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Nachrichten aus Blickpunkt: Moderne Frauen

Diskussion im Europa-Park Stadion: „Equal Play – Equal Pay“ und die Zukunft des Frauenfußballs

Spielerinnen wollen von ihrem Gehalt leben können - brauchen dafür aber keine Millionen

v.l.n.r.: Janina Minge, Profifußballerin beim SC Freiburg und Nationalspielerin, Hans-Martin Hellebrand, Vorstand badenova, Theresa Merk, Cheftrainerin der Frauenmannschaft des SC Freiburg, Felicia Mutterer, Journalistin und Managerin beim FC Viktoria Berlin, SC-Spielerin Hasret Kayikci und ZDF-Reporterin Claudia Neumann

Frauenfußball und Männerfußball sind zwei grundverschiedene Paar Stiefel. Das wurde bei der Diskussion im Europa-Park Stadion in Freiburg mehr als verdeutlicht. Im Gespräch des vom SWR (die Landeszentrale für politische Bildung) und dem SC Freiburg initiierten Formats waren bei einer Beteiligung von rund 100 Zuhörern dabei: die SC Spielerinnen Hasret Kayikci und Janina Minge, Cheftrainerin Theresa Merk, ZDF-Reporterin Claudia Neumann, DFB-Koordinatorin "Frauen im Fußball" Doris Fitschen sowie Hans-Martin Hellebrand (badenova). Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Felicia Mutterer, Journalistin und Managerin beim FC Viktoria Berlin.

Noch nie haben sich so viele Menschen in Deutschland für Frauenfußball interessiert

Was aber können Vereine und Verbände selbst verändern, um Frauen die gleichen Chancen und Möglichkeiten im Profifußball zu ermöglichen, wie der Männerwelt? Inwiefern kann und sollte die Politik eingreifen, um den Frauenfußball langfristig erfolgreich und attraktiv für Medien, Sponsoren und Nachwuchssportlerinnen zu machen? Das waren die Fragen an diesem Abend, die ausreichend betrachtet wurden.

Cheftrainerin Theresa Merk

Die Zukunft des Frauenfußballs steht und fällt mit dem Gehalt

Während von den Damen im Fußball sehr viel Professionalität gefordert wird, reicht das Einkommen vom Kicken allerdings nicht aus, viele der Spielerinnen müssen deshalb arbeiten gehen. Da gebe es laut Theresia Merk auch große Unterschiede in den Ligen, sie spricht von einer Wettbewerbsverzerrung, wenn Spielerinnen nebenher arbeiten müssen und andere nicht.  Zudem gebe es in den Ligen eine zwei- bis drei-Klassen-Gesellschaft. Bei einer Gesamt-Professionalisierung der Liga sei da Gehalts-Thema zwingend erforderlich. Laut einer Sportschau-Umfrage verdienen ein Drittel der Bundesliga-Spielerinnen etwa 500 Euro brutto im Monat, zwei Prozent der Spielerinnen gaben an, mehr als 5.000 Euro im Monat zu verdienen, ein Viertel verdient nichts.

Dass sich die Lizenzeinnahmen aus der Frauen Bundesliga seit dieser Saison um ein Vielfaches erhöht haben, erstaunte das Publikum.

Die Medienrechte für die FLYERALARM Frauen-Bundesliga haben sich im Vergleich zur aktuell noch laufenden Rechteperiode um das 16-fache erhöht und liegen ab Sommer 2023 bei jährlich 5,17 Millionen Euro brutto. Die Livespiele sind bei MagentaSport, DAZN, ARD und ZDF sowie Sport1 zu sehen. 

Felicia Mutterer, Journalistin und Managerin FC Viktoria 1889 Berlin

Doris Fitschen, sie war via Bildschirm zugeschaltet, wurde gefragt, was sich zwischenzeitlich im Frauenfußball verändert, habe: „In den letzten anderthalb Jahre hat sich doch eine Menge verändert. Das hat angefangen mit der WM 2019, wo das Thema Frauenfußball an einer Dynamik gewonnen hat, auch gesellschaftspolitisch eine höhere Relevanz gewonnen hat. Das vor allen Dingen auch international. Auch war für uns im letzten Jahr die EM ein Glücksfall und parallel haben wir eine Strategie entwickelt und haben in den Frauenfußball sehr viel investiert. Allein beim DFB wurden in den letzten anderthalb Jahren 12 neuen Stellen für den Frauenfußball geschaffen. Wir haben die Medienrechte top vermarktet das ist für uns enorm wichtig, weil das Thema Sichtbarkeit gerade im Frauenfußball wichtig ist, denn das ist die Basis für eine gute Vermarktung. Wir haben das Rad angeschoben, da ist eine Menge passiert. Seit 23 Jahre bin ich beim DFB vorher war ich als Spielerin tätig, also ich kenne den Frauenfußball wirklich sehr lange und habe da sehr viel erlebt. So eine Dynamik wie wir sie momentan erleben, habe ich noch nie erlebt und das ist für uns eine große Chance, die wir jetzt nutzen müssen und dranbleiben müssen um das Thema einfach weiterentwickeln.“

Felicia Mutterer erklärte hierzu: Im Schnitt kommen so ungefähr laut Kicker Tabelle 4.000 Zuschauer ins Dreisamstation da sind die Highlight-Spiele schon mit eingerechnet. Laut SC Freiburg sind es pro Spiel 2.000 Zuschauer die regelmäßig dabei sind.

Claudia Neumann, (Sport-) Reporterin und Redakteurin beim ZDF, Mainz

Claudia Neumann, als die Frau aus dem Sport, die Kommentatorin Deutschlands, die Reporterin beim ZDF und eben auch die Expertin für Frauenfußball wurde gefragt, warum die Medien so heiß auf dieses Produkt „Frauenfußball“, auf die „heiße Ware“ sind.

Claudia Neumann sieht die Dinge anders, gab aber Doris Fitschen recht. Die Entwicklung habe sich verändert, „weil wir eine ganz gute Weltmeisterschaft in Frankreich erlebt haben, dann kam die Coronakrise, die sehr viel im gesamten Fußball hinterfragt hat, Menschen haben den gesamten Fußball hinterfragt, das Business Fußball wir erinnern uns alle Task Force beim DFL, DFB die große, große Sorge kommen die Menschen wieder zurück in die Stadien.“ Das habe sehr viele Menschen dazu bewegt, einmal über den Fußball insgesamt nachzudenken auch über den Frauenfußball. Ihr größtes Kompliment ging an allen direkten Player, an die Spielerinnen, Trainerinnen und Trainer, die in dem letzten Jahre wirklich ein Qualitäts-Quantensprung hingelegt haben.

National in der Breite, und auch international in der Spitze. „Ich möchte es auf den Punkt bringen: ich erwarte ein Konzept eine Idee einen kreativen Plan, was will ich eigentlich mit dieser Frauen Bundesliga. Aus meiner Sicht gäbe es jetzt eine so große Möglichkeit sich von gewissen Gepflogenheiten und Entwicklungsstufe des Männerfußballs perfekt zu trennen und was Kleineres und Kompakteres und vielleicht wirklich nahbar Authentisches anzubieten, was die Menschen als Alternative tatsächlich annehmen können. Dafür brauche ich aber wirklich ganz viel Kreativität viel Professionalität und vor allen Dingen einen gemeinschaftlich erarbeiteten Plan.“ Sie sieht den Deutschen Fußballbund in der Pflicht und sieht eine Lösung in Prämien.

Felicia Mutterer: „Es ist nur ein Baustein ich glaube wir sind in der Entwicklung erst am Anfang das ist so bisschen wie bei der KI, da sind wir auch in den Kinderschuhen, so ist es beim Frauenfußball auch, aber es gibt zumindest jetzt mal das Montagsspiel das 200.000 Leute gucken.“

Claudia Neumann hält es indes für falsch, einen Spieltag über vier Tage zu zerfleddern, wie bei den Männern. „Ich glaube der Wettbewerb ist ganz wichtig“, dafür erntete Neumann sehr viel Beifall.

Hans-Martin Hellebrand, Vorstand badenova Freiburg

Und welche Rolle spielt die badenova als Sponsor, übrigens seit 2016 bei den Frauen?

Hans-Marin Hellebrand: „Uns war es von Anfang an wichtig, den SC Freiburg zu unterstützen und nicht einfach als normales Sponsoring, sondern bewusst eben, wir haben es Wertepartnerschaft genannt. Bewusst eben daran anzusetzen, dass wir als badenova, als ein regionaler Energieversorger mit dem Anspruch die Welt besser zu machen mit Fokus auf Energie, hier genau zum SC Freiburg passen. Der SC eben auch mit dem Anspruch, die Welt besser zu machen.     Wir wollen als Hauptsponsor tätig sein, aber nicht nur durch Geld, sondern auch mit Maßnahmen. Da hatten wir beispielsweise letztes Jahr ein gemeinsames Event. Wir sind mit einem Teil unserer Belegschaft nach Köln gefahren und haben medial aufmerksam gemacht, dass wir unsere Frauenmannschaft unterstützen. Ich glaube es ist wichtig, dass wir Menschen begeistern.

Der Präsident des SC Freiburg, Eberhard Fugmann

Der Präsident des SC Freiburg, Eberhard Fugmann sagt: „Der SC Freiburg plane wirtschaftlich und zahle konservativ. Zur Frauenmannschaft gab er zu bedenken, dass hier eine Unterdeckung von 2,3 Millionen Euro bei einem Gesamtbudget von 4,3 Millionen Euro bestehe, diese lasse sich auch in Zukunft tragen, auch langfristig. Dennoch äußerte Fugmann, dass die Finanzplanung nachhaltig gestaltet werden müsse. „Es wäre utopisch und leichtsinnig mit konkreten Zahlen und Zielen zu kommen, denn es kommt schließlich auf die Einnahmen-Situation an“, so Fugmann weiter. Man müsste über künftige Formate im Frauenfußball nachdenken, die viel Publikum generieren, die dann auch wieder viele Sponsorengelder und Medienerlöse bringen. „Das ist dann eine andere Einnahme-Situation und die müsste sich dann auch auf die Gehälter der Spielerinnen auswirken.  Die Zielrichtung ist klar: „Wir wollen den Frauenfußball weiterentwickeln und dazu gehört die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Frauenfußballs.“

Text/Bild: Region im Blick

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