Familienfreundlichkeit als Erfolgsfaktor – Die Volksbank Freiburg als Vorreiter in der modernen Arbeitswelt
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein entscheidender Faktor für die Zufriedenheit, Produktivität und langfristige Bindung von Mitarbeitenden. Unternehmen, die sich diesem Thema aktiv widmen, leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Work-Life-Balance ihrer Beschäftigten, sondern steigern auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels.

v.l.n.r. des Landesfamilienrats des Lands BaWÜ, Tanja Ringhof, Nachhaltigkeitsmanagerin, Jens Hupperich, Bereichsleiter Personal und Isabel Achilles, Betriebsratvorsitzende
Die Volksbank Freiburg hat diesen Wandel früh erkannt und gezielt Maßnahmen ergriffen, um ein familienfreundliches Arbeitsumfeld zu schaffen. Ihr Engagement wurde mit dem Prädikat „Familienbewusstes Unternehmen“ gewürdigt – eine Auszeichnung, die Unternehmen für ihre vorbildliche Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erhält. Doch was genau steckt hinter dieser Zertifizierung? Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um diese Anerkennung zu erhalten? Und welche konkreten Maßnahmen hat die Volksbank Freiburg umgesetzt, um ihre Mitarbeitenden in unterschiedlichen Lebenssituationen bestmöglich zu unterstützen?
In unserem Interview mit Jens Hupperich, Bereichsleiter Personal werfen wir einen detaillierten Blick darauf, warum die Volksbank Freiburg, als einer der familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands ausgezeichnet wurde. Wir beleuchten die verschiedenen Maßnahmen – von flexiblen Arbeitszeitmodellen über mobile Arbeitsmöglichkeiten bis hin zu zusätzlichen Unterstützungsangeboten wie Kinderbetreuungszuschüssen und einem eigenen Familienzimmer. Zudem betrachten wir die Vorteile für die Mitarbeitenden und wie sich diese familienfreundliche Unternehmenskultur auf deren Zufriedenheit und Produktivität auswirkt.
Darüber hinaus gibt die Volksbank Freiburg Einblicke in ihre zukünftigen Pläne: Welche zusätzlichen Angebote sind in Planung, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu optimieren? Und welche Erfahrungen können andere Unternehmen aus dem familienfreundlichen Konzept der Bank mitnehmen?
Dieser Einblick in die familienbewusste Unternehmenskultur der Volksbank Freiburg zeigt eindrucksvoll, wie moderne Unternehmen Verantwortung übernehmen und gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Nachhaltigkeit verbinden können.
Region im Blick: Hauptgründe für die Auszeichnung: Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Gründe dafür, dass die Volksbank Freiburg, als einer der familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands ausgezeichnet wurde?
Jens Hupperich: Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist uns wichtig, und wir haben in diesem Bereich aus unserer Sicht auch schon viel zu bieten. Mit der Zertifizierung wollten wir unsere Maßnahmen auf den Prüfstand stellen und Anregungen erhalten, wie wir unser Angebot sinnvoll ausbauen können.
Das Prädikat „Familienbewusstes Unternehmen“ bewertet und würdigt das Engagement von Unternehmen sowie von Organisationen und Einrichtungen der Sozialwirtschaft in Baden-Württemberg zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Das Verfahren orientiert sich an der Größe und der Arbeitsweise des Unternehmens. Das Zertifizierungsverfahren läuft wie folgt ab:
- Beantwortung eines Fragebogens zur Selbsteinschätzung des Unternehmens
- Auf Basis dieser Rückmeldung findet vor Ort ein Interview mit der Unternehmensleitung und Mitarbeitenden statt
- Bewertung und Vergabe durch ein unabhängiges Gutachtergremium
- Verleihung des Prädikats
Die Zertifizierung ist einerseits ein Ansporn, uns kontinuierlich zu verbessern, und andererseits eine Wertschätzung für die Qualität, die wir bisher bieten.
Region im Blick: Prädikat „Familienbewusstes Unternehmen“: Was genau bedeutet diese Auszeichnung und welche Kriterien müssen Unternehmen erfüllen, um dieses Prädikat zu erhalten?
Jens Hupperich: Folgende Handlungsfelder werden bei der systematischen Bewertung und der Vergabe des Prädikats „Familienbewusstes Unternehmen“ berücksichtigt. Für Ihr Engagement in Bezug auf eine digitale Unternehmenskultur 4.0 kann ab sofort das Prädikat auch mit der Erweiterung „Ausgezeichnet Digital“ erworben werden.
- Führungskompetenz
- Geldwerte Leistungen
- Kommunikation
- Arbeitszeit
- Bürgerschaftliches Engagement
- Arbeitsorganisation
- Service für Familien
- Gesundheit
- Personalentwicklung
- Arbeitsort
Dieser Einblick in die familienbewusste Unternehmenskultur der Volksbank Freiburg zeigt eindrucksvoll, wie moderne Unternehmen Verantwortung übernehmen und gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Nachhaltigkeit verbinden können.

Region im Blick: Ergriffene Maßnahmen: Welche spezifischen Maßnahmen hat die Volksbank Freiburg umgesetzt, um das Prädikat „Familienbewusstes Unternehmen“ zu erlangen?
Jens Hupperich: Aktuell beschäftigt die Volksbank Freiburg 133 Teilzeitkräfte, die im Durchschnitt 68 % der regulären Arbeitszeit leisten. Dies entspricht einer Teilzeitquote von 32,4 %, die seit Jahren stabil bei etwa einem Drittel der Belegschaft liegt. Die vereinbarte Wochenarbeitszeit der Teilzeitkräfte wird auf die gewünschte Anzahl der Wochenarbeitstage verteilt, sodass die Angestellten ihre Sollstunden entsprechend ableisten können. Ein großer Vorteil dabei sind die sehr flexiblen Arbeitsmodelle, die den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht werden.
Mobiles Arbeiten, wo es möglich ist: Die Bank ermöglicht mobiles Arbeiten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Arbeitsplätzen, an denen es möglich ist. 60% der Arbeitszeit sollen die Mitarbeiter in Präsenz arbeiten, 40% können sie Remote von zu Hause aus arbeiten. Dieses Modell setzt die Bank konsequent und erfolgreich seit Jahren um.
5 more days: Alle Mitarbeitenden können zusätzlich zu dem tariflichen Jahresurlaubsanspruch von 30 Urlaubstagen fünf weitere Urlaubstage gegen Gehaltsverzicht beanspruchen. 50% der Mitarbeitenden nutzen dieses Angebot.
Kita-Platz: Die Volksbank Freiburg stellt Ganztageskitaplätze mit unserem Kooperationspartner Junikäfer für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verfügung, die sehr schnell wieder vollumfänglich arbeiten möchten.
Kinderbetreuungszuschuss: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Angebot der Kitaplätze bei den Junikäfern nicht nutzen, erhalten für die Betreuung ihrer Kinder in einer Kita oder bei Tageseltern einen Zuschuss von 50 Prozent der Betreuungskosten (ohne Verpflegung) in Höhe von maximal 300 Euro monatlich pro Kind. Nach unseren Erfahrungen präferieren unsere Mitarbeitenden für die Betreuung ihrer Kinder eine wohnortsnahe Betreuungseinrichtung. Mit dem Kinderbetreuungszuschuss unterstützen wir dies.
10 Kindkranktage pro Jahr und Kind: Laut Tarifvertrag stehen den Arbeitnehmern in Fällen des § 45 SGB V (Erkrankung eines Kindes bis zum vollendeten 12. Lebensjahres) 10 Arbeitstage pro Kind und Jahr unbezahlte Freistellung zu. Die Volksbank Freiburg übernimmt als zusätzliche soziale Leistung die bezahlte Freistellung bis zu zehn Tage pro Kind und Jahr.
Das Familienzimmer bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, im Beisein ihres Kindes an einem vollwertig ausgestatteten Arbeitsplatz zu arbeiten, wenn die Kinderbetreuung nicht gewährleistet werden kann. Es kann bei Bedarf reserviert werden.
Der Betriebsrat ist bei der Umsetzung und Betreuung der Maßnahmen stets involviert und unterstützt diese vollumfänglich.
Region im Blick: Welche Aspekte der Unternehmenskultur sind entscheidend für die Familienfreundlichkeit eines Arbeitgebers?
Jens Hupperich: Entscheidende Aspekte der Unternehmenskultur für die Familienfreundlichkeit eines Arbeitgebers sind gute Teamarbeit, die Rücksichtnahme auf familiäre Belange und Verständnis für Notsituationen. Ein weiterer zentraler Faktor ist die Grundhaltung der Führungskräfte, die Vertrauen gegenüber den Mitarbeitenden zeigen. Schließlich tragen Unterstützungsangebote, wie Kinderbetreuung oder Hilfe bei der Pflege von Angehörigen, maßgeblich zur Familienfreundlichkeit bei. So entsteht ein Umfeld, in dem Beruf und Familie besser vereinbart werden können.
Region im Blick: Vorteile für Mitarbeiter: Welche konkreten Vorteile bringt das Prädikat für Ihre Mitarbeiter? Besonders interessant wäre es, hierbei auf Themen wie die Vermittlung von Kita-Plätzen, die Bezuschussung von Betreuungskosten oder flexible Arbeitszeitmodelle einzugehen. Könnten Sie dies anhand eines Beispiels einer Mitarbeiterin verdeutlichen?
Jens Hupperichiburg: Das Prädikat ist ein Zeichen sowohl nach innen als auch nach außen. Es verdeutlicht, dass Familienfreundlichkeit für uns ein ernstzunehmendes und wichtiges Anliegen ist.
Erfahrungsbericht Manuela Kaletta, Bereichsleiterin Baufinanzierung: Mein Mann und ich arbeiten beide als Führungskräfte in Teilzeit mit 80%. Ohne sein Mitwirken könnte ich weder dem Anspruch unseres Kindes auf seine Eltern, meinem eigenen Wunsch, aktiv Zeit mit unserem Sohn zu verbringen, noch meinem Jobprofil gerecht werden. Die Mär von der Supermama, die alles mühelos meistert, dabei stets toll aussieht und immer gute Laune hat, werden Sie von mir nicht hören. Es braucht einen engagierten Partner und einen unterstützenden Arbeitgeber, damit das gelingen kann, ohne dass man sich selbst ausbeutet oder die Kinder darunter leiden.
Apropos toller Arbeitgeber:
Ich habe bei der Volksbank Freiburg die Freiheit, meine Aufgaben so zu organisieren, dass ich beiden Verantwortungen gerecht werde. Das bedeutet für mich „Gehalt für Verantwortung und nicht Gehalt für Zeit“. Ich erlebe hier einen Rahmen und die Unterstützung, die es mir ermöglichen, den Balanceakt nachhaltig zu meistern. Verantwortungsbewusstsein, Struktur und Zielorientierung helfen zusätzlich. Trotzdem wäre alles nicht möglich ohne eine zuverlässige externe Betreuung. In unserem Fall ist das doppelt wertvoll, da wir vor Ort keine familiäre Unterstützung durch Großeltern haben.
Ein großes Dankeschön für den unkomplizierten Zugang zur Premium-Betreuung geht daher an die Kita Junikäfer. Auch wenn wir die Betreuungszeiten von fünf Tagen pro Woche ganztags bei weitem nicht ausschöpfen, ist es eine enorme Erleichterung, schnell und verbindlich eine Platzzusage in diesem Umfang gehabt zu haben. Wir wissen unser geliebtes Kind bestens liebevoll und kompetent betreut. Flexible Bring- oder Abholzeiten erleichtern unseren Alltag. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass die Volksbank das noch zusätzlich finanziell unterstützt. Für Eltern mit insgesamt mind. 150% Arbeitszeit und einem Elternteil in der Volksbank übernimmt diese 50% der Betreuungskosten bis zur Einschulung.
Region im Blick: Einfluss auf Zufriedenheit und Produktivität: Wie wirkt sich Ihre Familienfreundlichkeit auf die Zufriedenheit und Produktivität Ihrer Mitarbeiter aus?
Jens Hupperich: Unsere Familienfreundlichkeit steigert die Zufriedenheit und Produktivität unserer Mitarbeitenden erheblich. Forschungsergebnisse legen nahe, dass Familienfreundlichkeit eine zentrale Erwartung der Familien ist.[1] Ohne diese würden wir weniger potenzielle Mitarbeitende anziehen. Durch ein familienfreundliches Arbeitsumfeld erhöhen wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber und fördern die Bindung und Leistung unserer Mitarbeitenden.
Region im Blick: Digitale Lösungen: Welche digitalen Tools oder Plattformen nutzt die Volksbank Freiburg, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern?
Volksbank Freiburg: Im Rahmen unserer digitalen Lösungen setzt die Volksbank Freiburg verschiedene Tools ein, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Dazu gehört unter anderem Microsoft 365 (M365), dass die Zusammenarbeit fördert und es unseren Mitarbeitenden (wo umsetzbar) ermöglicht, remote zu arbeiten und so flexibel auf die Anforderungen des Familienlebens einzugehen. Darüber hinaus bieten wir Weiterbildungen in Form von web-basierten Trainings (Webbased Trainings) an, die jederzeit und ortsunabhängig absolviert werden können.
Region im Blick: Wie können andere Unternehmen von den Erfahrungen der Volksbank Freiburg profitieren?
Jens Hupperich: Wir sehen uns nicht in der Rolle, andere Unternehmen zu belehren. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, unsere eigenen Prozesse und Angebote kontinuierlich zu verbessern, um als attraktiver Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen zu werden. Durch diese Fokussierung auf unsere internen Stärken und die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden können wir wertvolle Erfahrungen sammeln, die möglicherweise auch für andere Unternehmen von Interesse sein könnten. Auch wir sind immer an Good Practice Beispielen interessiert, von denen wir lernen können. Deswegen sind wir auch im familynet-Netzwerk engagiert.
Region im Blick: Welche weiteren Schritte plant die Volksbank Freiburg, um ihre Position als familienfreundlicher Arbeitgeber weiter auszubauen? Gibt es zusätzliche Maßnahmen, die Sie in Erwägung ziehen?
Jens Hupperich: Der Fokus unserer Angebote für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegt aktuell auf Angeboten in Bezug auf Kinder. Die Unterstützung unserer Mitarbeitenden in Pflegesituationen ist noch ausbaufähig. Hier möchten wir uns verbessern zum Beispiel durch die Ausbildung zu Pflegelotsen.
Ausbildung zu Pflegelotsen: Wir wollen Mitarbeitende die Möglichkeit geben, sich zu Pflegelotsen ausbilden zu lassen. Pflegelotsen können Kolleginnen und Kollegen beraten, wenn ein Pflegefall von Angehörigen eintritt. Diese können Auskunft darüber geben, welche Schritte einzuleiten sind und an wen man sich am besten wenden kann.
Mitarbeitendenbefragung: Wir planen eine umfassende Befragung, um detaillierte Einblicke in die Bedürfnisse und Herausforderungen unserer Mitarbeitenden hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewinnen. Ziel dieser Befragung ist es, konkrete Maßnahmen zu identifizieren, die dazu beitragen, eine bessere Balance zwischen beruflichen Verpflichtungen und familiären Anforderungen zu ermöglichen. Indem wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, möchten wir ein vielfältiges, inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden ihr volles Potenzial entfalten können.
Erweiterung des Angebots für ältere Kinder: Die Bank prüft, ihr Betreuungsangebot auch auf Kinder über 6 Jahre auszuweiten. Familien stehen vor der Herausforderung, dass Schulkinder 75 Ferientage im Jahr haben. Selbst wenn beide Elternteile jeweils 30 Urlaubstage haben, können sie nicht alle Ferientage abdecken. Besonders in Grundschulen endet der Unterricht oft zur Mittagszeit. Als Bank möchten wir daher Angebote zur Nachmittagsbetreuung für Schulkinder anbieten.