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Nachrichten aus Baden bewegt

Badenova-Unternehmenssprecher Dr. Roland Weis geht in den Ruhestand

Was ihm nach 20 Jahren im Unternehmen fehlen wird – „die Kantine“

Die Badenova AG & Co. KG – als Marke badenova geschrieben, ist das größte Energieversorgungsunternehmen in Südbaden. Der Hauptsitz ist in Freiburg.

Dr. Roland Weis geht in den Ruhestand

RiB/Böhme

Dr. Roland Weis war hier bis vor wenigen Tagen, bis zur Verabschiedung in seinen wohlverdienten Ruhestand, Unternehmenssprecher. Der gelernte Journalist und Buchautor mit Zeitungs- und Radiovergangenheit wirkte seit 2002 bei der badenova. Seit 2009 leitete er die Unternehmenskommunikation und seit 2014 zusätzlich das Marketing.

Region im Blick sprach zum Abschied nach zwei Jahrzehnten mit Dr. Roland Weis. Zu seinem Werdegang bei der badenova sagt Weis: „Ich bin 2002 zu Badenova gekommen. Das Unternehmen war damals gerade aus der Fusion von vormals sechs regionalen Stadtwerken entstanden, darunter als größtes die Freiburger FEW. Es gab in dieser bewegten Anfangszeit aber nur eine Person für Presse- und Öffentlichkeit, diese Stabsstelle direkt beim Vorstand sollte verstärkt und professionalisiert werden. So bin ich dazugekommen. Ich war zunächst Leiter der internen Kommunikation und stellvertretender Pressesprecher, habe die Mitarbeiterzeitschrift und das Intranet des Unternehmens aufgebaut, später auch die Verantwortung für das Kundenmagazin übernommen.   

Als 2009 mein Vorgänger Erich Möck in den Ruhestand ging, wurde ich Leiter der Stabsstelle Unternehmenskommunikation und damit auch Unternehmenssprecher, verantwortlich für die gesamte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Drei Jahre später kam im Zuge einer internen Umorganisation auch noch das komplette Image-Marketing dazu, das damals vom vertrieblichen Marketing getrennt wurde. Wir hatten damit eine schlagkräftige Einheit geschaffen, in der sämtliche für die Marken- und Imagekommunikation notwendigen Instrumente und Kanäle in einer Hand waren. Die Stabsstelle war damit auf rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Im Zuge dieser Umorganisation wurde mir dann auch für badenova Prokura erteilt.“

Gerd Lache

Warum sollte es für Dr. Roland Weis gerade das Unternehmen badenova sein?

Dr. Roland Weis: „Ich war und bin bis heute leidenschaftlicher Journalist. Es ist mir also nicht leichtgefallen, damals die Schreibtischseiten zu wechseln und in die Pressestelle eines Unternehmens zu gehen. badenova war ein spannendes Projekt, eine Fusion in Zeiten der Liberalisierung der Energiemärkte, die ich als damaliger Radioredakteur intensiv begleitet hatte. So wusste ich also, welche enormen Herausforderungen vor dem neu gebildeten Unternehmen lagen. Das hat mich gereizt. Vor allem aber haben mich die Themen des Unternehmens gereizt, denn es sind die Zukunftsthemen schlechthin: Sichere und ökologische Energieversorgung, Lebensqualität für die Region, Innovation, kommunale Verankerung, dezentrales Gegengewicht zu den zentral agierenden Konzernen, regionale Verankerung und Verantwortung. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Hier stand ein Unternehmen mit gesellschaftlich relevanten Aufgaben, das war nicht einfach nur irgendeine Pressestelle. Für die Pressearbeit einer Schraubenfabrik oder einer Verpackungsfirma hätte ich mich sicher nicht vergleichbar begeistern können.“

In solch einem großen Unternehmen gibt es unzählige Projekte und gebiete, was war Ihr Steckenpferd?

Dr. Roland Weis: „Als Einzelthema oder Projekt hat mich eigentlich immer die Geothermie begeistert. Badenova war hier bereits zwischen 2004 und 2008 Pionier, musste dann ihre Ideen aber wegen der missratenen Versuche in Staufen und der daraus resultierenden Ängste in der Region auf Eis legen. Jetzt kommt wieder Fahrt in die Thematik, was ich unbedingt richtig finde. Man muss sich vorstellen, dass 99 Prozent des Erdinnern heißer als 1000 Grad sind, vom restlichen Prozent sind wiederum 99 Prozent heißer als hundert Grad. Das ist eine gigantische Energiereserve, mit der die Menschheit bis in alle Ewigkeit versorgt werden könnte, wenn es gelingt, sie intelligent und gefahrlos anzuzapfen. Wir sind am Oberrhein durch die geothermische und geologische Situation besonders privilegiert, weil es hier einen leicht zu erschließenden Zugang zu diesen Reserven gibt. Es wäre also unverantwortlich, es nicht mindestens zu versuchen. Neben diesem Einzelthema/Projekt war mein thematischer roter Faden bei Badenova eigentlich immer die Rolle und Bedeutung des Unternehmens für die regionale Wertschöpfung und für die Lebensqualität in der Region.  2017 habe ich erstmals das Pestel-Institut in Hannover beauftragt, diesen Beitrag badenovas wissenschaftlich zu erfassen und zu bewerten. Seither legt Badenova darüber jährlich in ihrem Gemeinwohlbericht detailliert Rechenschaft ab.“

Im Laufe so vieler Jahre und selbst als Journalist, gab es sicherlich auch das eine oder andere skurriles Erlebnis mit Journalisten. Dr. Roland weis erinnert sich auf diese Frage folgendermaßen: „Erlebnisse mit Journalisten sind fast immer skurril. Ich erinnere mich an einen Fotografen, der sich zu einem Fototermin angemeldet hatte, aber nicht erschien. Irgendwann klingelte das Telefon und der Vermisste meldete sich mit der Bitte, man möge ihm doch entgegenfahren und einen Kanister mit Benzin mitbringen. Er habe nämlich einen leeren Tank und stehe nun irgendwo an der Straße. Lustig fand ich auch immer die völlig unbedarften Radiopraktikanten, die unserem Vorstand bei Pressekonferenzen das Mikrofon unter die Nase hielten und aufforderten: “Nun sagen Sie erst einmal, wer Sie sind, wie Sie heißen und was Ihre Funktion bei Badenova ist.” Ein bisschen zum Fremdschämen. Ansonsten hatte ich glaube ich ein sehr gutes, vertrauensvolles und wertschätzendes Verhältnis zu den Journalisten und Redaktionen. Wichtig war immer: Schnelle Reaktion bei Anfragen egal welcher Art, ehrliche Antworten. Es muss und darf immer nur die Wahrheit sein, alles andere verbietet sich. Allerdings muss man ja nicht immer die ganze Wahrheit offenbaren, man kann auch weglassen. Aber niemals etwas erfinden oder verbiegen. Das war immer mein Grundsatz.“

Und jetzt, ein Abschied mit weinendem und lachendem Auge? 

Dr. Roland Weis: „Ich gehe im Reinen mit mir und meinem Unternehmen. Es gibt kein weinendes Auge, denn die Welt dreht sich sicher auch ohne mich weiter und ich glaube und hoffe, dass ich ein gut bestelltes Feld, eine motivierte und leistungsstarke Mannschaft und die richtige strategische Ausrichtung hinterlassen habe. Alles Weitere liegt nicht mehr in meiner Hand.“

Dr. Roland Weis und eines seiner neuen Projekte

Plötzlich im Ruhestand, das bedeutet eigentlich auch jede Menge freier Zeit. Wie wird diese ausgefüllt?  

Dr. Roland Weis: „Bücher schreiben! Das ist ja schon immer mein Steckenpferd gewesen. Es gibt meine Reihe der Schwarzwaldkrimis mit dem Lokalreporter Alfred. Da ist jetzt soeben der neueste Band “Schluchseenixen” erschienen und da wird es sicher noch weitere Fälle geben. Dann habe ich mein Großprojekt “Die Neue Welt”, das ist eine Romanreihe historischer Romane, die sich in fünf Bänden mit der Entdeckungs- und Eroberungsgeschichte Mittel- und Südamerikas beschäftigt. Band eins ist bereits auf dem Markt, Band zwei soll unter dem Titel “Bis zum Südmeer” noch in diesem Jahr vor Weihnachten erscheinen. Darüber hinaus bin ich immer noch leidenschaftlicher Regionalforscher und Historiker und werde nach zuletzt den “Burgen im Hochschwarzwald” auch wieder ein regionalgeschichtliches Projekt in Angriff nehmen, diesmal eine Geschichte der Schenken, Herbergen und Wirtshäuser des Hochschschwarzwaldes. Und wenn ich dazwischen die Möglichkeit habe, werde ich auch wieder stärker journalistisch arbeiten und für Zeitungen, Zeitschriften und Online-Plattformen schreiben.

Und was fehlt Dr. Roland Weis nach seinem Abschied bei der badenova?

„Die Kantine.“

 

 

 

Text:Heike Scheiding

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