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Nachrichten aus Blickpunkt: Moderne Frauen

Annette Greve: „Ich brauche keine Hobbies, ich liebe meinen Beruf – denn das ist meine Berufung“

Vollkommen natürlich, ungeschminkt und überaus charmant öffnet mir Annette Greve die Tür zum walnuss teegARTen nahe des Endinger Marktplatzes gegenüber dem Portal der Martinskirche.

Dieser hat heute geschlossen, damit wir ungestört plaudern können und das macht dann auch so richtig Spaß.Frauenpower, ja, da kann die sympathische, stets lachende Annette Greve durchweg mithalten, denn sie tanzt wahrlich auf vielen Hochzeiten – das aber richtig gut. Hut ab dafür von mir, nachdem ich das alles angehört habe und dabei staune, welche teils verborgenen Talente so zum Vorschein kommen. 1962 geboren, hatte Annette schon immer ein Faible für alte Sachen und Geschichte. Sie war schon immer anders, individuell, von Markenlabels hielt sie nichts und sie trägt  auch heute noch keine blauen Jeans, „die hat ja jeder“. Wenn sie Zeit hätte, würde sie sich ihre Kleider übrigens selbst nähen, aber diese Zeit investiert sie in ihre Berufung als Schauspielerin, als Theaterleiterin und als Chefin des walnuss teegARTens. Dieses Kleinod in Endingen hat sie im Jahr 2014 eröffnet, wobei die Grundidee bereits anlässlich der 1. Kaiserstuhltage 2008 in Endingen geboren wurde. Anlässlich dieser Tage fanden im Innenhof des Verwaltungsgebäudes des Theaters  DEUTSCHE KAMMERSCHAUSPIELE die 1. Kaiserstühler Hofgespräche mit einer Reihe von Gästen aus dem Kaiserstuhl statt. Das Verwaltungsgebäude ist ein unter Denkmalschutz stehendes, liebevoll von den Eigentümern Hildegard und Ernst Fuchs restauriertes, 500 Jahre altes Bauernhaus, in dem Annette Greve und der am 26. August 2015 verstorbene Georg A. Weth, die Leiter des Theaters DEUTSCHE KAMMERSCHAUSPIELE, seit dem Jahr 2000 ihre Heimat gefunden haben. Es ist übrigens eines der ältesten, vielleicht sogar das älteste noch existierende Haus

Aber alles, was die dynamische Annette anpackt, muss auch Hand und Fuß haben und so wollte sie professionell etwas aufbauen. Dass sie gerne Tee trinkt und backt, das reichte noch nicht, um die Idee umzusetzen. Dann kam im Jahr 2011 die Dali-Ausstellung in Riegel und bei einem Gespräch wurde ein Plenum-Konzept angedacht und ausgebaut. Den idyllischen Garten mit einem den Hof überdachenden Walnussbaum – typisch für den Kaiserstuhl – den hatte sie und so wurde ein Konzept gestrickt. Der walnuss teegARTen mit seinen mega leckeren Walnuss-Produkten ist Partner des Markenprogramms KAISERLICH genießen der Region Naturgarten Kaiserstuhl.

Alles produziert die quirlige Frau selbst, wie den Walnuss- oder den Rosmarintaler, den Kräuterkäsekuchen, das Möhrenküchli, die Möhrensuppe oder die verschiedenen Quiches. Auch vegane Kuchen stehen im Angebot, alle sozusagen zu nachtschlafender Zeit mit viel Liebe und Herzblut und natürlichen besten Zutaten gebacken.
40 Sitzplätze bietet der idyllische Garten, der bei näherem Hinsehen auch viel Kunst, eben „Art“ birgt und sich für verschiedene Feierlichkeiten bestens anbietet. „Nach der Saison wird der Tisch gedeckt“, so Annette Greve, die nichts null-acht-fünfzehn organisiert, sondern das Besondere: so wird mit wunderbarem Geschirr, mit Weimarer Porzellan aufgetischt, es gibt sogar Herren-Gedecke wie zu Goethes Zeiten aus dem 18. Jahrhundert, außergewöhnliche Tee-Gedecke und Suppen-Gedecke. „Übrigens kann ich dieses ganze Geschirr nicht in die Spülmaschine stecken“, ergänzt die Wirtin, die betont: „bei mir gibt es nicht das Normale, wie quadratisch, praktisch, gut“. Das Ambiente stimmt, man kann sich fallen lassen und Kraft tanken in dieser Oase, die so einladend mit ihren weißen Sitzpolstern und roten Tischläufern wirkt.

Und wer mag, der kann hier auch die Schauspielerin erleben – als Bürgerin des 15. Jahrhunderts, die entsprechend gekleidet die Gäste begrüßt und im walnuss teegARTen über Endinges Historie erzählt.Und da wären wir schon bei Annettes anderer Berufung angelangt – wobei es keine Rolle spielt, wo man sie trifft, denn alles ist fließend und möglich und alles ist aufregend und immer wieder anders mit neuen Ideen in gewachsenem Ambiente hinter historischen Mauern des ehemaligen Fronhofes des Klosters Einsiedeln. Da ist nicht nur der walnuss teegARTen, sondern auch die Schauspielerin in Person. Annette Greve begann schon als Kind eine Ausbildung im Klassischen Ballett, Modern-, Step- und Jazz Dance. Neben dem Gesangsunterricht schloss sich ein Studium der Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft und Politische Wissenschaften an der Universität in Erlangen-Nürnberg an. Die praktische Arbeit im Schauspiel war ihr jedoch wichtiger und so schlug sie den Weg als Schauspielerin ein. Ihr Interesse gehört dem Theater mit allen Facetten und handwerklichen Fähigkeiten als Gesamtkunstwerk. Dazu gehören auch die Dinge hinter den Kulissen: wie Kostüm, Schuhe, Bühnenbild, Requisiten, Ton- und Lichttechnik, Schreinerarbeiten, und alles, was zum Theater dazu gehört.

as Theater DEUTSCHE KAMMERSCHAUSPIELE, deren Leitung Annette Greve inne hat, ging 1993 aus den von Georg A. Weth 1967 gegründeten „Badischen Kammerschauspielen“ hervor, die sich als Tourneetheater in Deutschland sowie im Ausland einen guten Ruf machten. Wer jetzt gerechnet hat, der weiß, dass die DEUTSCHEN KAMMERSCHAUSPIELE in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiern. Dazu wird es ein Jubiläumsfestival in der Zeit vom 29. Oktober bis 12. November 2017 unter dem Motto „Theaterfreuden mit Freunden“ geben.

„Wir sind in Baden-Württemberg und europaweit unterwegs, spielen etwa bis zu 160 Vorstellungen im Jahr“, betont Annette Greve, die in die verschiedensten Rollen schlüpft. Sie spielt Rollen mit Charakter, dazu müsse man nicht immer schön sein, erklärt sie. Also immer die Prinzessin – weit gefehlt….

Was das Märchen dem Zuschauer schenkt,
ist der Glaube an die eigene Kraft,
an das Glück,
ist Selbstvertrauen und Zuversicht,
mit dieser Welt fertig zu werden.

Ganz bewusst orientieren wir uns mit unseren Produktionen nicht am Film- und Fernsehalltag“, verweist die Theaterleiterin zum Thema Märchen. „Wir zeigen den Kindern das Erbe unserer Weltkultur. Die Tradierung der Märchen, besonders derer der Brüder Grimm, sind uns eine Herzensangelegenheit“. Ihre Märchen seien Ratgeber und Vorbilder für verschiedene Lebenslagen.
Im kommenden Jahr werde es in der Produktionsgruppe „theater aktuell“ wieder eine Uraufführung geben. Das Thema: „Ausgrenzung in der Gesellschaft durch eine Krankheit – eine Andersartigkeit!“ Exemplarisch dafür wird die Parkinsonsche Krankheit stehen.
Und dann gibt es ja noch das StadtErlebnisSpiel, welches die umtriebige Annette zusammen mit Georg A. Weth im Jahr 2005 als Bürgerbühne aus der Taufe gehoben hat. Über die vielfältige Geschichte der Kaiserstuhlstadt Endingen wurde ein Theaterstück konzipiert: „Sag‘, wem gehört die schöne Stadt?“ In den Jahren hat es sich immer wieder ein wenig verändert. So hat  Annette zuletzt auch die Tovar-Szene geschrieben und dem Spielgeschehen hinzugefügt, in der es um die Auswanderung von Endinger und Kaiserstühler Bürgern nach Venezuela im 19. Jahrhundert geht. Für alle, die das StadtErlebnisSpiel nicht kennen: rund 120 Bürgerinnen und Bürger Endingens agieren hier darstellerisch, musikalisch und tänzerisch Seite an Seite. An zehn Stationen in der Endinger Innenstadt werden die Besucher Zeuge der Gerichtsbarkeit. Es geht weiter zu einem der geheimnisvollen Brunnen von Endingen, wo man den Brunnengeist trifft. Man darf den Turmbläsern lauschen und über die Geschichte von einer der letzten Frauen, die noch im 18. Jahrhundert als Hexe verbrannt wurde, staunen, den Bauernkrieg erleben und vieles mehr.

Und überall ist Annette Greve ein Teil davon, ist aktiv, bringt sich ein. Auf Dauer sei es schwer, stets die nötige Kraft aufzubringen, meint sie, das auch in Bezug darauf, dass sie ihren Mann Georg A. Weth über einen langen Zeitraum bis zu seinem Tod gepflegt hat. „Dann schöpfe ich Kraft aus der Gemeinschaft in Endingen, die mich trägt oder in dem Zusammensein mit meiner Schwester“.

Die Powerfrau konzentriert sich auf eine Sache, auch wenn viele Ideen kommen, unter der Dusche oder beim Backen, dazu steht sie morgens schon in aller Herrgottsfrühe auf. „Ich brauche keine Hobbies, ich habe meinen Beruf, meine Berufung“, lacht sie und Radfahren oder wandern gehören für sie sowieso zum Leben dazu.
„Ich lebe aus dem Bauch heraus, ebenso entwickle ich meine Rollen auf der Bühne und gebe mein Bauchgefühl in der Regiearbeit an meine Schauspielkollegen weiter“, schmunzelt sie und das wird deutlich. Annette lebt den Augenblick, ist individuell und passt in keine Schublade. Für alle, die das lesen, zitiert sie Heinz Rühmann: „Ich habe mein Kind in die Tasche gesteckt und wenn ich es brauche, hole ich es heraus“. Wahrlich kein schlechter Tipp liebe Annette.

www.deutsche-kammerschauspiele.de
www.stadterlebnis-endingen.de
www.walnuss-teegarten.annette-greve.de

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