Frauenpower: Heidi Knoblich
„Mach’s mit Liebe oder lass‘ es“
Heute geht es um eine tolle Frau, die den Schnee liebt, Geschichten und historische Frauen, die ihr oft sehr ähnlich sind. Ich spreche von Heidi Knoblich, Erzählerin, Roman- und Kinderbuchautorin, Bühnenautorin, freie Journalistin.
Bei unserem Treffen in einem Freiburger Café wird deutlich, welch‘ unglaubliche Energie, wie viel Herz und Freude diese Frau verbreitet.
Im Fokus stets Baden und der Schwarzwald
„Meine Mutter hat uns Kindern jeden Abend selbsterfundene Geschichten vorm Einschlafen erzählt und auch mein Vater hatte ebenfalls diese Gabe.“ Sozusagen wurde Heidi Knoblich das Können um Geschichten, Phantasien, Verstrickungen und Liebesschwüre in die Wiege gelegt. Für ihre eigenen drei Töchter (heute 30, 34 und 38 Jahre alt), gab es natürlich auch jede Menge an Erzählungen und diese Geschichten schrieb Heidi Knoblich schließlich in den 80er Jahren für die Badische Zeitung auf der Kinderseite über viele Jahre und begeisterte damit Leserinnen und Leser. Aufgrund dieser Geschichten folgte eine Einladung ins Fernsehen und dann nahm das Wirken dieser agilen, unglaublich sympathischen Schwarzwälderin erst recht Fahrt auf.
An Heiligabend erzählte sie im damaligen Südwest- Fernsehen Weihnachtsgeschichten, es folgte eine eigene Radiosendung „Mundart am Samstag“ – eine einstündige Livesendung, die sie sich im wöchentlichen Rhythmus mit vier Kollegen teilte. Später produzierte Heidi Knoblich unzählige Beiträge für laufende Radiosendungen. Es ging um Land und Leute, wie auch eigene Geschichten und der Fokus dabei lag auf Baden. Ihre Mundart, der wunderbare Dialekt kam an, begeisterte die Zuhörer und so produzierte Heidi Knoblich unzählige Beiträge für laufende Radiosendungen.
„Un d Welt hät liislig gschnuuft“, ihr alemannisches Winter- und Weihnachtsbuch, ist eine Sammlung all dieser Weihnachts-geschichten und ist dann im Jahr 1998 erschienen.
„Zum Schreiben ist Sitzfleisch notwendig“
Das Entführen in andere Zeiten, andere Welten, das Eintauchen in das Leben verschiedener Beteiligter, das Schreiben an sich, der Weg auf die Zeitreise mit dem Hinterfragen warum es einst so war – „das ist meine Natur, denn ich habe schon immer geschrieben“.
Trotz drei Kindern und Ehemann hat Heidi Knoblich stets diszipliniert geschrieben, manchmal, wie sie sagt, wie im Rausch, wie in Trance, stundenlang am Stück, nächtelang. Zuhause hat sie ein eigenes Schreibzimmer – ihr heiliges Zimmer, in das keiner darf. „Ein Buch kann ich nur anfangen, wenn alles um mich herum aufgeräumt ist, aber während der Arbeit stört mich das Chaos dann nicht“.
Historische Bücher schreibt Heidi Knoblich am liebsten, das sei reizvoller, das Recherchieren, den Staub aus den Archiven auf der Haut zu spüren und das Herzrasen, wenn ihr alte Dokumente in die Finger kommen. Sie liebt diesen kriminalistischen Teil, um Puzzlestück für Puzzlestück aneinanderzureihen, zu verflechten, um daraus ein ganzes Bild werden zu lassen. „Die Frauen, über die ich schreibe, sind mir ähnlich und ich kann mich sehr gut in sie hineinversetzen“, schmunzelt mein Gegenüber.
„Alle Bäume haben als kleiner Samen angefangen“
Sie selbst ist in Zell im Wiesental geboren. Alle Bäume haben als kleiner Samen angefangen“, betont Heidi Knoblich. Eine Idee, die trägt, das Vertrauen wohin sie die Geschichte bringt, das Handwerk, das sie – ich will sagen – perfekt beherrscht und die unzählige Stunden am Rechner mit Fleißarbeit – dem Schreiben – all das hat diese Powerfrau drauf. Von nichts kommt nichts, auch wenn sie diese Gabe des Schreibens besitzt und mit Herzblut dabei ist, Zeile für Zeile. Immer wieder lässt sie sich auf Workshops des Literaturbetriebs, teils Spiegel-Bestseller-Autoren, ein, besucht die Textmanufaktur in Berlin, München oder Leipzig und feilt an ihren Worten und Geschichten, lernt immer wieder dazu. Zudem liest sie sehr viel, oft drei Bücher parallel und auch das schärft die Wortwahl, den Ideenreichtum, das Aneinanderreihen von Worten hin zu Sätzen, hin zu einem ganzen Buch. Sie fühlt beim Schreiben die Orte, die sie beschreibt, korrekte geschichtliche Hintergründe sind bestens recherchiert – nur bei den Liebesgeschichten, da nimmt sie sich jene Autoren-Freiheit.
„Ein gutes Buch muss am Ende glücklich machen“
Um ihre Gedanken zu sortieren ist Heidi Knoblich viel in der Natur unterwegs, geht im Sommer täglich 1.000 Meter schwimmen, liest viel und hört Musik. Sie will authentisch bleiben und lehnt manches Angebot deswegen auch ab, „denn ein gutes Buch muss am Ende glücklich machen“. Sie zitiert Kafka mit „Ein gutes Buch muss die Axt sein für das Eis in unseren Herzen“.
„Es gibt viele starke Frauen“, so auch jene, mit denen sie sich ausgiebig befasst: Constanze Mozart und Fanny Mayer beispielsweise. Erstere: „Constanze Mozart geb. Weber“ ist die bislang unbekannte, doch wohldokumentierte Geschichte von W.A. Mozarts zäher und gescheiten Gefährtin, die das Entstehen seiner Werke miterlebte, und der es maßgeblich zu verdanken ist, dass uns diese heute bekannt sind. Für ihren Geburtsort Zell im Wiesental schreibt Heidi Knoblich zum Thema „Constanze Mozart geb. Weber“ Inszenierungen und organisiert Konzerte, Vorträge und Lesungen mit Mozart-Experten. Und die Zweite: In den Sommern 2012, 2013, 2014 und 2016 führte Heidi Knoblich als Fanny Mayer, der Pionierin des Skisports und des Fremdenverkehrs, in ihrem amüsanten Wandertheater „Mit Fanny am Feldberg“ mit Eseln, Schauspielern und einem Schwarzwälder Picknick auf den Spuren der „Feldbergmutter“ über den Feldberg. Die erfolgreiche szenische Wanderung basiert auf Heidi Knoblichs beliebtem historischen Roman „Winteräpfel", der 2003 erschien. Rund 10.000 Besucher haben diese Geschichte auch als Freilichtspiel im Jostal 2002 gesehen, 2003 wurde sogar ein Hörspiel für den SWR um Fanny Mayer produziert und drei Mal ausgestrahlt.
Emotion auszulösen ist ihr Anspruch
Heidi Knoblich löst mit ihren Büchern – inzwischen sind eine Vielzahl erschienen – Emotionen aus und genau das ist ihr Anspruch. Oft sind es Schicksale, die sie dabei in den Fokus stellt, stets Oberflächlichkeit vermeidend und in jedem ihrer Bücher kommt Schnee vor. Kinderbücher, historische Romane, Bühnenstücke, Hörspiele, Constanze-Mozart-Veranstaltungen, Wandertheater, Weihnachtsveranstaltungen – unzählige, wunderbare und so einzigartige Bäume sind aus den gesäten Samen von Heidi Knoblich gewachsen.
Gerade ihre Kinderbücher: „Zum Christkind auf den Feldberg“, „Alle warten auf das Lebkuchenweiblein“, oder auch „Xaver im Uhrenland“ – alle diese Geschichten für Kinder spielen im Schwarzwald und bringen so viel Heimat naher, traumhaft illustriert und immer im gleichen Stil sind die dazugehörigen Bilder der Illustratorin Martina Mair.
Man spürt die Liebe und Verbundenheit von Heidi Knoblich zu ihrer Heimat, den Blick zurück auf teils vergessene Zeiten, die in unserem heutigen Dasein aber oft so wertvoll im Hinblick auf das heutige Tun sind. Gerade schreibt sie an einem neuen Buch, nein nichts Historisches, okay, warten wir es ab, was bald aus der Feder der charmanten Schwarzwälderin zu lesen ist.