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Nachrichten aus Baden bewegt

Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Daniel Zeiler: „Unsere Kernkompetenz: Wir sind nah an den Menschen“

Daniel Zeiler - Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau ist seit rund einem Jahr in dieser wichtigen Position. Das veranlasste „Region im Blick“ nachzuhaken, auch mit Blick auf Künstliche Intelligenz (KI), Stadtteil Dietenbach, Weltspartag und MUNDOLOGIA.

Daniel Zeiler - Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau

Herr Zeiler, Sie sind seit gut einem Jahr in Ihrer neuen Position. Wie wurde Ihr Leben dadurch verändert, haben sich Ihre Erwartungen in dieser Position erfüllt?

Ich war sehr viel in unserer Region unterwegs im letzten Jahr, aber das ist gut so. Ich bin dabei, unser Geschäftsgebiet und möglichst viele Mitglieder unserer Sparkassenfamilie vor Ort kennenzulernen, aber auch Kundinnen und Kunden und Vertreterinnen und Vertreter unserer Trägergemeinden. Die neue Aufgabe als Vorstandsvorsitzender macht mir sehr viel Spaß und erfüllt mich mit großer Freude.

Das klingt schon ziemlich anstrengend.

Im Gegenteil: Mir gibt das wahnsinnig viel. Die positiven Gespräche und Begegnungen machen mich optimistisch. Seit meinem Start wurde ich von den Menschen dieser Region Südbadens unglaublich herzlich aufgenommen. Was auch ungemein beim Ankommen hilft: Meine Familie und ich fühlen uns mittlerweile nicht nur wohl, sondern hier in der Region richtig zuhause.

Das FinanzZentrum der Sparkasse in Freiburg

Sie kommen aus Tuttlingen, wo Sie stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes waren. Zuvor haben Sie viele Jahre bei der Sparkasse in Pforzheim gearbeitet. Was ist in Freiburg anders?

Abgesehen von der Größe und regionalen Besonderheiten gibt es, was die Sparkasse angeht, keine signifikanten Unterschiede. Die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau ist tief in der Region verwurzelt. Die hohe Wertschätzung der Menschen in unseren Trägergemeinden, Unternehmen und natürlich unseren Kundinnen und Kunden, ist überall spürbar. Sehr interessant finde ich, dass man die Unterschiede in der Mentalität der Menschen doch sehr spürt.

Was ist anders?

Das pietistische Württemberg und das liberale Südbaden unterscheiden sich etwa in der Diskussionsfreudigkeit, in der Fokussierung und Stringenz, aber auch im Essen und Trinken. Die Südbadener sind halt einfach Genussmenschen.

Die SPK hat laut Ihrer Aussage nicht nur den Zinseszinseffekt von Geldanlagen im Auge, sondern auch den sozialen Zins – was bedeutet das?

Es geht dabei um die Frage: Was bewirken wir mit Geld? Sparkassen haben eine besondere Aufgabe, die sich in ihrem öffentlichen Auftrag widerspiegelt: Wir stellen nicht nur Bankdienstleistungen für alle Menschen, Unternehmen und Institutionen in der Region zur Verfügung, sondern arbeiten ganz direkt für das Gemeinwesen. Das reicht von der Unterstützung von Vereinen über Spenden und Sponsoring bis zur Gründung von Stiftungen in Bereichen wie Jugendarbeit, Sozialwesen, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Umwelt. Im Jahr 2022 haben wir dafür rund 1,7 Millionen Euro eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen Banken konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Region und setzen unsere Möglichkeiten hier ein.

20 Jahre MUNDOLOGIA – wie wichtig ist diese Veranstaltung für Sie?

Die Mundologia ist ein herausragendes Beispiel für unser gemeinnütziges Engagement. Wir fördern dieses Projekt seit seinen Anfängen, heute ist es eine der bedeutendsten Veranstaltungen im kulturellen Angebot Freiburgs und sogar das größte Live-Vortragsfestival Europas geworden. Unser Fokus liegt dabei nicht auf dem Nutzen für uns, die Sparkasse . . .

. . . sondern?

Es geht uns um den Mehrwert für die breite Öffentlichkeit. In unserer Meckelhalle bieten wir weitere interessante Veranstaltungen und Ausstellungen an, die bei den Menschen ziemlich gut ankommen.

Wie wird sich durch KI in Zukunft der SPK-Alltag verändern?

Was sich aktuell im Bereich Künstliche Intelligenz tut, verfolgen wir aufmerksam. Die Entwicklungen überschlagen sich ja geradezu! Also sollten wir auch schnell sein. Andererseits dürfen wir nichts überstürzen: Digitalisierung und neue Technologien eröffnen aufregende Möglichkeiten, bringen aber auch neue Unsicherheiten mit sich. KI-Technologie hat grundsätzlich das Potenzial, das Leben der Menschen zu verbessern und dem Menschen zu dienen.

KI bewältigt immer komplexere Aufgaben und liefert immer präzisere Ergebnisse . . .

. . . und viele Einsatzgebiete und An­wen­dungen kennen wir heute noch nicht. Gerade die Kombination von Finanzexpertise und KI-Anwendungen kann neue, bislang unbekannte Möglichkeiten hervorbringen. Aber bei allen Vorteilen, die es in Zukunft geben mag: Jede neue Technologie muss sich kritischen Fragen der Regulatorik stellen, etwa zum Thema Datensicherheit. Auch die Aufsichtsorgane bei EZB oder der BaFin haben das Thema auf ihrer Agenda. Wie die meisten deutschen Sparkassen nutzen wir den zentralen IT-Dienstleister Sparkassen-Informatik, der genau das leistet.

Wo wird KI bei der Sparkasse schon genutzt?

Wir stehen dabei noch am Anfang. Aber für uns ist klar, dass der echte Kontakt zwischen Menschen nicht ersetzt werden kann. Und da wären wir wieder bei unserer Kernkompetenz: Wir sind nah an den Menschen. Wenn KI da helfen kann, wie etwa zur Unterstützung in der Anlageberatung – gut so!

Herr Zeiler, die weltpolitische Lage lässt Baupreise und Zinsen weiter ansteigen.

Der Anstieg der Zinsen muss insbesondere auch vor dem Hintergrund der Inflation betrachtet werden. Auf längere Sicht wäre eine Niedrig- oder Nullzinssituation volkswirtschaftlich bedenklich. Im historischen Vergleich ist das aktuelle Zinsniveau noch niedrig. Dennoch spüren wir eine starke Zurückhaltung im Kreditgeschäft und vor allem bei den Baufinanzierungen.

Warum?

Viele Menschen können sich einen Immobilienkauf heute schwerer leisten als vor zwei Jahren. Was nicht nur an den Zinsen liegt, sondern an den stark angestiegenen Baukosten. Die aktuellen Krisen haben teils drastische Auswirkungen auf die Rohstoffpreise und auch deren Verfügbarkeit.

Aber der Wohnraumbedarf ist weiterhin hoch und das Angebot zu gering…

…weshalb vor allem der Druck auf die Mieten weiter steigen wird. Auch die Immobilienpreise in einer gefragten Region wie in und um Freiburg werden wohl hoch bleiben.

Was kann Entlastung bringen?

In Freiburg können Projekte wie der geplante neue Freiburger Stadtteil Dietenbach durchaus den Druck etwas mindern. Jedoch kommen zusätzliche finanzielle Herausforderungen durch die Energiewende und nachhaltige Wohnkonzepte auf uns zu. Hier sind verstärkte öffentliche Fördermittel von Bund und Land erforderlich.

Die Sparkasse wollte wie bekannt, die Vermarktung der Dietenbach-Grundstücke für den neuen Freiburger Stadtteil abgeben. Wie geht es hier konkret weiter?

Die Stadt Freiburg hat die alleinige Weiterentwicklung in die Hand genommen. Aber wir werden weiterhin mit unserer Kompetenz bei der Vermittlung von Immobilien und vor allem mit der klassischen Baufinanzierung unterstützen, wenn die Stadt uns hier braucht.

Der Weltspartag liegt gerade hinter uns. Ist er heute noch zeitgemäß?

Sparen hat nach wie vor seinen Sinn. Aber wir müssen die Art anpassen, wie wir sparen und zeitgemäße Möglichkeiten nutzen. Aktien, ETFs und Fonds sind wichtige Bestandteile zum langfristigen Aufbau von Vermögen, weil hier höhere Renditen möglich sind als bei klassischen Sparanlagen. Hier sehen wir unsere Rolle, die Menschen und besonders junge Menschen, durch gute Beratung zu begleiten.

Wie sehen Sie die Rolle der Sparkassen in der Zukunft?

Natürlich als Wegbegleiter! Die Welt verändert sich rapide. Wir können die Menschen und Unternehmen hier vor Ort dabei unterstützen, Schritt zu halten. Wir haben eben über Künstliche Intelligenz gesprochen: Gleiches gilt für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Wir haben als regional orientiertes und öffentlich-rechtliches Kreditinstitut einen großen Hebel, um gesellschaftliche Veränderungen mitzugestalten! Wir können durch Orientierung und Expertise, vor allem aber mit der Bereitstellung der notwendigen Mittel für Institutionen und Wirtschaftsunternehmen bei nachhaltigen Finanzierungen wirklich in der Breite wirksam werden. Wer, wenn nicht wir, kann so ein Megathema wie Nachhaltigkeit in die Mitte der Gesellschaft tragen?

Interview für Region im Blick: Heike Scheiding /Fotos: Sparkasse

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