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Nachrichten aus Blickpunkt: Moderne Frauen

Riccarda Kräuter - Schächtele – „Frau Tigerherz“ und noch so vieles mehr

Oh je, neben ihr komme ich mir so vor, als wenn ich selbst nur wenig auf die Reihe bekomme.

ei meinem Interview mit der umtriebigen Riccarda Kräuter-Schächtele aus Freiburg, werde ich die Vermutung nicht los, dass ihre Uhr anders tickt und einfach mehr Stunden am Tag produziert, in die man etwas reinpacken kann. Bewundernswert ist sie allemal, ihr Engagement ist vorbildlich und sie ist dabei doch so liebenswert.

„Ja, ich schreie gerne hier und bin auch gerne engagiert“, lacht die sympathische Frau, die mit Anfang 50 durchaus weiß, wo sie steht und was sie will. Dabei geht es in erster Linie um andere, sie stellt sich gerne zurück und plaudert aus, dass sie bereits zu Schulzeiten als Schulsprecherin agierte.

Riccarda hat in Freiburg studiert, „eigentlich wollte ich Modedesign belegen, aber mein Papa meinte, Jura ist besser“. Und so kam es denn auch mit dem Jura-Studium.
Sie erwärmte sich für Ballett und modelte auch in Baden-Baden nebenher, stellte gerne Choreografien zusammen und suchte die passende Musik zu den Themen. Auftritte vor großem Publikum liegen ihr im Blut und wo andere unter Lampenfieber leiden, setzt sie ihr bezauberndes Lächeln auf und begeistert.

Seit 34 Jahren gibt es nun schon die Modelagentur „allure“, die sie von ihrem einstigen Nebenjob-Chef übernommen hat und inzwischen Inhaberin ist.

Über die Grenzen der Region hinaus ist sie mit ihren Model-Shows und Präsentationen bekannt geworden. Aber auch als Moderatorin diverser Events wie Galas oder Firmenveranstaltungen hat Riccarda Kräuter-Schächtele sich bei Wirtschaft, Vereinen und Gesellschaften einen hervorragenden Ruf geschaffen. Und wer sie einmal erlebt hat, der hat hautnah erfahren, dass die Show durch ihren charmanten Auftritt die besondere Note erhalten hat. Denn Redegewandtheit, Mut, Charme und Witz sind ihr persönliches Handwerkszeug für eine gelungene und erfolgreiche Unterhaltung.

Nach ihrem Studium hat sie noch die Ausbildung zur Immobilienwirtin abgelegt und bis zu ihrer Schwangerschaft von Sohn Maxi – er ist heute 17 Jahre alt -  in dieser Branche gearbeitet. „Maxi war ein Frühchen und das war eine harte, oft quälende Zeit“, erinnert sie sich. Aber pragmatisch, wie Riccarda ist, hat sie in der Freiburger Uniklinik den „Frühchenverein mit ins Leben gerufen“. So sammelte sie Informationen und Gelder,  unterstützte andere Eltern und war doch selbst ans Haus angebunden mit einer Krankenschwester zu Hause in einem Zeitraum von knapp drei Jahren, davon acht Monate in der Uniklinik. Damals lebte sie mit ihrer Familie in Freiburg-Tiengen auf einem Bauernhof und damit ihr nicht die Decke auf den Kopf fiel, engagierte sie sich vor Ort. Sie sang im gemischten Chor, gründete einen Zwergenchor, „unsere ganze Familie war mit von der Partie“, erinnert sie sich. Sie leitete Kinder- und Jazzchor und gab dieses vielfältige Ehrenamt im Jahr 2012 ab.

Seit nunmehr 10 Jahren organisiert Riccarda in der Wodanhalle die Obdachlosenweihnacht, nach dem Tod von Sissi Walther-Kligler bringt sie sich hier mit den zwei stützenden Teammitgliedern Christina Gangotena und Martin Schley, ein. „Mir geht es gut, Maxi auch und da muss man doch etwas für andere tun“, betont sie. Und so spricht sie das ganze Jahr hindurch Menschen an und sammelt, um am 1. Weihnachtsfeiertag mit einer „Umsonst-Boutique“, „Umsonst-Friseur“, 3-Gänge-Menü, Flohmarkt und toller Deko, aufzuwarten. „60 Helfer unterstützen mich dabei“, freut sie sich.

Ein weiteres Kleinod in ihrem Tun ist der Strumpfladen im Freiburger Bursengang, den es seit 40 Jahren gibt und den sie selbst seit vier Jahren ihr Eigen nennt.

„Das mache ich aus Leidenschaft, Strumpfmode aus Paris und Italien, das ist so toll“, freut sie sich und steht hier tatsächlich freitags und samstags im Geschäft. Nein, die anderen Wochentage sind nicht der Freizeit gewidmet, sondern da arbeitet Riccarda in einer 70-Prozent-Stelle im Robert Koch-Tumorzentrum und sammelt Gelder, die nötig sind, von den Trägern aber nicht bezahlt werden. Stichwort hierbei: „Tigerherz“, ein rein spendenfinanziertes Unterfangen. Das Angebot „Tigerherz… wenn Eltern Krebs haben“ der Psychosozialen Krebsberatung richtet sich an Familien, in denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist. „Wir möchten der ganzen Familie helfen, indem wir in dieser schweren Situation die Eltern beraten und auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen“, erklärt Riccarda. Mit den Kindern und Jugendlichen wird einzeln oder in Gruppen gearbeitet, oft kreativ mit verschiedenen Materialien. Die Angebote sind dabei kostenfrei.

Befreundet in diesem Zusammenhang sind „Euromaus“ und „Tigerherz“, Marianne Mack (Europapark) ist hier Botschafterin vom Tigerherz, erläutert Riccarda, die weiß, dass man „immer und überall „netzen“ muss“.

Und dann kommt auch noch der Genuss ins Spiel bei „be chill“, einem Cocktail mit Chilli, Lemongras und Cranberrys. „Bei einem 50. Geburtstag, da gab es mal wieder nur Hugo und Aperol Sprizz und mit zwei befreundeten Winzerinnen überlegten wir, ob wir nicht eine gute Alternative schaffen könnten“. Da Riccarda keine Frau der langen Wege ist, wurde die Idee schnell in die Tat umgesetzt, „zehnmal haben wir uns getroffen, probiert, gelacht und dann war das Ergebnis da“. In einer ausgefallenen weißen Flasche wird dieser Cocktail über den Badischen Winzerkeller vertrieben unter dem Namen „White senses“ – und das übrigens weltweit.

„Be basic“ mit süßen grünen Tomaten als Grundlage, ist der süffige Nachfolger.
„Ich habe immer so viele Ideen, dafür bräuchte ich mehr Zeit“, so Riccarda, deren absolute Stärke darin liegt, Menschen zu begeistern. Dabei ist die Powerfrau stets zu 100 Prozent überzeugt von dem, was sie tut, „halbherzig gibt es bei mir nicht“.

Nun ja, damit noch immer nicht genug, denn Riccarda macht auch zwei Schiffsreisen im Jahr, um hier als „Lifestyle-Expertin“ für den perfekten Auftritt zu sorgen und neben dem Knigge in Tischmanieren auch mentales Coaching bei der Atlantik-Überquerung anzubieten. „Ich wollte die Welt sehen und zwar etwas luxuriös und habe mich einfach beworben“. Zu schade ist sich die agile Frau allerdings zu nichts. So veranstaltet sie im einstigen Armenspital von Freiburg, dem heutigen Schlafkomfort Stiegeler Lesungen zum Thema Krebs, die Eintrittsgelder wandern dabei zum „Tigerherz“. Viele Projekte, die sie begleitet und anstößt, seien wissenschaftlich begleitet, wie ein Tanz-Theater mit Premiere im November in Freiburg mit der Frauenselbsthilfe nach Krebs – „hier tanze ich auch mit“. Viele Ideen schwirren in ihrem Kopf, von einer großen Benefizveranstaltung für die Krebsforschung, hin zu vielen anderen Dingen. Viele Freizeit habe sie nicht, was Riccarda aber nicht weiter dramatisch sieht. Oft steht sie um 4 Uhr in der Frühe auf, hält sich fit mit Yoga und geht walken. Facebook und Instagram sind für sie wichtig und dafür nimmt sie sich gerne Zeit. Ihre Motivation in ihrem Tun liegt darin, wie sie sagt, dass sie andere Menschen in der Schwere ihres Schicksal unterstützen möchte, es ihnen leichter machen und das belastet sie selbst natürlich auch oft. Dass sie „Frau Tigerherz“ genannt wird, findet sie schön.

Politisch in Freiburg engagiert sie sich bei den Freien Wählern, außerdem für den Lokalverein, z Friburg in der Stadt. Und auf die Frage nach Hobbys, antwortet Riccarda mit: singen, lesen, wandern, Pilze sammeln, kochen, tanzen. Ein kleines Spargelkochbüchlein hat sie nebenbei geschrieben, sie näht und designt gerne und träumt vom Design eines Kleides für jede Frau. Gerne würde sie ein Joghurt mit Tomate und Basilikum kreieren und einen Gurkensaft zum Trinken.

Riccardas Leben ist so vielfältig und breit gefächert, dass es ihr gar nie langweilig werden kann.

Sie bewirkt, sie bewegt, sie gestaltet, sie tut Gutes, sie lebt. Verwundern tut es mich auch gar nicht, dass sie 2016 unter 500 Frauen aus Deutschland ins Finale der „Miss Germany 50+ gekommen ist, denn Bühne und Applaus sind eines ihrer Lebenselixiere, auch wenn die dynamische Powerfrau auch ihre „Auszeit-Inseln“ braucht.

Danke Riccarda und Chapeau Frau Tigerherz.

www.cccf-tigerherz.de

Text: Heike Scheiding-Brode

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