Das habe viele neue Fans mit sich gebracht.
Dass man im Online-Shop gut bundesweit verkauft, liege wohl auch an der Oma, die an Feriengäste auf dem Weingut sehr gute Kontakte pflegte und hier bereits viel Werbung für den eigenen Wein gemacht hatte.
Franziska Schätzle „brennt“ für das Weingut
Auf einer Gesamtfläche von 15 ha spielen die Sorten der Burgunderfamilie die Hauptrolle:
40% Grauburgunder (Pinot Gris), 10% Chardonnay, 5% Weißburgunder (Pinot Blanc) & Müller-Thurgau, Gewürztraminer, 35% Spätburgunder (Pinot Noir)
& Merlot, Pinot Meunier.
Was für Franziska Schätzle ein wahrer Segen ist, ist der „Großfamilien-Verbund“, denn nur so kann Job und Familie unter einen Hut gebracht werden. 2022 verstarben die Großeltern mit über 90 Jahren, berichtet sie traurig. Positiv sei, dass ihre Kinder sehr selbstständig aufwachsen.
Ob sie eine „To-do-Liste“ führt? „Jein, die habe ich schon, aber manchmal schaue ich die auch gar nicht an, weil andere Aufgaben spontan dringlicher sind“. Nutzen tue sie allerdings Apps auf dem Handy beispielsweise für Einkaufslisten. Ihr Talent die Organisation sei tagtäglich gefragt, damit nichts untergeht oder verloren geht. So bleibt für Hobbies nur wenig Zeit, wie für das aktive Musizieren bei der Winzerkapelle Oberbergen. Aber Franziska Schätzle ist sportlich unterwegs: joggend, laufend, wandernd, radelnd.
Ihre Philosophie: Ein Spagat zwischen Bodenständigkeit und Verbundenheit mit der Kulturlandschaft mit dem Erbe der vielen Schätzle-Generationen und dem Mut alles weiterzuentwickeln und alles in die heutige Zeit zu übertragen. Der Fokus auf die Kulturlandschaft und deren Charaktere halte sie dabei auf der Spur, den Weinberg stets im Fokus. Manchmal brauche es, bis man weiß, wie der Weinberg „tickt“, bis man das versteht, denn „die Reben haben ein Gedächtnis und wissen, wie man mit ihnen umgeht.“ „Ich habe allerdings auch den Anspruch etwas Neues zu kreieren, dabei muss Altes weichen, das Sortiment darf dennoch nicht aufgebläht werden.“
Dass Franziska Schätzle die besondere Gabe besitzt die Natur und den Wein in einer Lage zu erkennen und dabei zu wissen, was es braucht, wie man mit dem Naturphänomen umgeht, wird im Gespräch sehr deutlich, Ihr Wissen ist unfassbar tief und man möchte gerne zuhören. Sie hat Önologie studiert, hat vieles erlebt in Burgund, Neuseeland und Spanien, sie war in einem Internat in Bordeaux und hat viel von der Welt gesehen. „Mir hat es überall gefallen, aber meine Wurzeln am Kaiserstuhl sind tief und ich wollte irgendwann wieder heimkommen und Fuß fassen“ und genau das, ist Franziska Schätzle bestens gelungen.
Zum Vormerken hier noch ein wichtiger Termin
Mit der Weingutsübernahme zum 1.1.2023 starteten auch die umfangreichen Modernisierungsarbeiten im Betriebsgebäude. Dabei wird der oberirdische Teil des bisherigen Gebäudeensembles fit für die Zukunft gemacht. Innerhalb der bisherigen Mauern entstehen eine neue moderne Traubenannahme und Kelterhaus, die es ermöglichen, die Trauben schonend, differenziert und effizient zu verarbeiten. Gerade bei immer kürzer werdenden Erntephasen sicherlich ein zukunftsweisender Pluspunkt. Auch die Gäste und Besucher dürfen sich über eine neue Vinothek mit verschiedenen Räumen freuen. Die neuen Bereiche sind modular aufgebaut und können für Familienfeiern, Tagungen und Events gemietet werden. Das Herzstück ist eine eigens von Birkenmeier Stein + Design gegossene Theke aus einer speziellen Betonmischung, der Löss aus den Schelinger Weinbergen beigemischt wurde.
29. & 30. Juli offene Baustelle
…wir öffnen die Baustelle am Samstag, 29. und Sonntag, 30. Juli von 10 bis 18 Uhr
…Sie dürfen an der neuen Löss-Beton-Theke Schätzle-Weine probieren
…wir führen Sie durch die Baustelle von Vinothek zu Event-Raum bis hin zur Traubenannahme
…Sie bekommen zur Stärkung ein Vesper und dürfen dann den restlichen Tag im schönen Kaiserstuhl verbringen
Eintritt frei – keine Anmeldung erforderlich!
P.S. Picknick in den Reben und Hoffest werden auf 2024 verschoben. Save the date: 26. bis 28. Juli 2024!