Skip to main content
Nachrichten aus Blickpunkt: Moderne Frauen

Ministerin Marion Gentges: „Landfrauen sind ein Verband der Superlative“

Bezirkslandfrauentag: Apell zur Kandidatur für die Kommunalwahlen 2024

Kiechlinsbergen (heb). Überwältigt vom Andrang in der Weinberghalle in Kiechlinsbergen am Samstagnachmittag zeigte sich Cornelia Biehle, Teamsprecherin der Bezirkslandfrauen Emmendingen. Etwa 300 Besucher waren gekommen, darunter zahlreiche Politiker und alle, die den Landfrauen gut gesonnen sind. Biehle verwies sogleich auf den kulinarischen-kreativen Markt mit 13 Teilnehmern, der in der Pause zum Kaufen von Selbstgebasteltem und Selbstproduziertem einlud.

Marion Gentges: „Die Landfrauen sind ein verband der Superlative“, so Ministerin Marion Gentges.

17 Ortsvereine seien am Start im Bezirk Emmendingen. Die Frage, so Biehle, ob ein Bezirkslandfrauentag überhaupt noch zeitgemäß sei, müsste mit einem „klaren Ja“ beantwortet werden. Denn hier sei die Plattform sich darzustellen und seine Anliegen an der richtigen Stelle einzubringen. Außerdem würde der Bildungsauftrag gestärkt. „Wenn man hinter etwas steht, kann man viel besser anschieben“, zitierte Biehle und betonte: „Der Bezirk steht hinter den 17 Ortsvereinen und deren Wagnisse.“

Für großen Beifall sorgte die Singeinlage der „Landkinder Forchheim“, eine Initiative vom Zwergenstüble Endingen, die aus 95 Familien besteht. Der Chor wurde 2021 gegründet, 27 singende Kinder zählen dazu.

Unter den 300 Gästen bei bezirkslandfrauentag zeigten auch zahlreiche Politiker ihr Interesse. Vorne links Gerdi Staiblin, sie war von 1996 bis 2001 Ministerin für Ernährung und Ländlichen Raum des Landes Baden-Württemberg.

Hausherr und Bürgermeister Tobias Metz drückte seine Freude über so viele Besucher aus und meinte, dass man wohl 2024 wieder die Endinger Stadthalle nutzen sollte. Die starke Vernetzung der Landfrauen mit konkreten Anliegen, sowie modernen Fragestellungen wie die Gleichberechtigung der Frau seien seiner Meinung nach immens wichtig. Diese gesellschaftspolitisch relevante Arbeit müsse fortgeführt werden, dazu sollte Werbung bei jungen Frauen gemacht werden. 

Die Präsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden, Rosa Karcher, sprach davon, dass die politischen Interessen der Frauen im ländlichen Raum vertreten werden. Das staatlich anerkannte Bildungswerk der Landfrauen sei umfassend und habe in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal mit den drei Verbänden in Baden-Württemberg. Viele digitale Angebote gebe es seit Corona, „die zentralen Orte aber sind die Vereine, die auch Kraftorte sind, um das politische und soziale Leben aktiv mitzugestalten“, so Karcher. Das Engagement und die Leidenschaft der Frauen bereicherten den ländlichen Raum und dabei sei es immens wichtig, Beruf, Ehrenamt und Familie unter einen Hut zu bringen. Karcher appellierte in kommunalpolitischen Themen aktiv mitzuwirken, „denn im Kreistag und in Gemeinderäten sei noch mit der Besetzung durch Frauen viel Luft nach oben.

Die Präsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden, Rosa Karcher,

Bäuerinnen-Studie
Sie verwies weiter auf die „Bäuerinnen-Studie“, die erstmals bundesweit auf die Frauen in der Landwirtschaft eingehe. Das Ergebnis dieser schließe viele Datenlücken, positiv sei die hohe Lebenszufriedenheizt trotz der Arbeitsbelastung. Die Bäuerinnen sehen ihre Kinder in der Natur aufwachsen, was ein hohes Gut sei, weiterhin seine 60 Prozent der Bäuerinnen ehrenamtlich aktiv. Wiederum 60-70 Prozent sind unternehmerisch tätig, fast 50 Prozent pflegen Familienangehörige, über 30 Prozent fühlen sich nicht genügend abgesichert im Alter und 21,4 Prozent sind Burn-out-gefährdet wegen der Belastung der vielen verschiedenen Rollen. „Das muss aus der Tabu-Zone rausgenommen werden“, appellierte die Präsidentin. Am 19. Oktober finde dazu eine Fachtagung am Titisee statt „Mit uns im Gleichgewicht der Selbstfürsorge“.

Weitere Themen, die den Bezirk beschäftigten seien: die hausärztliche Versorgung auf dem Land, sowie Nachhaltigkeit, Kilmaschutz und gesunde Ernährung. Landrat Hanno Hurth sprach in seinem Grußwort vom Hochschulstandort „Hochburg“ in Emmendingen mit derzeit einer Fachklasse. „Die starke Kraft im ländlichen Raum sind die Landfrauen im Kreis Emmendingen“. Sie seien Mittlerin zur Politik und zu allen und hier bat Hurth sich mit dem Gedanken einer Kandidatur für die anstehenden Kommunalwahlen auseinanderzusetzen. 19 Prozent Frauen sitzen aktuell im Kreistag, 30 Prozent im Stadtrat – „das ist deutlich zu wenig“ so der Landrat.

Bürgermeister Harald Lotis hatte die schöne Aufgabe, seine Gemeinde Bahlingen vorzustellen. „Die Landfrauen sind viel mehr als Kaffee und Kuchen, sie stehen für soziale Bildung, Begegnung, Wandel und Zukunft.“ Er erinnerte, dass in Bahlingen im Jahr 1968 84 Haupterwerbslandwirte von der Statistik erfasst waren, 2023 nur noch 13.

Bürgermeister Harald Lotis stellte seine Gemeinde Bahlingen vor und ging auch auf die Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe ein.

Ehrungen
Cornelia Biehle
dankte für 184 Jahre geleistetem Ehrenamt für die Landfrauen, einigen ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern aus den verschiedenen Ortsvereinen.
Barbara Nübling und Anja Giessmann (Denzlingen), Lisbeth Steinle und Elisabeth Gutjahr (Mundingen), Magdalena Mamier (Kiechlinsbergen), Sigrun Scholler (Bahlingen), sowie aus Jechtingen; Brigitte Thorwart, Ariane Weber, Alexandra Bolz, Ute Barth und für 20 Jahre Vorstandstätigkeit Verena Fischer, für 26 Jahre Vorstandstätigkeit Regina Gerhart.

Weitere Grußworte

Landtagsabgeordneter Alexander Schoch sprach von einer „großartigen Arbeit der Landfrauen im ländlichen Raum“.“ Und auch er appellierte, sich zur Kommunalwahl aufstellen zu lasen.

Selbiger Apell kam von Marion Gentges, Ministerin der Justiz und für Migration. Sie sprach vom „Verband der Superlative“, dem stärksten und größten Frauennetzwerk mit 52.000 Mitgliedern in Baden-Württemberg, davon 18.000 in Südbaden. „machen Sie so weiter, setzen Sie sich weiter ein“, dankte Gentges für das großartige Engagement der Landfrauen.

Zur Auflockerung traten die Soul Sisters aus Kiechlinsbergen auf die Bühne und begeisterten mit ihrem Tanz.

Cornelia Biehle, Vorsitzende der Bezirkslandfrauen Emmendingen, ehrte das Wirken ausgeschiedene Vorstandsmitglieder aus den verschiedenen Ortsvereinen.

Gedanken von Rolf Brauch

„Leben ist immer Veränderung und davor hat man Angst“, hob Rolf Brauch in seinem Referat „Wendepunkte – Vom guten Umgang mit Veränderungen“, hervor. Angst mache handlungsunfähig, „wir müssen lernen aus der Angst eine Furcht zu machen, denn mit Furcht können Menschen umgehen und diese macht handlungsfähig“, appellierte er.
Um mit Wendepunkten umgehen zu können, brauche es als Grundhaltung die Dankbarkeit, wenn man zurückschaut, und das Vertrauen als hoffnungsvollen Blick nach vorne. Als Beispiel nannte er Abraham, der im Alter von 75 Jahren mit seiner Familie aufbrach in ein fremdes Land. Nicht wissend, wo die Reise hingeht, war ihm Gott als Reiseleiter und Begleiter wichtig. Dieses Beispiel sei auch heute noch aktuell, denn für die Menschen sei es wichtig, nicht allein durch das Leben gehen zu müssen. „Wir alle brauchen Vertrauen und Hoffnung in der Zeit der Veränderung, brauchen Weggefährten und ein stabiles Netzwerk.“ Dabei dürfe der Blick zurück keineswegs zu lang und auch nicht nachtragend sein, er solle den Anlass zur Versöhnung bieten. Dankbare Herzen seien wie gepflügte Felder, Unversöhnlichkeit eine Bremse des Lebens, betonte er und warnte vor Gleichgültigkeit und Beliebigkeit. Es brauche einen Grundkonsens an Werten, einen festen Halt, ein Leben im Gleichgewicht, Kraftreserven für diese Wendezeiten und Gelassenheit in Form einer verantwortlichen Sorglosigkeit. Zum Schluss appellierte Brauch, sich Oasen, Pausen, Tankstellen zu gönnen und sein Leben „nicht auf kante zu nähen“ – „wir brauchen Pausen und Gelassenheit.“

Rolf Brauch sprach von „Wendepunkte – Vom guten Umgang mit Veränderungen“.

Spende an „Tigerherz“

Die beiden Rechnerinnen im Bezirk, Jutta Kühnert und Sigrid Sax hatten dann noch einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro dabei. Dieser wird an „Tigerherz“ – wenn Eltern Krebs haben, übergeben werden.

Text/Fotos für Region im Blick: Heike Scheiding-Brode

Auch interessant:

Anzeige

Anzeige